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Genderitis - Krankheit oder Chance?
#1
Als 2018 eine 80jährige Seniorin vor dem BGH mit ihrem Antrag auf eine geschlechtergerechte Sprache in den Formularen ihres Geldinstituts scheiterte, konnte wohl noch niemand so recht ahnen, dass nunmehr Gendersprech z. B. in den Medien des öffentlich-rechtilichen Rundfunks massiven Einzug gehalten hat.

Für mich ist ein Leid für die Ohren, wenn aus Zuschauerinnen und Zuschauern eine sich gequält darstellende Neuschöpfung namens Zuschauer*innen in meine Gehörgänge verirrt. Das Ganze mit der Maßgabe, dass sich nun auch Frauen und Diverse nicht mehr "ausgegrenzt" fühlen sollen. Meine Fresse, wie konnte ich nur bis heute unter einer "weiblichen" Sonne überleben, ohne lechzend DEN Mond herbeizusehnen?

Ich finde, DER Mensch hat augenblicklich andere Sorgen. Oder fühlen sich bei dieser nichts anderes zulassenden Formulierung Frauen und Diverse ebenfalls nicht angesprochen...?
Ohne NICHTS
ist alles ETWAS
#2
Laut Umfragen lehnt die Mehrheit der Bevölkerung das Gendern ab und wendet es auch nicht im Alltag nich an. Prinzipiell soll aber jeder so sprechen wie er mag.
Die Debatte darüber ist aber ziemlich aufgeladen und es gibt natürlich laute Aktivisten, die für sich in Anspruch nehmen, die Frauen und Diversen in der Allgemeinheit zu vertreten.
Jüngere Generationen können wohl mehr mit dem gendern anfangen als ältere. Urbanes, gut situiertes Milieu mehr als die Arbeiterschicht. Das liegt sicherlich auch daran, dass das Thema heute dauerpräsent ist und die damit verbundene "Diskriminierung" den Leuten auch in Dauerschleife eingeredet wird. Ist halt ein bisschen wie mit der Werbung: Durch penetrante Wiederholung ein Bedürfnis schaffen und das Produkt dann verkaufen. Und obwohl das nun schon seit Jahren so geht, sprechen die Umfragen nun mal nicht für das gendern.
Erinnert mich an viele andere angeblich gute Ideen, die vornhemlich aus dem Linken Lager kommen: Der Mensch wird wie ein unmündiges kleines Kind behandelt, dass nicht weiß was richtig und falsch ist. Und die Ideeninhaber sehen sich nun in der Pflicht, dies unbedingt durchdrücken zu müssen, die dumme Mehrheit wird es schon noch lernen.
Naja, man sollte aber auch nicht drüber wegsehen, dass es Menschen gibt, die sich durch die Sprache ausgeschlossen fühlen. Da kommt dann halt die Frage auf, welche Prioritäten gesetzt werden und ab wann die Forderungen einer Minderheit relevant genug sind, um auch eine Mehrheit in die Pflicht zu nehmen.
Schwierig wird es imho eigentlich erst, wenn auf das Gendern bestanden wird, sei es bei Hausarbeiten an den Unis oder als Vorgabe in Behörden. Denn unsere derzeitige Sprache ist ja nicht falsch und man sollte da nicht eigenmächtig Sprachänderungen auch für andere Personen durchdrücken wollen.
Das Thema bietet sich natürlich auch für Politiker an, um mit wenig Aufwand viel Symbolpolitik zu betreiben. Man muss sich mit keiner Lobby anlegen, man muss keine tiefgreifenden sozialen Probleme angehen und kann sich dennoch als moralisch guter Mensch darstellen. Zumindest ist das meine Ansicht, wenn ich mir Beiträge von SPD, Grünen und Linken anschaue.
Frau Wagenknecht gebraucht dafür den Begriff "Lifestylelinke".
#3
Es sollte sich herum gesprochen haben, dass Sprache eine Konvention ist. Und diese bewirkt erst einmal nur, dass wir uns verständigen können, ohne umständliche Erklärungen. Letzteres wäre bei einem zu kleinen Symbolvorrat zu erwarten. Aber der Symbolvorrat der deutschen Sprache ist ausreichend, auch komplexe Gedankengänge zu Papier (oder Gehör) zu bringen.

Gendern macht die deutsche Sprachen nicht symbolreicher, denn es wird längst Bekanntes nur anders zusammen gesetzt. Und so etwas macht Sprache umständlicher. Elke Heidenreich spricht von Verhunzung.

Die wahre Gedankenlosigkeit liegt nicht im angeblich fehlenden "mit-gemeint-Sein" sondern in der nach wie vor andauernden Dominanz der menschlichen Männchen. Und die werden durch Gendern nicht achtsamer!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#4
...ach du meine liebe eigene Güte. Was waren das noch für gerechte Zeiten, als mit dem Begriff "Schwuchtel" die Rangordnungsverhältnisse unter den Hormonen eindeutig und über jeden Zweifel erhaben geklärt waren.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
#5
Deutsch ist eh schon eine der langatmigeren Sprachen, was den Zeichenverbrauch pro ausgedruecktem Gedanken angeht (wer kann sich noch an die allfaelligen Microsoft-Updates erinnern, die allein deshalb gemacht werden mussten, weil der in ihren Programmsuiten vorgesehene Platz in den Menues nicht fuer die deutsche Uebersetzung ausreichte?), und das Gendern verschaerft das noch. Es macht die Texte auch ziemlich unleserlich. Na ja, vielleicht gewoehnt man sich dran. Als Mann (alt und weiss hilft wohl auch nicht) ist meine Meinung dazu aber wohl eh nicht gefragt, und da das sowieso die naechsten Generationen entscheiden werden, wie es ihnen passt, verschwende ich jetzt auch nicht allzu viele Gedanken daran. Fuer mich persoenlich sehe ich jetzt nicht, dass ich das in allernaechster Zeit irgendwie anfangen werde, wenn ich nicht muss. Irgendwelcher mangelnder Respekt ist damit jetzt nicht verbunden. In dem Gebiet, in dem ich beruflich taetig war, gab's eh traditionell schon fast so viele Frauen in Fuehrungspositiionen wie Maenner (allerdings sah's bei der Bezahlung zumindest vor Jahren immer noch ungerecht aus), so dass ich da keine Beruehrungsaengste habe.
#6
(11-06-2021, 20:14)Athon schrieb: Ich finde, DER Mensch hat augenblicklich andere Sorgen

naja, du offenbar nicht

sonst wärs dir nämlich wie mir auch herzlich egal, wie fernsehsprecher egal welcher geschlechtlichen selbstdefinition sprechen

du und ich müssen das ja nicht
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#7
(11-06-2021, 20:48)Gundi schrieb: Schwierig wird es imho eigentlich erst, wenn auf das Gendern bestanden wird, sei es bei Hausarbeiten an den Unis oder als Vorgabe in Behörden

wird es ja nicht

keines der immer wieder mal angeführten beispiele hält einer genauen prüfung stand - dieses "gendern müssen" (weil sonst schlechte note oder so) gibt es schlicht nicht - auf welcher grundlage denn auch?

aber ja, in der blöd-zeitung macht sich so was immer gut

Zitat:Frau Wagenknecht gebraucht dafür den Begriff "Lifestylelinke".

nun, wer seinen "aufbruch" derart spektakulär an die wand gefahren hat, sollte als champagnerlinke lieber weniger über andere herziehen
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#8
(11-06-2021, 22:58)petronius schrieb:
(11-06-2021, 20:48)Gundi schrieb: Schwierig wird es imho eigentlich erst, wenn auf das Gendern bestanden wird, sei es bei Hausarbeiten an den Unis oder als Vorgabe in Behörden

wird es ja nicht

keines der immer wieder mal angeführten beispiele hält einer genauen prüfung stand - dieses "gendern müssen" (weil sonst schlechte note oder so) gibt es schlicht nicht - auf welcher grundlage denn auch?

Es wurde mir nun mal so im persönlichen Gespräch von Studenten erzählt. Und zb. die Stadtverwaltung Hannover hat Gendern verbindlich im Schriftverkehr der Verwaltung festgesetzt. Letztens sah ich eine Ausschreibung der Uni Jena für eine PostDoc-Stelle in anorg. Chemie, bei der als Vorraussetzung Genderkompetenz genannt wurde. Wenn man da in der Bewerbung nicht gendert, wird man wohl eher nicht eingeladen.

(11-06-2021, 22:58)petronius schrieb:
Zitat:Frau Wagenknecht gebraucht dafür den Begriff "Lifestylelinke".

nun, wer seinen "aufbruch" derart spektakulär an die wand gefahren hat, sollte als champagnerlinke lieber weniger über andere herziehen

Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Und ist "Champangerlinke" nicht ebenso Bild-Sprech?
#9
Bin da ganz der Meinung von Frau Heidenreich. 

Die Problematik einer unrechtmäßigen Dominanz lässt sich nicht durch eine aufgesetzte Gender-Sprache lösen. Das treibt nur weitere Blüten, die zur Unfreiheit gedeihen.

Immerhin sorgen derartige "Probleme" für ein wenig Ablenkung von den wirklich großen Herausforderungen, denen der Mensch heute gegenübersteht.
#10
(11-06-2021, 22:53)petronius schrieb: naja, du offenbar nicht

sonst wärs dir nämlich wie mir auch herzlich egal, wie fernsehsprecher egal welcher geschlechtlichen selbstdefinition sprechen

du und ich müssen das ja nicht


Natürlich könnte es auch mir schnuppe sein, wie im TV gesprochen wird. Ich sehe aber dann ein Problem darin, wenn diese Art des Ausdrucks Einzug hält, ohne dass sich dies kontinuierlich entwickelt hätte. Generelle Änderungen von einem Tag auf den anderen machen nicht den Eindruck, als beruhten sie auf einer höchstpersönlichen Entscheidung der jeweiligen Moderatoren.
Offenbar ist Dir aber auch das "herzlich egal"...
Ohne NICHTS
ist alles ETWAS
#11
Als Ergänzung zu meinen persönlichen Erzählungen:

In der Hessenschau stand kürzlich ein Artikel, in welchem die schlechtere Benotung von Studenten die nicht gendern thematisiert wurde. Es gibt bislang keine rechtlichen Beschwerden diesbezüglich. Jedoch heisst es:

"Die TU Darmstadt teilt mit, eine Praxis von schlechterer Benotung sei nicht bekannt - für den Fall der Fälle müssten Lehrende das vorher ankündigen. Die Universität Kassel betont, es sei in Einzelfällen vorstellbar, Gendern wie andere Formalia zu bewerten - ebenfalls nur, wenn das frühzeitig kommuniziert werde."

Demzufolge kann es also in der Hand der Lehrperson liegen, ob dessen Studenten Punktabzug bei nicht korrektem Gendern bekommen.
Und hier wird es halt problematisch, da dann die eigene Sichtweise bzw. Ideologie der Lehrperson zur Benotung wissenschaftlicher Arbeiten herangezogen wird. Und das obwohl, um es noch einmal zu betonen, die Standardsprache ja nicht falsch ist.
#12
(11-06-2021, 23:10)Gundi schrieb: Es wurde mir nun mal so im persönlichen Gespräch von Studenten erzählt

anekdotiche evidenz

Zitat:Und zb. die Stadtverwaltung Hannover hat Gendern verbindlich im Schriftverkehr der Verwaltung festgesetzt

auf welcher grundlage?

wie genau lautet die entsprechende anweisung?

Zitat:Letztens sah ich eine Ausschreibung der Uni Jena für eine PostDoc-Stelle in anorg. Chemie, bei der als Vorraussetzung Genderkompetenz genannt wurde. Wenn man da in der Bewerbung nicht gendert, wird man wohl eher nicht eingeladen

weil du dir das so denkst?

Zitat:Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Und ist "Champangerlinke" nicht ebenso Bild-Sprech?

man sollte vielleicht das maul nicht so weit und frech aufreißen, wenn man selber nichts auf die reihe bekommt

und ja: du hast meine anspielung glasklar erkannt, chapeau!
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#13
(12-06-2021, 11:44)Athon schrieb: Natürlich könnte es auch mir schnuppe sein, wie im TV gesprochen wird

na siehst du...

Zitat:Ich sehe aber dann ein Problem darin, wenn diese Art des Ausdrucks Einzug hält, ohne dass sich dies kontinuierlich entwickelt hätte

und was genau ist dein problem dabei, wenn andere etwas anders machen, als du selbst es machen würdest?
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#14
(12-06-2021, 22:32)Gundi schrieb: "Die TU Darmstadt teilt mit, eine Praxis von schlechterer Benotung sei nicht bekannt

meine rede!

Zitat:Demzufolge kann es also in der Hand der Lehrperson liegen, ob dessen Studenten Punktabzug bei nicht korrektem Gendern bekommen

das glaube ich nicht

es kann ja auch kein prof punkteabzug geben, wenn man statt "universität" nicht "wrdrlbmft" schreibt - selbst wenn er das vorher so verlangt hätte. dafür gibt es schlicht keine grundlage
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#15
(12-06-2021, 22:47)petronius schrieb:
(11-06-2021, 23:10)Gundi schrieb: Es wurde mir nun mal so im persönlichen Gespräch von Studenten erzählt

anekdotiche evidenz

Ausschließlich solche "Evidenzen" hattest du im Kopftuch-Thread vorzuweisen. Schön dass du erkennst, dass derlei alleine für einen Standpunkt eher schwach ist.

(12-06-2021, 22:47)petronius schrieb:
Zitat:Und zb. die Stadtverwaltung Hannover hat Gendern verbindlich im Schriftverkehr der Verwaltung festgesetzt

auf welcher grundlage?

wie genau lautet die entsprechende anweisung?

Junge, beschäftige dich halt mit dem Thema. Ich bin nicht deine Zeitung.

(12-06-2021, 22:47)petronius schrieb:
Zitat:Letztens sah ich eine Ausschreibung der Uni Jena für eine PostDoc-Stelle in anorg. Chemie, bei der als Vorraussetzung Genderkompetenz genannt wurde. Wenn man da in der Bewerbung nicht gendert, wird man wohl eher nicht eingeladen

weil du dir das so denkst?

Nein, aber ich frage mich, warum eine PostDoc-Stelle in der Chemie als Vorraussetzung Genderkompetenz vorweisen muss? Und wie man derlei überhaupt nachprüfen kann?
So etwas geht dann schon in Richtung Ideologie, in welcher möglichst Leuste mit der "richtigen" Einstellung auf Positionen gebracht werden sollen.


(12-06-2021, 22:47)petronius schrieb:
Zitat:Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Und ist "Champangerlinke" nicht ebenso Bild-Sprech?

man sollte vielleicht das maul nicht so weit und frech aufreißen, wenn man selber nichts auf die reihe bekommt

Oha, dich scheint das ja ziemlich zu berühren.
Ansonsten ist mir nach wie vor nicht klar, was "Aufstehen" mit ihrer Analyse der Linken zu tun haben soll.
Sollen jetzt alle schweigen, denen mal ein Projekt nicht geglückt ist.

(12-06-2021, 22:47)petronius schrieb: und ja: du hast meine anspielung glasklar erkannt, chapeau!

Kauf ich dir nicht ab.


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