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Religionskritik- Religion als kollektive Phantasiebefriedigung?
#7
(22-06-2015, 22:31)Bion schrieb: M. Weinrich kommentiert das (in: Religion und Religionskritik, 2011 Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, S. 233) folgendermaßen:

Der humanistischen Religion (Fromms) steht die abzuweisende autoritäre Religion gegenüber, die den Menschen nicht zu sich selbst führt, sondern ihn einer jenseits seiner selbst vorgestellten Macht unterwirft, die einen Anspruch auf Gehorsam und Verehrung erhebt. In der autoritären Religion wird die Produktivität des Menschen von einem Gefühl der Ohnmacht gelähmt und der Mensch wird zur Anpassung an die Gegebenheiten diszipliniert. In diesem Sinne sind auch säkulare Ideologien als autoritäre Religionen anzusehen, weil sie von dem Motiv geprägt sind, den Menschen ganz in ihren Bann zu ziehen und sein Gewissen in Beschlag zu nehmen. Der Gehorsam erfolgt aus Angst vor der usurpierten Autorität, Ungehorsam erweckt Schuldgefühle. Ein solches autoritäres Gewissensverständnis diagnostiziert Fromm beispielhaft bei Paulus, Augustin, Luther u n d Calvin. Der hier vertretene Glaube bedeutet substanziell die Entfremdung des Menschen von sich selbst, weil er von den Potenzialen wegführt, die im Menschen selbst liegen und auf eine ihm entsprechende Entfaltung warten.
Da die Diskussion eröffnet ist, meine Ansicht dazu. Einerseits hat Fromm recht, wenn er meint, dass Menschen ein natürliches Bedürfnis nach Religion haben. Und es ist sicherlich nicht falsch, jedes Streben des Menschen als eine Art persönlicher Religion zu sehen. Die Menschheit folgt vielen Göttern.

Ein Problem sehe ich allerdings, wenn die eine Art von Religion als humanistisch und die andere Art als autoritär dargestellt wird. Das mag mit dem Mißbrauch von Religion in den großen Staatskirchen zu tun haben. Wahrscheinlich war Fromm auch von einem Humanismus beeinflußt, der das Individuum in den Mittelpunkt des Seins stellte.

Nun wurde im obigen Text auch Paulus erwähnt. Ein Mann, der als aufrechter Jude erst die Christen verfolgte und anschließend zu einem ihrer größten Verfechter wurde. Eines Christentums, die Christus als Arzt sah, der die Seele heilte und fern war von jedem autoritären Machtanspruch.
Der Friede fängt in dir an
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RE: Religionskritik- Religion als kollektive Phantasiebefriedigung? - von Berliner - 23-06-2015, 11:05

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