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"Mission wird hier nicht geduldet" - für wen gilt das?
#19
Hallo Einsiedler,


(13-07-2009, 19:25)Der-Einsiedler schrieb: In Teilen stimme ich Dir sehr zu, z.B. dass hier manchmal ausgesprochen aggressiv argumentiert wird, herabgewürdigt, verletzend ironisiert.

Aber im Gegensatz zu Dir (wenn ich Dich richtig verstehe) sehe ich das nicht nur auf Seiten der (mancher!) Atheisten (gewiss nicht aller!), sondern auch auf Seiten der (mancher!) Gläubigen.


Ja, ich glaube, hier hast Du mich falsch verstanden.
Ich habe mich auf die Boardregeln bezogen, in denen „Mission“ in einer Weise verstanden wird, die zwar nicht zulässt, dass Gläubige einander oder andere missionieren, wohl aber, dass Atheisten Gläubige zu ändern versuchen bzw. ihnen andauernd nachweisen wollen, dass sie auf der falschen Seite des Lebens stehen.

Mir liegt also an einer Erweiterung – und genaueren Bestimmung – des Begriffes „Mission“.

Ein weiterer Punkt meines Threads ist die Grenzbestimmung – unabhängig, ob Gläubige oder Nichtgläubige argumentieren:

Ist es bereits „Mission“, wenn N.N. sagt, dass sämtliche Religionen falsch sind, nur die eigene richtig, und dass der eigene Glaube ja eben das so sieht.
Hier sehe ich eine riesige Schwierigkeit, weil die, deren Glaube das ja verlangt, sich in ihrer Glaubensfreiheit beeinträchtigt sehen, wenn ihnen die Äußerung dieser Glaubensüberzeugung hier im Forum untersagt wird.


Zitat:Wobei die "Suchenden" (zu denen ich mich selbst gerne rechnen möchte) von beiden "Seiten" gerne in die Mangel genommen werden...


Ja – dieses „in die Mangel nehmen“ gehört zu meinen Fragen dazu. Es ist mir in diesem Zusammenhang egal, welche Seite welche in die Mangel nimmt – aber ich möchte das Augenmerk vor allem auf die selbsternannten Aufklärer lenken, die eben hier freie Bahn haben, weil in den Boardregeln dafür kein Hinweis vorhanden ist.


Zitat:>Was genau aber heißt "Mission" in diesem Zusammenhang?

Für mich ist es bereits in gewisser Weise Mission, wenn ich ständig oder überwiegend darauf hinweise, dass meine Religion die richtige ist, und die des Anderen unwahr, dumm, falsch, verändert, sinnlos, nicht durchdacht, usw.

Für mich ist es bereits in gewisser Weise Mission, wenn ich regelrecht begierig darauf bin, Fehler und Lücken im Denken und/oder Glauben des anderen zu finden und genüsslich darauf hinzuweisen.


Das sehe ich ähnlich.
Mir gefällt daran, dass da beide Seiten einbezogen sind bzw. überhaupt vom Inhalt des Geglaubten abstrahiert wird, und stattdessen das Bedürfnis nach Aufklärung – und vor allem – Veränderung des anderen vorherrscht.


Zitat:Für mich ist es bereits in gewisser Weise Mission, wenn ich ständig nur das Trennende sehe und nicht das vielleicht Verbindende, zumindest aber das Offene im "System" des anderen interessant und nachdenkenswert finde.


Ich glaube, Du hast Recht. Wenn jemand eine Glaubensaussage „zerpflückt“ und ständig dagegen hält, dass diiese Religion graumsan war, dann äußert man ufnreiwillig den eigenen Glauben, der darin besteht, andere Religionen zu vernichten bzw. deren Gläubige als Verbrecher zu stigmatisieren.
Diese pauschale Diskriminierung ist Extremismus, und diesen Extremismus zu verbreiten ist „Mission“.



Zitat:Warum lässt man Gedanken nicht einmal wachsen? Warum denkt man nicht mal erst eine zeitlang über das vom anderen Gesagte nach, bevor man reagiert? Ist dieser Eifer, mit dem hier reagiert wird, nicht bereits ein missionarischer? Wenn ich bedenke, wie pfeilschnell hier manche Leute auf die Beiträge anderer reagieren, dann staune ich... Manchmal wird um 10.09 Uhr ein Text hineingesetzt, und bereits um 10.15 Uhr findet sich eine ellenlange Reaktion darauf (übertrieben ausgedrückt).


Ja. Dahinter steht das Bedürfnis, einfach alle Menschen zu kritisieren und irgendwie kleinzukriegen. Sich selber nimmt man natürlich immer wieder aus.
Man hat dann als Gegenwehr nur noch damit zu tun, Missverständnisse auszuräumen und kommt zum eigentlichen Anliegen nicht mehr.
Man wird also selber in die Kampfhaltung gezwungen - oder zum Verlassen des Themas -, wo man doch eigentlich nur Überlegungen in den Raum stellen wollte, und nach Mitdenkenden ruft.
Und nicht nach solchen, die einem ständig irgendwelche verbalen Ungenauigkeiten nachweisen – die ja nicht ausbleiben können, wenn man hier keinen Essay veröffentlichen will.

Diese Art „Missionieren“ hat offenbar den Zweck, jedem Menschen nachzuweisen, dass dieser noch nicht "die Vollkommenheit" erreicht hat irgendwie, und erbarmungslos das noch nicht fertig Durchdachte zu ahnden und hervorzuzerren.
Dabei weiß man ja selber um dieses noch nicht fertig Durchdachte. Genau darum sucht man ja Mitdiskutierer.


Dennoch – ich möchte es noch einmal betonen – habe ich diesen Thread nicht eröffnet, um aufzurechnen oder nachzuprüfen, welche Seite „schlimmer“ ist als die andere.
Um Himmels willen, bloß das nicht.

Mir liegt nur daran, diese Selbstverständlichkeit, mit der Nichtgläubige oder auch liberale Christen in Anspruch nehmen, die „Wahrheit“ zu besitzen, während man es den Gläubigen andauernd in die Ohren tutet, dass es mehrere Glaubensformen gibt, zu problematisieren.

Ich will das ständig zur Schau getragene Überlegenheitsgefühl der Atheisten und auch liberalen Christen – und deren Belehrungsmethoden - hinterfragen.

Letztere haben außerdem immer die Möglichkeit, auf die Boardregeln zu verweisen, wenn ein Gläubiger „missioniert“.
Aber es besteht keine Möglichkeit, auf die Boardregeln zu verweisen, wenn ein selbsternannter Aufklärer penetrant seine eigene Sicht - implizit -als die einzig richtige hinstellt.


Zitat:Hinzu kommt, dass vielen einfach die Fähigkeit fehlt, sich in den jeweils anderen einzudenken. Ich denke, ein in einem gewissen religiösen Kontext Geborener und Aufgewachsener hat grosse Schwierigkeiten, sich überhaupt vorzustellen, dass man NICHT glauben kann. Wie soll er das dann handhaben, wie soll er das im Tiefsten akzeptieren können? Und der Atheist ist sehr oft ein "Ehemaliger", der seine ursprüngliche Religion oft nach schmerzvollstem Abtrennungs-Chaos verlassen hat, und nun einfach "dicht" macht, weil er ein Übermass an Religion erfahren hat... Natürlich ist das auch ein psychisches Problem, aber das spielt in fehlender Toleranz ja nicht selten eine Rolle.


Das ist ein guter Punkt, Einsiedler.
Das wär noch weiter ausführbar, aber das vielleicht bei Gelegenheit.
Insgesamt hoffe ich, nicht zu sehr an Deinem Anliegen „vorbeiargumentiert“ zu haben.
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RE: "Mission wird hier nicht geduldet" - für wen gilt das? - von Der-Einsiedler - 13-07-2009, 19:25
RE: "Mission wird hier nicht geduldet" - für wen gilt das? - von Saldo - 14-07-2009, 12:28

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