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moderne Bibelforschung vs. Neigung zum Herrschaftswissen
#1
Guten Tag,

... soweit ich das sagen kann waren die ersten Bibelforscher darauf bedacht in gewisser Hinsicht ein Herrschaftswissen zu sichern. Das zeigt auch der Umstand, dass die Qumran-Texte für von einer kleinen Schaar von Ordensbrüder verwaltet wurde. Die Zugänglichkeitsmachung auch für andere Wissenschaftler hat lange gebraucht und wurde teilweise meines Wissens sogar per Klage erzwungen. Das ist in zweifelsohne nicht gerade ein Ruhmesblatt.

Das Bibeltexte stets der Einordnung in den Kontext brauchen ist heute wohl im allgemeinen anerkannt. Ich persönlich kann aber nicht erkennen, dass die moderne Bibelforschung große Fortschritte seitdem gemacht hat. Es fehlen natürlich auch neuere Erkenntnisse. Das wird wohl auch so bleiben, wenn keine bahnbrechende neue Thesen die Wissenschaftswelt erschüttern werden.

Für den normalen Christen ist es überdies seltsam wenn Wissenschaftler sich über bestimmte Auslegungen richtig emotional streiten können. Wenn das der Wahrheitsfindung dient, sollte man darüber jedoch hinwegsehen können.
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#2
Kreutzberg schrieb:..., dass die Qumran-Texte für von einer kleinen Schaar von Ordensbrüder verwaltet wurde.

Die im Bestand des Israel Museums in Jerusalem befindlichen Texte wurden 1977 veröffentlicht.

Der Großteil der Texte, der sich im Besitz des Palestine Archaeological Museums befindet, war nur wenigen Wissenschaftern zugänglich. Diese Texte wurden dem Wissenschaftsbetrieb erst in den 90er-Jahren des vorigen Jhs über Sicherungskopien aus dem Besitz der Huntington Bibliothek in Los Angeles zugänglich gemacht.

Siehe auch HIER (klick!)!
MfG B.
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#3
(12-08-2019, 15:58)Kreutzberg schrieb: ... soweit ich das sagen kann waren die ersten Bibelforscher darauf bedacht


In welchem Jahrhundert siehst Du die ersten Bibelforscher ?
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#4
Archaeologie in Israel und das Verhaeltnis zu gewissen Kirchen ist eh ein Thema fuer sich. Viele fundamentalistische Kirchen spuelen viel Geld in den israelischen Archaeologiebetrieb. Heutzutage arrangiert man sich, indem Fachpublikationen neutral gehalten werden, aber Pressekonferenzen schon mal den Geldgebern nach dem Mund reden. Die Diskrepanzen zwischen diesen grenzt zum Teil an Komik.

Aber noch mal zum "Herrschaftswissen": das laesst sich letztlich nicht ganz vermeiden. Wer von uns kann schon Hebraeisch, Aramaeisch und Altgriechisch. Auch ist das Material oft so umfangreich, dass man, wenn man sich nicht Vollzeit damit beschaeftig, kaum hinterhekommen kann. Wenn man dann von Uebersetzungen abhaengt, kann das schon kritisch werden. Ich hatte schon verschiedene Uebersetzungen desselben Textes (wenn ich mich recht erinnere, die Oden Salomos) gelesen, wobei eine klar christlich klang, waehrend die andere davon keine Spur hatte. Da gibt's halt oft einen gewissen Spielraum, den man als Nichtkenner dieser Sprachen nur zur Kenntnis nehmen kann.
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#5
Das von mir angesprochene Beispiel ist ja nur ein besonderes grasses.
Mit Herrschaftswissen hat das eigentlich gar nichts zu tun. Das nehme ich an dieser Stelle mal ausdrücklich zurück.

Es ist möglicherweise eine ausgeprägte Neigung zu Profil-Neurosen, die hier die Antriebskraft darstellt. In der modernen Wissenschaft ist eigentlich kein Platz mehr für Leute die meinen sich in 1. Linie auf Kosten anderer besonders hervorzutun
zu müssen und Exklusivforschung gibt es eigentlich auch nicht mehr.

Dabei ist Ehrgeiz in der Wissenschaft an sich bestimmt ja keine schlechte Eigenschaft. Es gilt aber seit eh und je dass eine Forschungshypothese ja auch mit Beweisen untermauert werden muss wenn Anerkennung erzielt werden sollte.

Das war in den 50er Jahren offenkundig noch nicht der Fall. Die Vorkommnisse in der beginnenden Studiums der Qumran-Rollen zeigen das dies nicht immer so war.

Wenn der Vatikan tatsächlich allen Bibelforschern und Theologen den Zugang zur Vatikanbibliothek ermöglichen will dann wären wir schon bedeutend weiter - aber sind wir wirklich so weit ?! - Davon bin ich ehrlich nicht so richtig überzeugt.

Ich habe keine Ahnung wie sich das damals entwickelt hat - es gab aber sicherlich vor dem 2. Weltkrieg eher exklusiv-privilegierte Zirkel die dem Vatikan wohl gesonnen waren. Die Forschungsrichtung war also vor dem Start schon vorgegeben.
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#6
Forscher sind auch nur Menschen. Da gibt's manchmal schon Seilschaften, die eventuell ausgehebelt werden muessen. Das passiert immer wieder, auch heute noch. Zum Glueck regelt sich das alles immer mit der Zeit, auch wenn es manchmal so lange dauert, bis ein paar der dominanten Figuren weggestorben sind.
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#7
Das ist zwar eine klare Position, aber wo stehen wir denn heute wirklich ?
Ich bin nicht davon überzeugt, dass wir in der Bibelforschung wirklich in der Modernen angekommen sind.

Wenn bei der Forschung ein Blickfilter besteht kann man nicht objektiv neue Erkenntnisse gewinnen.
So sind Chronisten und römische Briefeschreiber im 1. Jahrhundert auch heute noch wertvoll um
etwaige Wissenslücken zu schließen.

So hat wahrscheinlich Paulus in seiner Ära auch einige wertvolle Kontakte zu wohlhabenden Römern
gepflegt. Das würde auch erklären, wieso er so lange unbehelligt geblieben war.
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#8
Hmm, es gibt wohl immer noch Reibungspunkte zwischen Altertumswissenschaftlern und Theologen, was Methoden, Datierungen etc. angeht. Die meisten Altertumswissenschaftler halten sich da lieber heraus, aber es ist halt ein langer Prozess, bis man da auf Augenhoehe ist.
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#9
Am Ende sollte aber doch die Sachkompetenz den Ausschlag geben für Anerkennung und Förderung in der Altertumsforschung.

Ich habe den Eindruck diese haben aber nur sehr wenige und dadurch entsteht eine Art "Wissensoligopol" ...
> es ist auf Dauer sehr unbefriedigend wenn Fortschritte nur in der Archäologie des alten Israels gemacht werden.
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#10
Was ich meine, ist, dass die Altertumswissenschaften etablierte Methoden haben. Diese kommen ueberall zur Anwendung, wie in Aegypten, Assyrien und praktisch ueberall sonst. Beim "alten Israel" mischen halt ueberall Theologen unterschiedlichster Couleur mit, und viele Altertumswissenschaftler haben keine Lust, sich in das Wespennest zu setzen.
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#11
(12-08-2019, 15:58)Kreutzberg schrieb: - - -
Für den normalen Christen ist es überdies seltsam wenn Wissenschaftler sich über bestimmte Auslegungen richtig emotional streiten können. Wenn das der Wahrheitsfindung dient, sollte man darüber jedoch hinwegsehen können.

Bevor die Aufklärung ihren Siegeszug antrat, galt in Kirchen und Gemeinschaften die Schrift als Gottes Wort. Um die “richtige” Auslegung wurden Kriege geführt. Von den Streitigkeiten  zeugen z.B. die während des Dreißigjährigen Kriegs in großer Zahl erschienenen Flugschriften.

Heute streiten sich die großen Kirchen kaum mehr über die Auslegung der Schrift. Konsens ist eine gewisse Distanz zur Schrift, was z.B. die historischen Angaben betrifft. Auch das Engagement christlicher Gemeinschaften in Bezug auf die  Exegese  hat merklich nachgelassen
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#12
Off-topic Beitraege entfernt. Bitte nicht jeden Thread mit dem gleichen Kram vollmuellen!
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#13
Es ist an dieser Stelle m. E. noch ein wichtiger Punkt noch unklar :
müssen den Bibelexperten nicht auch Bibelauslegungen im Rahmen der Exegese fundiert begründen ?

> das scheint nicht der Fall zu sein, daher kommen ja auch so eigenartige Bibeldeutungen zustande,
über die sich ein Laie nur wundern kann. 

> vor diesem Hintergrund geht es in der Bibelanalyse nicht selten auch häufig sehr unwissenschaftlich
zu. Das kann eigentlich nicht Sinn der Sache sein.
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#14
Ich glaube nicht, dass Bibelexegese das Ziel hat, wissenschaftlich zu sein. Sie muss es auch gar nicht. Die Tradition, die von juedischer Seite kommt, hat immer schon die Texte auf andere Vorgaenge bezogen, die Geschichten stark erweitert, vollkommen neue Seitengeschichten aus einzelnen Halbsaetzen gesponnen, etc.

Es gibt viele Traditionen, die sich aus solchen Interpretationen entwickelt haben, z.B., dass der Vater Abrahams heidnische Idole schnitzte und den Dienst, vor diesen Opfer durchzufuehren, verkaufte. Das steht nicht in der Bibel, aber in den alten Auslegungsbuechern.

Ein interessanter Seitenaspekt dabei ist, dass das erste Evangelium eventuell gar nichts anderes war als eine Auslegung alttestamentlicher Texte, die auf eine in dem Moment sehr brennende Situation angewandt wurden.
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#15
Das kann man sicherlich so vertreten. Dennoch bleibt am Ende offen was denn nun eine seriöse
Bibelforschung ausmacht. Wenn es Lehrstühle für Theologie gibt muss diese Frage auch zufrieden-
stellend beantwortet werden können.

Auf jeden Fall exklusive Wissenszirkel sind Gift für die Bibelforschung, weil damit der Verdacht
einer einseitigen Auslegung ja gerade deutlich und sichtbar verstärkt wird.
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