In der Kyriakoslegende, die im ersten Viertel des 5. Jahrhunderts entstanden sein dürfte, ist die Erzählung zur Kreuzauffindung um die Figur des Judas (↗Judas Kyriakos) erweitert. Es ist nicht ↗Helena, sondern der Jude Judas, der das Kreuz findet.
Wie bei der sogenannten ↗Protonikelegende auch, liegt ein sehr antijüdischer Text vor.
Als Helena nach ↗Jerusalem kommt, fragte sie bei den Juden nach, wo die Hinrichtungsstätte Christi zu finden sei1. Da sie auf ihre Fragen keine Antwort erhält, drohte sie, alle verbrennen zu lassen. Darauf wird ihr Judas übergeben, in dessen Familie das Wissen um die Hinrichtung Jesu von Generation zu Generation weitergegeben wird. Zunächst weigert er sich, das, was er weiß, preiszugeben, worauf ihn Helena in einen trockenen Brunnen werfen lässt. Nach sieben Tagen ohne Nahrung ist er schließlich bereit, sie an den Ort zu führen, wo das Kreuz gestanden hat. Sie befiehlt ihm, das Kreuz freizulegen. Judas bittet Gott um Hilfe bei der Suche. Die Erde bebt, und es treten angenehme Gerüche aus dem Erdreich hervor. Er beginnt zu graben. In 20 Ellen Tiefe wird er fündig. Er gräbt drei Kreuze aus und bringt sie zu Helena in die Stadt. Durch ein Heilungs- und Totenerweckungswunder wird das richtige, das ↗Heilige Kreuz identifiziert. Judas lässt sich auf den Namen Kyriakos taufen und wird ↗Bischof von Jerusalem2 (vgl. Tsamakda 160).
1) Das ist schon aus dem Grunde eigenartig, weil Juden zur angeblichen Zeit der Kreuzauffindung in Jerusalem nicht wohnen durften.
2) Der ↗Legende nach soll er Bischof Makarios (≈†333) im Amt nachgefolgt sein. Die Figur des Judas Kyriakos ist unhistorisch. Möglicherweise hat man einen für die Zeit ↗Traians greifbaren Jerusalemer Bischof namens Judas (Euseb. h.e. IV 5,3) ins 4. Jh versetzt. Quellen nennen einen Maximus III. als Nachfolger des Makarios im Amt.
Literatur:
Richard Adelbert Lipsius. Die edessenische Abgar-Sage kritisch untersucht. 1880 Braunschweig. Verlag C. A. Schwetschke und Sohn.
Vasikliki Tsamakda. Zwei seltene Szenen aus der Kreuzauffindungslegende. In: Byzantinische Zeitschrift Band 97/1. S. 153-166. 2004 München und Leipzig. K. G. Saur Verlag.
● Zum Inhaltsverzeichnis des Lexikons
Wie bei der sogenannten ↗Protonikelegende auch, liegt ein sehr antijüdischer Text vor.
Als Helena nach ↗Jerusalem kommt, fragte sie bei den Juden nach, wo die Hinrichtungsstätte Christi zu finden sei1. Da sie auf ihre Fragen keine Antwort erhält, drohte sie, alle verbrennen zu lassen. Darauf wird ihr Judas übergeben, in dessen Familie das Wissen um die Hinrichtung Jesu von Generation zu Generation weitergegeben wird. Zunächst weigert er sich, das, was er weiß, preiszugeben, worauf ihn Helena in einen trockenen Brunnen werfen lässt. Nach sieben Tagen ohne Nahrung ist er schließlich bereit, sie an den Ort zu führen, wo das Kreuz gestanden hat. Sie befiehlt ihm, das Kreuz freizulegen. Judas bittet Gott um Hilfe bei der Suche. Die Erde bebt, und es treten angenehme Gerüche aus dem Erdreich hervor. Er beginnt zu graben. In 20 Ellen Tiefe wird er fündig. Er gräbt drei Kreuze aus und bringt sie zu Helena in die Stadt. Durch ein Heilungs- und Totenerweckungswunder wird das richtige, das ↗Heilige Kreuz identifiziert. Judas lässt sich auf den Namen Kyriakos taufen und wird ↗Bischof von Jerusalem2 (vgl. Tsamakda 160).
1) Das ist schon aus dem Grunde eigenartig, weil Juden zur angeblichen Zeit der Kreuzauffindung in Jerusalem nicht wohnen durften.
2) Der ↗Legende nach soll er Bischof Makarios (≈†333) im Amt nachgefolgt sein. Die Figur des Judas Kyriakos ist unhistorisch. Möglicherweise hat man einen für die Zeit ↗Traians greifbaren Jerusalemer Bischof namens Judas (Euseb. h.e. IV 5,3) ins 4. Jh versetzt. Quellen nennen einen Maximus III. als Nachfolger des Makarios im Amt.
Literatur:
Richard Adelbert Lipsius. Die edessenische Abgar-Sage kritisch untersucht. 1880 Braunschweig. Verlag C. A. Schwetschke und Sohn.
Vasikliki Tsamakda. Zwei seltene Szenen aus der Kreuzauffindungslegende. In: Byzantinische Zeitschrift Band 97/1. S. 153-166. 2004 München und Leipzig. K. G. Saur Verlag.
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MfG B.