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Glauben, Wissen, Habermas
#1
Habermas hat sich in seinem aktuellen Werk umfassend mit dem Verhältnis von Glauben und Wissen auseinandergesetzt. Leider werde ich wohl in absehbarer Zeit nicht selbst dazu kommen, die Schrift zu studieren. Vielleicht hat es ja schon jemand hier getan? Derjenige könnte mir hier dann mundgerechte Bröckchen zuwerfen.

Mein Eindruck: Nachdem ein säkulares Zeitalter postuliert wurde, schlägt das Pendel zurück und Habermas versucht einen vernünftigen Ausgleich zwischen der Welt des Wissens und der Welt des Glaubens zu finden. Für mich persönlich sind Glauben und Wissen auch zwei Seiten einer Medaille, sodass ich mir in dem Buch gerne Bestätigung holen würde...
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#2
Ok, ich habe mir das Werk zugelegt und festgestellt, dass es für interessierte Laien unlesbar ist. Aber zum Glück gibt es ja noch von Gert Scobel "Der Ausweg aus dem Fliegenglas".
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#3
(29-02-2020, 11:51)Thomas der Ungläubige schrieb: Habermas


Habermas — mit diesem Namen wurde ich im Gymnasium und auf der Universität gequält.
Wir mußten seine Werke lesen - das war politisch so gewollt.

Ein politischer Autor der "Frankfurter Schule" — und seine Töchter Rebekka und Judith sind auch bekannt; Rebekka als Professorin für Geschichte an der Uni Göttingen und Judith im Verlagswesen (Wikipedia)

Warum willst du eigentlich, daß wir dir die Arbeit abnehmen sollen, und ein Werk von Habermas für dich lesen sollen, um dir dann, wie du schreibst
— mundgerechte Bröckchen zuzuwerfen ??
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#4
Mich interessiert einfach das Verhältnis von Glauben und Wissen.
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#5
@Sinai: Kannst du nicht einfach aus einem Thema rausbleiben, wenn es Dich nicht interessiert? Denn, dass das Thema Dich nicht interessiert, interessiert nun wirklich erst recht niemanden.

Solche Themen sind ja auch indirekt ein Versuch, ueber ein Buch zu diskutieren. Ist halt so, dass das hier anscheinend niemand getan hat, und dann endet so ein Thema mehr oder weniger von selbst.
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#6
Habermas ist deshalb nahezu unverständlich, weil er (bzw. die so genannte Frankfurter Schule) sich mit der Dialektik und dem Marxismus-Leninismus als "wissenschaftlicher Methode" auseinander setzt. Diese Hintergründe müsste man zunächst einmal studieren!

Mir persönlich ist daran äußerst unsympathisch, dass "gesellschaftspolitische Thesen" (Theorien) überhaupt als "wissenschaftlich" abgehandelt werden sollen bis hin zu Aussagen über Ethik. Ich habe, ehrlich gesagt, keine Lust, mir ellenlange Herleitungen anzulesen, die nur verschleiern, dass gesellschaftspolitische Vereinbarungen (und seien sie traditionsbedingt) aus sich heraus bzw. aus der geographischen, klimatologischen, pekuniären und historischen Situation bzw. Ressourcenlage einer menschlichen Partialgesellschaft (Volk, Gemeinde) entstanden sind bzw. entstehen (Gesetzgebung). In moderner Zeit ist direkt sichtbar, wie bestimmte Missstände durch Gesetze und Gesetzesänderungen parlamentarisch verhandelt werden. Dazu ist keine "Theorie" erforderlich, sondern nur die Frage zu beantworten, in welcher Art Gesellschaft wir zu leben wünschen - auch das: alles Verhandlungssache! "Theoretisch" also zwangsläufig tut sich da gar nichts.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#7
Danke für diese erhellende Einschätzung. Zu dem lesbaren Gert Scobel möchte keiner was sagen, fürchte ich.
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#8
(29-02-2020, 11:51)Thomas der Ungläubige schrieb: Für mich persönlich sind Glauben und Wissen auch zwei Seiten einer Medaille, sodass ich mir in dem Buch gerne Bestätigung holen würde...

Ich habe weder das Buch gelesen, noch kenne ich Habermas ausreichend, um dazu etwas beisteuern zu können.
Mich würde jedoch interessieren, inwiefern Glaube und Wissen zwei Seiten einer Medaille seien?
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#9
(16-12-2020, 17:45)Thomas der Ungläubige schrieb: Zu dem lesbaren Gert Scobel möchte keiner was sagen, fürchte ich.

Was ist zu G. Scobel zu sagen? Als Journalist hat er gelernt, schwere Kost so vorzukauen, dass sie vom interessierten Laien verdaut werden kann.

Habermas hat 2001 anlässlich der  Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels eine Rede gehalten, die vom Suhrkamp-Verlag unter dem Titel "Glauben und Wissen" veröffentlicht wurde. Er referierte über die Bestimmung einer neuen Rolle der Religionen in der modernen Welt.

In den 80er-Jahren ging Habermas davon aus, dass religiöse Gemeinschaften in der modernen Welt ihr Ende finden werden. Die mit der "Säkularisierung" verbundenen Auflösungstendenzen traditionell religiöser Lebensentwürfe seien, wie er meinte, fortschreitend und irreversibel.

Habermas' Befund über die Unverträglichkeit von Religion und Moderne hat in den geisteswissenschaftlichen Disziplinen große Aufmerksamkeit gefunden. Seine Thesen wurden differenziert aufgenommen. Sie haben viel Widerspruch erfahren. Schließlich sind sie von ihm weitgehend zurückgenommen worden. Jetzt hat er sie in einem zweibändigen Werk* neu interpretiert.

Dass sich das kaum jemand freiwillig reinziehen will (siehe Ekkard # 6), ist verständlich.

*Jürgen Habermas: Auch eine Geschichte der Philosophie - Band 1: Die okzidentale Konstellation von Glauben und Wissen, Band 2: Vernünftige Freiheit. Spuren des Diskurses über Glauben und Wissen

**https://philosophisches-jahrbuch.de/wp-content/uploads/2019/10/PJ111_S180-198_Trautsch_Glauben-und-Wissen.pdf

**https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/93027/Wendel_109.pdf?sequence=1&isAllowed=y
MfG B.
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#10
(16-12-2020, 20:04)Gundi schrieb:
(29-02-2020, 11:51)Thomas der Ungläubige schrieb: Für mich persönlich sind Glauben und Wissen auch zwei Seiten einer Medaille, sodass ich mir in dem Buch gerne Bestätigung holen würde...

Ich habe weder das Buch gelesen, noch kenne ich Habermas ausreichend, um dazu etwas beisteuern zu können.
Mich würde jedoch interessieren, inwiefern Glaube und Wissen zwei Seiten einer Medaille seien?

Ich meinte damit, dass ein religiöser Fundamentalismus genauso verfehlt ist wie ein wissenschaftsgläubiger Atheismus. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte oder hängt vom Kontext ab:
Im Kreis meiner Familie erfahre ich das Wunder der Liebe. Beim Autofahren erfahre ich die Newton'sche Physik.
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#11
(17-12-2020, 20:32)Thomas der Ungläubige schrieb:
(16-12-2020, 20:04)Gundi schrieb:
(29-02-2020, 11:51)Thomas der Ungläubige schrieb: Für mich persönlich sind Glauben und Wissen auch zwei Seiten einer Medaille, sodass ich mir in dem Buch gerne Bestätigung holen würde...

Ich habe weder das Buch gelesen, noch kenne ich Habermas ausreichend, um dazu etwas beisteuern zu können.
Mich würde jedoch interessieren, inwiefern Glaube und Wissen zwei Seiten einer Medaille seien?

Ich meinte damit, dass ein religiöser Fundamentalismus genauso verfehlt ist wie ein wissenschaftsgläubiger Atheismus. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte oder hängt vom Kontext ab:
Im Kreis meiner Familie erfahre ich das Wunder der Liebe. Beim Autofahren erfahre ich die Newton'sche Physik.

Heißt das jetzt, dass "wissenschaftsgläubige" Atheisten das alles nicht erfahren? Liebe ist hormonell erklärbar. Trotzdem ändert das nichts daran, dass auch wir wissenschftsgläubigen Atheisten Liebe empfinden.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#12
(17-12-2020, 20:32)Thomas der Ungläubige schrieb: Ich meinte damit, dass ein religiöser Fundamentalismus genauso verfehlt ist wie ein wissenschaftsgläubiger Atheismus.

Was meinst du mit "verfehlt"? Warum sollte das Ausrichten an der Wissenschaft ("Wissenschaftsgläubigkeit") irgendeinen Nachteil haben, für dessen Ausgleich es der Religion bedarf?

(17-12-2020, 20:32)Thomas der Ungläubige schrieb: Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte oder hängt vom Kontext ab:

"Wahrheit" ist ein großer Begriff. Die Wissenschaft hat unser Verständnis von der Welt aber stark verändert und liefert uns täglich neue Erkenntnisse.
Die Religionen hingegen liefern außer Behauptungen nichts weiter. Ich finde es daher schwierig, Wissenschaft und Religion irgendwie als gleichwertig anzusehen.

(17-12-2020, 20:32)Thomas der Ungläubige schrieb: Im Kreis meiner Familie erfahre ich das Wunder der Liebe. Beim Autofahren erfahre ich die Newton'sche Physik.

Das Wunder der Liebe kann man doch auch ohne Religion erfahren. Auch wenn man die Liebe nicht als Wunder bezeichnet, sondern eventuell rational versucht zu erklären, ist das Gefühl ja nicht weniger schön.
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#13
(Vollzitat entfernt, da Vor-Posting unmittelbar voraus geht./Ekkard)
Man kann sich zwar Liebe als rein physiologisches Phänomen vorstellen. Aber aus welchem Grund sollte man das tun? Ich glaube schon, dass es einen Unterschied macht, ob man Liebe transzendent denkt, gar nicht denkt oder als mechanisches Zusammenspiel von Hormonen und Neurotransmittern denkt.
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#14
(18-12-2020, 21:06)Thomas der Ungläubige schrieb: Man kann sich zwar Liebe als rein physiologisches Phänomen vorstellen. Aber aus welchem Grund sollte man das tun?

Die Frage ist doch eher, welchen Mehrwert die Religion dabei bringt? Wird Liebe ohne Religion weniger schön? Fühlt sich Verliebtsein ohne Religion weniger berauschend an? Nein. Wozu also Religion?

(18-12-2020, 21:06)Thomas der Ungläubige schrieb: Ich glaube schon, dass es einen Unterschied macht, ob man Liebe transzendent denkt, gar nicht denkt oder als mechanisches Zusammenspiel von Hormonen und Neurotransmittern denkt.

Für was macht es einen Unterschied?
Liebe in transzendentem Zusammenhang kann auch zu Problemen führen. Etwa wenn die Liebe als Ewigkeit gedacht wird und zwei Menschen auch dann aneinanderkettet, wenn die Liebe eigentlich schon vergangen ist. Aber weil Gott und Religion es halt so sagt, bleibt man zusammen und glaubt weiterhin an das ewige Band der Liebe.
Oder wenn "wahre" Liebe begrenzt wird auf heterosexuelle Partner.
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#15
(18-12-2020, 21:06)Thomas der Ungläubige schrieb: Man kann sich zwar Liebe als rein physiologisches Phänomen vorstellen. Aber aus welchem Grund sollte man das tun? Ich glaube schon, dass es einen Unterschied macht, ob man Liebe transzendent denkt, gar nicht denkt oder als mechanisches Zusammenspiel von Hormonen und Neurotransmittern denkt.
Es ändert ja nichts daran dass es so ist. Ob man daran denkt oder nicht... Kein noch so "wissenschaftsgläubiger Atheist wird im Kreise seiner Liebsten irgend etwas anderes empfinden als du. Und ganz ohne sich dabei irgend etwas von Hormonen und anderen biologischen Gründen und Ursachen dafür vor zu stellen.

Mich tuts einfach immer wieder fürchterlich ärgern, wenn Leute wie du, ihre eingebildete moralische und ethische Überlegenheit damit unter Beweis zu stellen versuchen, in dem sie anderen, die halt nicht an übersinnliche Wunder und Geister glauben, ein minderwertigeres Gefühls/Empfindungsleben unterstellen.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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