16-04-2020, 16:23
(16-04-2020, 11:27)eddyman schrieb: Der Titel ist recht allgemein gehalten, "Die Frau in der Religion". Man könnte doch auch einfach mal fragen, wie man es denn gerne hätte, anstatt nur über Historisches zu reden.
"Wie wir es heute gern hätten..." gibt das Thema nicht her. Die "Frau in der Religion" hat eine nachprüfbare Geschichte. Sie basiert auf den gesellschaftlichen Verhältnissen der Juden in der römischen Besatzungszeit. Die waren eindeutig: Jesus noch so heilig gesprochene Mutter Maria hatte nichts zu sagen.
Sie wanderte von einem Eigentumsverhältnis ins andere. Erst ihr Vater und dann ihr Verlobter/Mann. Und das in der Regel mit 12 bis 14 Jahren. Entband sie, musste sie bei Jesus 40 Tage warten, ehe sie überhaupt erst wieder in den Tempel "durfte". Von einer Jungfrauengeburt war da noch keine Rede. Wäre Jesus ein Mädchen gewesen, hätte sich die Frist auf 80 Tage Tempelabstinenz verdoppelt. Merken Sie?: Die Frau war schmutzig, sogar als Säugling, minderwertig durch die Geburt.
Wenn sie dann im Tempel das vorgeschriebene übliche Arme-Leute-Dankopfer darbrachte (Vögelchen/Täubchen), durfte sie bei der Opferhandlung im Gegensatz zu ihrem Mann nicht mal dabei sein. Sie musste im Vorhof der Frauen warten. Von jeder kultischen Handlung war sie ausgeschlossen. Ging sie aus dem Haus und wurde Zeuge einer jüdischen Straftat, war sie nicht mal Zeugen-fähig. Ihre Aussage galt nichts. Im späteren Synagogenleben nach der Tempelzerstörung 70 n.Chr. ging es ebenfalls getrennt zu.
In diese Verhältnisse fiel dann das Urchristentum. Ganz normal, dass die ersten Christen daran nichts ändern wollten. Warum auch? Sie kannten ja nichts anderes. Und seltsame Kirchenväter wie Tertullian, Hieronymus, Dionysius u.a. setzten noch einiges drauf: Christinnen durften während der Menstruation nicht getauft werden, und wenn sie dabei krepierten. Der Einbruch des Asketismus trieb dann noch ein paar Extra-Blüten: Die Frau wurde ausdrücklich auf ihre verführerische Eva-Rolle zurück gestuft. Am liebsten hätte Hieronymus sie kahlgeschoren, während Tertullian sie vor den Pforten der Hölle verortete.
Es ist nur natürlich, dass eine betonköpfig angelegte Ecclesia sancta dieses Frauenbild zumindest auf ihre Kulthandlungen übertrug. Heute noch. Mich stört es nicht. Und wenn die Frauen das mit sich machen lassen? Wen juckt`s im Jahre 2020? Gingen sie geschlossen auf die Barrikaden, sähe es anders aus. Dann ständen auch sie in der RKK schnell auf der Kanzel.
Was mich gesellschaftlich eher beunruhigt ist die Tatsache, dass heute jeden dritten Tag (völlig unreligiös motiviert) ein Mann seine Frau, Ex-Frau, Ex-Partnerin, Sex-Opfer pp. umbringt. Die Religion spielt dabei überhaupt keine Rolle. Das ist schlimm, und die Erklärung dafür steht in keiner Bibel.