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Paulus dunkle Seiten
#46
(20-04-2020, 18:49)Ulan schrieb: Was die ellenlangen Briefe angeht: die gelten eigentlich allgemein als editierte Kompilationen......

Kompilationen: Habe ich da was verpasst?

Bisher war ich der Auffassung, dass zumindest die echten Paulus-Briefe aus seiner eigenen Feder stammen und nicht editiert worden sind.

In diesem Gedankenstrang geht es aber um die Erörterung einer schizophrenen Eigenart: Die weitschweifige Formulierung, die in seinen Briefen von den Begrüßungsformeln bis zum Ableser schon auffallend ist. Und dazu, wie auch bei Paulus, egozentrische Züge aufweisen. Typisch für Schizophrenie eben. Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern medizinisches Fachwissen meiner "Hausärztin", die schon Jahrzehnte Tisch und Bett mit mir teilt. Dafuer hat sie an dem Apostel kein religiöses Interesse.
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#47
(20-04-2020, 20:48)Davut schrieb: Kompilationen: Habe ich da was verpasst?

Bisher war ich der Auffassung, dass zumindest die echten Paulus-Briefe aus seiner eigenen Feder stammen und nicht editiert worden sind.

Das habe ich ja angedeutet: die drei Briefe, die ich nannte, waren sozusagen seine "Reinschriften" fuer die Nachwelt, sein Vermaechtnis, auf der Grundlage von wahrscheinlich kuerzeren Originalbriefen. Das heisst, "editiert" und "aus der eigenen Feder" sind kein Widerspruch. Dein Einwand geht ja darauf ein: das sind keine normalen Briefe. Das ist ein Nachlass in Briefform.

Die anderen "echten" Briefe sind wohl auch Originale, aber wahrscheinlich von seinen Schuelern zusammengspleisst. Das kann natuerlich auch er selbst gewesen sein (all dies sind eh nur Vermutungen).

Der 2. Tessalonicher-Brief war wohl geschrieben worden, um den ersten komplett zu ersetzen. Die Pastoralbriefe werden von den meisten NTlern als aus dem 2. Jhdt. stammend angenommen. Beim Rest handelt es sich wohl, einerseits, um Briefe seiner Schueler oder auch um Briefe, die er wohl eher nicht fuer publikationswuerdig hielt wegen ihres eher privaten Charakters.

(20-04-2020, 20:48)Davut schrieb: In diesem Gedankenstrang geht es aber um die Erörterung einer schizophrenen Eigenart: Die weitschweifige Formulierung, die in seinen Briefen von den Begrüßungsformeln bis zum Ableser schon auffallend ist. Und dazu, wie auch bei Paulus, egozentrische Züge aufweisen.

Mag sein. Dass er irgendeine Krankheit hatte, geht ja aus den Briefen hervor. Ich bin aber kein Psychiater. Die weitschweifigen Anreden hatten durchaus aber auch praktischen Sinn. Paulus hat sich bei den meisten seiner Aufenthalte ja in irgendwelche wohlhabenderen Familien eingeklinkt, die wohl auch organisatorisch und monetaer sehr hilfreich waren, und da buttert man halt die Quelle. Die Frage ist letztlich auch, wer da wessen Angestellter war. Irgendwie mussten die ganzen Reisen ja finanziert werden, und neben Spenden wird er eventuell auch Auftraege seiner Wohltaeter ausgefuehrt haben, so dass er wohl in der einen oder anderen Funktion ein Teilnehmer von Geschaeftsreisen war (so kann einem auch "Gott den Weg weisen" Icon_cheesygrin ). Streckenweise schauen wir ja auch auf Bettelbriefe.
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#48
@Ulan:
Man kann zu dem zwielichtigen Paulus stehen wie man will: "Auf Lau" ist er nicht gereist. Er begründete die alte Missionstradition, seine Reisen mit der Haende Arbeit (als Zeltmacher) zu finanzieren. Mehr noch, er sammelte und überbrachte eine veritable Jerusalem-Spende und eine Nasiraer-Ausloesung für 4(?) Mann.
MfG
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#49
Ha.

2Kor 11: "7 Oder habe ich einen Fehler gemacht, als ich, um euch zu erhöhen, mich selbst erniedrigte und euch das Evangelium Gottes verkündete, ohne etwas dafür zu nehmen? 8 Andere Gemeinden habe ich ausgeplündert und Geld von ihnen genommen, um euch dienen zu können."

So ist das mit den Spenden "fuer die Armen".
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#50
Der Originaltext lautete (Strong):
2Ko 11:7  Have I committed an offence in abasing myself that ye might be exalted, because I have preached to you the gospel of God freely? 
2Ko 11:8  I robbed other churches, taking wages of them, to do you service. 

Es war ein Infragestellen frecher Angriffe
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#51
(21-04-2020, 00:21)Ulan schrieb: Ha.

2Kor 11: "7 Oder habe ich einen Fehler gemacht, als ich, um euch zu erhöhen, mich selbst erniedrigte und euch das Evangelium Gottes verkündete, ohne etwas dafür zu nehmen? 8 Andere Gemeinden habe ich ausgeplündert und Geld von ihnen genommen, um euch dienen zu können."

So ist das mit den Spenden "fuer die Armen".

Der 2Ko bestätigt genau Paulus kostenlose Predigten. Sie wissen doch, dass in der Antike der Wert oft am Preis des Redner  gemessen wurde. Dadurch, dass er es "in Korinth umsonst machte" fuehlten sich manche von ihnen sogar duepiert. Das Auspluendern bezieht sich auf die Spende fuer Jerusalem, die er, von Ephesus/Troas kommend, auch in dem Reichen Korinth erbat. Mir fehlt zur Zeit der Zugriff auf die Uni-Bib. , sonst könnte ich meine Angaben untermauern.
(Quelle: De Boor 1973)
Der 2 Ko ist übrigens auch Beleg fuer den Hohn und die Ironie, die er fuer die Jerusalemer Urapostel/Erzapostel Petrus, Jakobus bereit hielt.
MfG
Natuerlich hat er In Korinth während seines Kurzaufenthaltes von wenigen Tagen, assistiert von seinem Boten Timotheus nicht gearbeitet. Im vorhergehenden Ephesos schon.
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#52
@ Ulan. Schauen Sie für 's Erste: Bibel Auslegung 2Kor v. 7-15.Da finden Sie reichlich. (Google)
MfG
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#53
(21-04-2020, 01:46)Davut schrieb: @ Ulan. Schauen Sie für 's Erste: Bibel Auslegung 2Kor v. 7-15.Da finden Sie reichlich. (Google)
MfG

Ja sicher, z.B. hier: *https://www.welt-der-bibel.de/bibliographie.1.3.zweite_Brief_Paulus_Korinther.97.html?m=bibvers11
Siehe die Ausfuehrungen unter v.8

Da steht, dass Paulus das Geld anderer Gemeinden benutzt hat, um in Korinth zu predigen, wie es halt der Text auch sagt. Die Diskussion geht dann weiterhin darueber, ob er nur von der Gemeinde in Philippi bezahlt wurde oder auch von anderen makedonischen Gemeinden, da verschiedene Stellen darueber unterschiedliche Aussagen machen.

Zu v.9 wird dann noch darauf hingewiesen, wie bemerkenswert es ist, dass die Makedonier die finanzielle Unterstuetzung fuer Paulus persoenlich per Boten ueberbringen, und gemutmasst, dass er die Korinther deshalb nicht um Geld angehen konnte, weil das Verhaeltnis zu ihnen noch zu fragil war.

Das alles entspricht so etwa meinem ersten Eindruck.
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#54
(21-04-2020, 01:06)Sinai schrieb: Der Originaltext lautete (Strong):

Der "Originaltext" war auf Englisch? Oder was soll das?

Ansonsten steht da auch nur: "Ich habe andere Kirchen ausgeraubt, ein Gehalt von ihnen genommen, um Euch zu dienen."
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#55
(21-04-2020, 09:00)Ulan schrieb:
(21-04-2020, 01:46)Davut schrieb: @ Ulan. Schauen Sie für 's Erste: Bibel Auslegung 2Kor v. 7-15.Da finden Sie reichlich. (Google)
MfG

Da steht, dass Paulus das Geld anderer Gemeinden benutzt hat, um in Korinth zu predigen, wie es halt der Text auch sagt. Die Diskussion geht dann weiterhin darueber, ob er nur von der Gemeinde in Philippi bezahlt wurde oder auch von anderen makedonischen Gemeinden, da verschiedene Stellen darueber unterschiedliche Aussagen machen.

Meine Intention war nur, die sonst zu seiner Zeit (auch bei den sogenannten "Erzaposteln" aus Jerusalem?) unübliche Vortragstätigkeit ohne "Honorar" herauszustellen. Paulus war, wie auch in seiner gemeinsamen Zeit mit dem Ehepaar Aquila & Priska (Korinth/Ephesos), in seinem Beruf als Zeltmacher tätig und verdiente grundsätzlich damit seinen Unterhalt, mehr schlecht als recht. 

Von Kurzinterventionen, wie bei diesem sogenannten "Tränenbrief" 2 Kor,  abgesehen.

Wg. Corona habe ich keinen Zugang zur Paulus-Literatur in der Uni, deshalb alles unter dem Vorbehalt der zutreffenden Erinnerung aus meinem Gedächtnis. Ich interessiere mich noch nicht lange für Religion, entsprechend sieht auch mein eigener  Bücherschrank aus.

Lassen Sie uns für das Paulus-Image festhalten, dass sich seine manische Art auch auf seinen Beruf übertragen läßt. Ein Faulpelz war er sicher nicht. Dieser Zug ist ein angenehmer an seinem ansonsten schwierigen Charakter.

MfG
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