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Schulpflicht in Frage stellen
(16-11-2019, 17:53)eddyman schrieb: . . . wenn einer als Strafe an einem Unterrichtsfach nicht mehr teilnehmen durfte . . . da liegt den Kindern auf einmal was an der ganzen Sache . . .


Temporäre Sperre für einen Tag, eine Woche, zwei Wochen oder permanente Sperre ?
Eine temporäre Sperre für drei Tage schadet nichts, denn Kinder sind ja auch jedes Jahr drei Tage krank und versäumen den Unterricht und holen das mühelos nach

Ein Teilnahmeverbot für immer wäre aber schon eine überzogene Strafe. Kann ich mir aber schwer vorstellen
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Man kann Mathe spannend unterrichten (zB die Weizenkörner auf dem Schachbrett) oder formal und öd

Wenn der Unterricht spannend ist, dann interessieren sich auch die Kinder dafür. Allerdings darf man nicht zu schnell vorgehen - ein angemessenes Tempo ist halt bei Kindern schon sehr langsam und da werden dann die 11-Jährigen erst so weit sein wie die 9-Jährigen in der staatlichen Schule.

Die Eltern und die Lehrer und das Kind sollen sich fragen, ob das Kind einmal Mathematik studieren will. Wenn es Jurist oder Historiker werden will, dann ist die ganze Mathematik in den Gymnasien ohnehin überdreht

Aber wir diskutieren hier über Kinder im Heimunterricht in Österreich im schulpflichtigen Alter und dieses endet mit 15

Und in der österreichischen "Neuen Mittelschule" (moderne Bezeichnung für die in Verruf geratene Hauptschule) der 10 bis 14-Jährigen ist ja das Niveau in Mathematik ohnehin sehr bescheiden. Da können gebildete Eltern problemlos mithalten
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Mein Punkt am Bsp Summerhill war, dass Freiheit und Selbstbestimmung eine Identifikation der Schüler mit ihrer Schule geschaffen haben. Ich persönlich hatte diese Identifikation nie, wenn sie gebrannt hätte, es wäre mir egal gewesen.

Sinai schrieb:Man kann Mathe spannend unterrichten (zB die Weizenkörner auf dem Schachbrett) oder formal und öd

Hier muss eben eine Verlagerung stattfinden, von "Mathe" zu "spannend unterrichten". Es sollte in erster Linie um das "Entzünden" gehen, aber das stellt natürlich höhere persönliche Anforderungen an die Erzieher (egal ob Eltern oder Lehrer), nur wer selber ein bisschen scheint, kann etwas weitergeben. Mit anderen Worten: die Vorbildfunktion, das Sein steht im Mittelpunkt, nicht das Haben von angelernen Informationen. Deswegen wäre die Forderung absolut legitim, dass die besten Leute in einer Gesellschaft in die Erziehung gehen sollten. Ein neues Lehrer-Ethos müsste her. Ich kann mich aus meiner Schulzeit an einen Top-Refferendar erinnern, den alle geliebt haben, der aber nicht angenommen wurde und dann eine Schreinerlehre gemacht hat. Bindungsfähigkeit, persönlicher Einsatz, Feedback der Schüler, all das sind keine Kriterien.

Sinai schrieb:Die Eltern und die Lehrer und das Kind sollen sich fragen, ob das Kind einmal Mathematik studieren will. Wenn es Jurist oder Historiker werden will, dann ist die ganze Mathematik in den Gymnasien ohnehin überdreht

Schule, wie sie jetzt in Deutschland ist, ist zu rigide, und es ist schön zu sehen, dass die Diskussion über mehr Flexibilität stattfindet, was nicht einen einheitlichen Lehrplan (dem die Lehrer bei mir immer hinterhergehechelt sind), sondern die Interessen und Fähigkeiten des Kindes in den Mittelpunkt stellt. Ein Kind sollte auch die Möglichkeit bekommen, schon früh seinen Interessen gezielt nachgehen zu können, und nicht so viel Zeit und Energie verlieren zu müssen. Wie es im Moment aussieht, ist Homeschooling daher definitiv besser wenn man die Möglichkeit dazu hat, weil man so das Kind einfach besser respektieren kann.
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(18-11-2019, 17:56)eddyman schrieb: . . . wäre die Forderung absolut legitim, dass die besten Leute in einer Gesellschaft in die Erziehung gehen sollten.

Diesen "Ruf nach den Besten" hört man überall Icon_smile
Andere Beispiele die man oft hört:
Nur die besten sollen Arzt werden . . .
Nur die besten sollen Richter werden . . .


(18-11-2019, 17:56)eddyman schrieb: Wie es im Moment aussieht, ist Homeschooling daher definitiv besser wenn man die Möglichkeit dazu hat, weil man so das Kind einfach besser respektieren kann.

Aber nur, wenn man die Möglichkeit dazu hat (das heißt wenn der unterrichtende Elternteil die dazu nötige Bildung hat und wenn der unterrichtende Elternteil die Zeit dazu hat (max. 20-Stunden Woche) und wenn das Kind durch die Gewalt in der Schule leidet.

Anders ausgedrückt: wenn der unterrichtende Elternteil ungebildet ist, dann ist er als Lehrer ungeeignet. Er kann das Kind nicht unterrichten. In Österreich ist es dann am Ende des Schuljahrs aus damit (staatliche Prüfung des Kindes um den Unterrichtserfolg festzustellen) - und wenn der unterrichtende Elternteil voll berufstätig ist und keine 6 Stunden am Tag Zeit hat ist das ebenso unmöglich - und wenn das Kind kräftig ist und keineswegs von anderen Kindern unterdrückt wird, ist das Ausweichen in den Hausunterricht unnötig

Ich denke, Du meinst eher den Fall von besonders begabten Kindern. Hier ist keine generelle Aussage möglich. Ein Kind ist sehr musikalisch, lernt schon ab dem 5. Lebensjahr Geige, hat ein absolutes Gehör und spielt schon mit 8 Jahren wie ein kleiner Paganini - ein solches musikalisches Wunderkind soll nicht mit mathematischen Problemen gequält werden - es braucht einen individuellen Lehrplan, etwa 5 Tage in der Woche eine Stunde Geigenunterricht am Vormittag durch einen sehr guten Geigenlehrer und zwei Stunden Übungszeit am Nachmittag. Daneben halt Deutsch und Erdkunde und Geschichte und Religion und Rechnen (ohne in Richtung der Infinitesimalrechnung zu gehen). Wenn die Eltern reich sind, dann empfiehlt sich eine Privatschule

Nur wenn die Eltern mittelmäßig verdienen, geht sich eine Privatschule leider nicht aus - und falls zumindest ein Elternteil gebildet ist, dann könnte hier der Hausunterricht sinnvoll sein. Besser als der staatliche Unterricht jedenfalls (da schon vom Zeitplan flexibler; das Kind kann am Vormittag wenn es noch frisch ist, den Geigenunterricht genießen)
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Das Thema ist die "Schulpflicht in Frage stellen" - nicht "Wünschenswerte (Schul-) Erziehung"!
Ich halte es für besser, die Frage nach Erziehungsmethoden in einem anderen, neuen Thread zu diskutieren. Anderenfalls zerfasert das Thema.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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(14-11-2019, 16:36)Ulan schrieb:
(14-11-2019, 15:08)Gundi schrieb:
(14-11-2019, 12:29)Ulan schrieb: Das deutsche Schulsystem krankt nicht daran, dass ihm zu viel aufgebuerdet wird, sondern dass es den Eltern zu viel aufbuerdet.

Was wird den Eltern denn vom deutschen Schulsystem aufgebürdet?

Schulerfolg in Deutschland haengt davon ab, dass Eltern bei Hausaufgaben und beim Lernen direkt oder indirekt mithelfen. Ohne dies geht es nur in wenigen Faellen. Der weniger gut gestellte Teil der Bevoelkerung ist dazu meist weder finanziell noch intellektuell in der Lage. Die Statisktiken sprechen da eine eindeutige Sprache: in Deutschland kann Schule hieran fast nichts aendern.

Ich würde derlei halt nur bedingt als Bürde ansehen. Das Eltern ihren Kindern bei den hausuafgaben helfen sollte eigentlich selbstverständlich sein und dürfte im Grundschulalter auch kaum einen Erwachsenen überfordern.
Woran liegt es, dass dennoch viele Grundschulkinder keine Hilfe von ihren Eltern bekommen? Ist es wirklich das Schulsystem, oder stehen nicht auch die Eltern bei ihren eigenene Kindern ein Stück weit in der Verantwortung?

(14-11-2019, 12:29)Ulan schrieb: So frueh wie in Deutschland werden die Kinder fast nirgendwo nach Hause geschickt. "Hausaufgaben" unter Lehreraufsicht an der Schule sind verbreitet.

Ich weiß nicht, ob ich das so gut finde. Klar, um Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen mag das Model der Ganztagsbetreuung gut sein. Vielleicht würde sich das ein oder andere Kind aber auch wünschen, nicht den ganzen Tag außer Haus zu sein und seine Hausaufgaben lieber mit den Eltern machen.
Irgendwie finde ich den Gedanken, dass nach und nach immer mehr Familienangelegenheiten outgesourct werden befremdlich. Sicher, der heutigen Gesellschaft geschuldet (ein Alleinverdiener kann eben oftmals keine ganze Familie mehr ernähren) mag man das verstehen. Aber ob derlei wirklich der einzig richtige (und laut diversen Medien alternativlose) Weg ist?
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(16-11-2019, 18:14)Sinai schrieb: Man kann Mathe spannend unterrichten (zB die Weizenkörner auf dem Schachbrett) oder formal und öd

Man muss Mathe sogar "formal und öd" unterrichten, weil es ohne Theorie und Formeln nun mal keine Mathematik ist. Und in den höheren Klassenstufen kannst du nicht mehr mit Weizenkörnern auf Schachbrettern kommen.
Und es ist auch nicht jedes Kind der reine Praktiker. Dein Ruf nach Spannung und Entertainment vernachlässigt doch genauso einen Teil der Kinder wie das derzeitige Schulsystem.

(16-11-2019, 18:14)Sinai schrieb: Allerdings darf man nicht zu schnell vorgehen - ein angemessenes Tempo ist halt bei Kindern schon sehr langsam und da werden dann die 11-Jährigen erst so weit sein wie die 9-Jährigen in der staatlichen Schule.

Und was haben die 11-jährigen Kinder dann davon, dass sie zwei Jahre hinterher hinken?

(16-11-2019, 18:14)Sinai schrieb: Die Eltern und die Lehrer und das Kind sollen sich fragen, ob das Kind einmal Mathematik studieren will. Wenn es Jurist oder Historiker werden will, dann ist die ganze Mathematik in den Gymnasien ohnehin überdreht

Die wenigsten Kinder wissen doch mit 16, 17, 18 was sie später mal werden wollen. Gerade in dem Alter können sich Interessen auch noch einmal total verschieben, probiert man noch mal etwas Neues aus.
Außerdem ist der Schulstoff ja nun auch nicht unmachbar. Und es ist auch nicht verkehrt, wenn der Jurist, Historiker oder Mathematiker wenigstens Grundlagenwissen der jeweils anderen Disziplinen hat. Ansonsten bilden wir nämlich wirklich nur noch Fachidioten aus, die ihr eigenes Fach als den Mittelpunkt der Welt betrachten und keinerlei Verständnis für Methodiken und Vorgehensweisen anderer Disziplinen haben. Gerade heutzutage wird aber immer mehr ein Schwerpunkt auf interdisziplinäre Zusammenarbeit gelegt.
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(18-11-2019, 17:56)eddyman schrieb: Es sollte in erster Linie um das "Entzünden" gehen, aber das stellt natürlich höhere persönliche Anforderungen an die Erzieher (egal ob Eltern oder Lehrer), nur wer selber ein bisschen scheint, kann etwas weitergeben. Mit anderen Worten: die Vorbildfunktion, das Sein steht im Mittelpunkt, nicht das Haben von angelernen Informationen.

Derlei lässt sich natürlich immer leicht fordern. Klar, klingt "Entzünden" gut und "Vorbildfunktion". Nur, wie soll das ganze denn in der Praxis aussehen?

(18-11-2019, 17:56)eddyman schrieb: Deswegen wäre die Forderung absolut legitim, dass die besten Leute in einer Gesellschaft in die Erziehung gehen sollten. Ein neues Lehrer-Ethos müsste her.

Wer sind denn die "besten Leute in einer Gesellschaft"?
Ein Mensch der für sein Fachgebiet brennt muss nicht zwangsläufig auch ein guter Lehrer sein. Und ein ausgebildeter Lehrer hat normalerweise nie in der Disziplin gearbeitet die er als Schulfach studiert hat. Wo soll da das Feuer herkommen? Und wenn ein Feuer da wäre, würde der Lehrer dann nicht aktiv in seiner Disziplin arbeiten anstatt zu unterrichten?
Welche Definition gibt es für die "besten leute einer Gesellschaft"? Welche Vorraussetzungen braucht es, damit man deiner Meinung nach als Lehrer arbeiten sollte?
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(19-11-2019, 01:58)Gundi schrieb: Ich würde derlei halt nur bedingt als Bürde ansehen. Das Eltern ihren Kindern bei den hausuafgaben helfen sollte eigentlich selbstverständlich sein und dürfte im Grundschulalter auch kaum einen Erwachsenen überfordern.
Woran liegt es, dass dennoch viele Grundschulkinder keine Hilfe von ihren Eltern bekommen? Ist es wirklich das Schulsystem, oder stehen nicht auch die Eltern bei ihren eigenene Kindern ein Stück weit in der Verantwortung?

Das ist doch vollkommen am Problem vorbeiargumentiert. Es ist doch voellig egal, warum Eltern aus sozial schwachen Verhaeltnissen ihre Kinder nicht unterstuetzen; sie tun es halt nicht. Und ob das die Verantwortung der Eltern ist, interessiert letztlich auch nicht, wenn der Leidtragende das Kind ist. Das Kind zu bestrafen, weil man irgendeinem Ideal von Selbstverantwortung anhaengt, halte ich fuer ethisch fragwuerdig. Wir wissen doch, dass das deutsche System Klassenunterschiede zementiert und vererbbar macht, und wir wissen auch, wie es anders geht.

Natuerlich, wenn es als wuenschenswert angesehen wird, sicherzustellen, dass Kinder aus sozial schwachen Verhaeltnissen selbst sozial schwach bleiben, klar, dann nur weiter so wie bisher.

(19-11-2019, 01:58)Gundi schrieb: Ich weiß nicht, ob ich das so gut finde. Klar, um Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen mag das Model der Ganztagsbetreuung gut sein. Vielleicht würde sich das ein oder andere Kind aber auch wünschen, nicht den ganzen Tag außer Haus zu sein und seine Hausaufgaben lieber mit den Eltern machen.
Irgendwie finde ich den Gedanken, dass nach und nach immer mehr Familienangelegenheiten outgesourct werden befremdlich. Sicher, der heutigen Gesellschaft geschuldet (ein Alleinverdiener kann eben oftmals keine ganze Familie mehr ernähren) mag man das verstehen. Aber ob derlei wirklich der einzig richtige (und laut diversen Medien alternativlose) Weg ist?

Ich denke, diese Fragen sind beantwortet. Es hilft, auch mal ueber den deutschen Tellerrand hinauszuschauen; da braucht man nicht mal gross herumzuexperimentieren, da das alles schon getan wurde.

@Ekkard: Vielleicht trennen wir das einfach ab.
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(19-11-2019, 05:46)Ulan schrieb:
(19-11-2019, 01:58)Gundi schrieb: Ich würde derlei halt nur bedingt als Bürde ansehen. Das Eltern ihren Kindern bei den hausuafgaben helfen sollte eigentlich selbstverständlich sein und dürfte im Grundschulalter auch kaum einen Erwachsenen überfordern.
Woran liegt es, dass dennoch viele Grundschulkinder keine Hilfe von ihren Eltern bekommen? Ist es wirklich das Schulsystem, oder stehen nicht auch die Eltern bei ihren eigenene Kindern ein Stück weit in der Verantwortung?

Das ist doch vollkommen am Problem vorbeiargumentiert. Es ist doch voellig egal, warum Eltern aus sozial schwachen Verhaeltnissen ihre Kinder nicht unterstuetzen; sie tun es halt nicht. Und ob das die Verantwortung der Eltern ist, interessiert letztlich auch nicht, wenn der Leidtragende das Kind ist. Das Kind zu bestrafen, weil man irgendeinem Ideal von Selbstverantwortung anhaengt, halte ich fuer ethisch fragwuerdig. Wir wissen doch, dass das deutsche System Klassenunterschiede zementiert und vererbbar macht, und wir wissen auch, wie es anders geht.

Es geht nicht um bestrafen oder darum, Kinder nicht zu unterstützen. Ich teile lediglich deinen imho etwas pathetischen Begriff der "Bürde" nicht, welchen das deutsche Schulsystem den Eltern aufdrückt. Weil "bei den Hausaufgaben helfen" imho keine Bürde ist. Ob Eltern es dennoch nicht machen und wie damit umzugehen ist, ist eine ganz andere Frage. Und selbstverständlich sollte dabei staatliche Unterstützung gegeben werden.

(19-11-2019, 05:46)Ulan schrieb: Natuerlich, wenn es als wuenschenswert angesehen wird, sicherzustellen, dass Kinder aus sozial schwachen Verhaeltnissen selbst sozial schwach bleiben, klar, dann nur weiter so wie bisher.

Ich komme selbst aus einer sozial schwachen Familie und bei uns haben es alle vier Kinder "geschafft" (wie man so schön sagt). Ich behaupte ja gar nicht, dass es in anderen Ländern nicht besser läuft und das man auch bei uns noch einiges machen kann. Ich teile aber auch nicht deine Ansicht, nach welcher es angeblich so gar keine Möglichkeiten gäbe. Denn dem ist nicht so.

(19-11-2019, 05:46)Ulan schrieb:
(19-11-2019, 01:58)Gundi schrieb: Ich weiß nicht, ob ich das so gut finde. Klar, um Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen mag das Model der Ganztagsbetreuung gut sein. Vielleicht würde sich das ein oder andere Kind aber auch wünschen, nicht den ganzen Tag außer Haus zu sein und seine Hausaufgaben lieber mit den Eltern machen.
Irgendwie finde ich den Gedanken, dass nach und nach immer mehr Familienangelegenheiten outgesourct werden befremdlich. Sicher, der heutigen Gesellschaft geschuldet (ein Alleinverdiener kann eben oftmals keine ganze Familie mehr ernähren) mag man das verstehen. Aber ob derlei wirklich der einzig richtige (und laut diversen Medien alternativlose) Weg ist?

Ich denke, diese Fragen sind beantwortet. Es hilft, auch mal ueber den deutschen Tellerrand hinauszuschauen

Könntest du bitte derlei Phrasen lassen (über den deutschen Tellerrand hinausschauen)? Die Frage, ob Ganztagsbetreuung für jedes Kind das beste ist, lässt sich doch so allgemein gar nicht beantworten. Man kann auch an anderen Stellschrauben drehen, zb. dafür sorgen, dass in Familien nicht beide Elternteile Vollzeit arbeiten müssen und daher gar keine Zeit mehr haben, ihre Kinder zu unterstützen. Nicht jede Mutter oder jeder Vater findet es gut, das Kind von 6-18 Uhr außerfamiliär betreuen zu lassen, sieht sich aufgrund schlechter wirtschaftlicher Umstände aber dazu gezwungen. Ganztagsbetreuung ist doch teilweise auch eine Subventionierung wirtschaftlichen Lohndumpings und Effizienz. Und wenn Eltern es doch wagen, in Teilzeit zu gehen oder ein Elternteil gar ganz zu Hause bleibt, dann kommt aus feministisch-linken Kreise gerne der Vorwurf, der Diskriminierung der Frau und der Rückständigkeit.
Imho braucht es keinen alleinigen allgemeingültigen Weg. Es sollte nur jede Familie die Freiheit und Kapazitäten haben, selbst zu entscheiden.
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Meine Aussagen waren selbstverstaendlich statistisch zu sehen. Ich hab's auch geschafft, wobei meine Eltern da aber schon viel Vorarbeit geleistet haben.

Ich sehe jetzt nicht, was am Begriff "Buerde" pathetisch sein soll. Es ist eine, egal ob die Eltern das nun gerne machen, ueberhaupt nicht gerne machen oder es eventuell auch eben nicht koennen. Meine Eltern haben nicht mit den Hausaufgaben geholfen. Bei Fremdsprachen, Naturwissenschaften oder hoeherer Mathe waere das wohl auch gar nicht gegangen, obwohl mein Vater wohl bei Physik und Mathe haette helfen koennen, wenn er denn Zeit gehabt haette. Ich hab's trotzdem geschafft, aber das ist eben nicht bei jedem ein Selbstlaeufer. In diesem Punkt kommt Deutschland halt schlecht weg.

Und das mit dem "ueber den deutschen Tellerrand hinausschauen" ist keine Phrase. Meine vormalige Lebensgefaehrtin war in Erziehungswissenschaften engagiert, und bei einem Gespraech mit dem zustaendigen Ministerialreferenten (CSU) meinte dieser, er wuerde die EU-Studien nicht lesen, weil's in Deutschland sowieso am besten laufen wuerde. Wenn er die gelesen haette, haette er's besser gewusst.

Wie auch immer, dies ist eh ein muessiges Thema. Am deutschen Schulsystem wird sich zu meinen Lebzeiten nichts aendern, weil diejenigen, die das System gut durchlaufen haben, sich allen Aenderungen widersetzen. Andererseits ist es eh fraglich, ob gute Bildung fuer alle in der Zukunft noch viel helfen wird. Vom praktischen Gesichtspunkt her ist das eigentliche Threadthema tatsaechlich relevanter.
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(19-11-2019, 08:20)Gundi schrieb: Es geht nicht um bestrafen oder darum, Kinder nicht zu unterstützen. Ich teile lediglich deinen imho etwas pathetischen Begriff der "Bürde" nicht, welchen das deutsche Schulsystem den Eltern aufdrückt. Weil "bei den Hausaufgaben helfen" imho keine Bürde ist. Ob Eltern es dennoch nicht machen und wie damit umzugehen ist, ist eine ganz andere Frage. Und selbstverständlich sollte dabei staatliche Unterstützung gegeben werden.

Hausaufgaben sind bekannt dafür, dass sie  wenig bis nichts bringen. Weder den Schülern noch den Eltern.
Halben Tag Unterricht in der Schule und den anderen halben Tag  Unterricht zu hause..und dazu noch ein festes Terminprogramm unter Totalüberwachung, das sich Freizeitgestaltung nennt.

Die allermeisten Kindergehirne sind dafür einfach nicht geeignet. Auch nicht mit staatlicher Unterstützung.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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(18-11-2019, 23:06)Ekkard schrieb: Das Thema ist die "Schulpflicht in Frage stellen" - nicht "Wünschenswerte (Schul-) Erziehung"!
Ich halte es für besser, die Frage nach Erziehungsmethoden in einem anderen, neuen Thread zu diskutieren. Anderenfalls zerfasert das Thema.

Ab Beitrag # 186 geht die Diskussion um das Thema Ganztagsbetreuung
(19-11-2019, 01:58)Gundi schrieb: Klar, um Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen mag das Model der Ganztagsbetreuung gut sein. Vielleicht würde sich das ein oder andere Kind aber auch wünschen, nicht den ganzen Tag außer Haus zu sein und seine Hausaufgaben lieber mit den Eltern machen.
Irgendwie finde ich den Gedanken, dass nach und nach immer mehr Familienangelegenheiten outgesourct werden befremdlich. Sicher, der heutigen Gesellschaft geschuldet (ein Alleinverdiener kann eben oftmals keine ganze Familie mehr ernähren) mag man das verstehen. Aber ob derlei wirklich der einzig richtige (und laut diversen Medien alternativlose) Weg ist?


(19-11-2019, 05:46)Ulan schrieb:
(19-11-2019, 01:58)Gundi schrieb: Ich weiß nicht, ob ich das so gut finde. Klar, um Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen mag das Model der Ganztagsbetreuung gut sein. Vielleicht würde sich das ein oder andere Kind aber auch wünschen, nicht den ganzen Tag außer Haus zu sein und seine Hausaufgaben lieber mit den Eltern machen.
Irgendwie finde ich den Gedanken, dass nach und nach immer mehr Familienangelegenheiten outgesourct werden befremdlich. Sicher, der heutigen Gesellschaft geschuldet (ein Alleinverdiener kann eben oftmals keine ganze Familie mehr ernähren) mag man das verstehen. Aber ob derlei wirklich der einzig richtige (und laut diversen Medien alternativlose) Weg ist?

( . . . )

@Ekkard: Vielleicht trennen wir das einfach ab.


Hallo 'Ekkard'
Ich denke, daß ab Beitrag # 186 eine zwar interessante, aber andere Diskussion begann.
Eine Diskussion, ob und wie das staatliche Schulsystem zu reformieren wäre, ist ein neues Thema.
Hier in diesem Thread geht es jedoch um die Diskussion "Schulpflicht in Frage stellen"
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Kehren wir zum Thema zurück: "Schulpflicht in Frage stellen"

Ich fand im Artikel: Hausunterricht - Wikipedia einen nicht zu leugnenden Punkt:

Während etwa das Nachbarland Österreich einen liberalen Weg wählte, äußert sich der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung Vernor Muñoz besorgt über die restriktive Regelung in der Bundesrepublik Deutschland:
"Der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung Vernor Muñoz äußerte sich in seinem in Berlin veröffentlichten Bericht vom 6. März 2007 besorgt darüber, dass die restriktive deutsche Schulpflicht die Inanspruchnahme des Rechtes auf Bildung mittels alternativer Lernformen wie Heimunterricht kriminalisiere.[15]"

[15] Vernor Muñoz – Bildungsbericht – Abs. 62+93 – deutsch/englisch (PDF)

Klicken wir das an und lesen wir:

--


VEREINTE NATIONEN
Generalversammlung

UMSETZUNG DER UN-RESOLUTION 60/251 VOM 15. MÄRZ 2006 BETITELT „MENSCHENRECHTSRAT“
Bericht des Sonderberichterstatters für das Recht auf Bildung, Vernor Muñoz
Anhang
DEUTSCHLANDBESUCH (13. – 21. Februar 2006)

62. . . . wobei nicht vergessen werden darf, daß Eltern das Recht haben, die geeignetste Art der Bildung für ihre Kinder zu wählen, wie dies auch in Art. 13 der Internationalen Konvention über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte festgelegt ist. Die Förderung und Entwicklung eines Systems von öffentlicher, staatlich finanzierter Bildung sollte nicht die Unterdrückung von Bildungsformen zur Folge haben, die keine Anwesenheit in einer Schule erfordern. In diesem Zusammenhang erhielt der Sonderberichterstatter Klage über drohende Sorgerechtsentzüge von Eltern, die Homeschooling für ihre Kinder wählen.

93. Es wird außerdem empfohlen:
[…] g) Daß alle notwendigen Maßnahmen ergriffen werden sollten, um sicherzustellen, daß das Heimschulsystem vom Staat ordnungsgemäß überwacht, und dadurch das Recht der Eltern gewahrt wird, diese Bildungsform unter Berücksichtigung des Kindeswohls zu gebrauchen, wenn dies erforderlich und geeignet erscheint;
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Bitte nicht unterschlagen, dass Eltern nicht nur Rechte, sonder auch Pflichten haben.
Auch die Vereinten Nationen unterstützen "homeschooling" nur dann, wenn Eltern das Recht ihrer Kinder auf Bildung nicht gefährden/einschränken.

Die Vereinten Nationen verlangen auch nicht, dass "homeschooling" staatlich finanziert werden muss.

Das heißt also, dass Eltern die ihre Kinder  selbst unterrichten wollen, auch  alle Mittel dafür selbst aufbringen müssen.

Ebenso heist das, dass der Saat das Recht hat, einen solchen Unterricht  zu überwachen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, wenn ein solcher Home-Unterricht den Kindern  nicht mindestens jenen Bildungsstandart garantiert, den auch jede öffentliche Schule den Kindern vermitteln kann.



Wenn Eltern also ihre Kinder selbst unterrichten wollen, müssen sie sowohl die finanziellen Mittel, wie auch den dafür nötigen Bildungs-Background mitbringen.

Genau so, wie jeder der keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen will um zur Arbeit zu kommen, nicht vom Staat verlangen kann, ihm dafür eine eigene Luxuskarosse mit privaten Chauffeur nach eigener Wahl zur Verfügung stellen zu müssen.



Das sollte wohl hoffentlich jedem klar sein.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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