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(17-10-2008, 16:36)Petrus schrieb: Hallo, Gerhard,
was ich mich nur frage, ist, woher die Regierung das Geld nehmen will, wenn es zum "Leistungs-Fall" kommt?! 500 Milliarden Euro, das sind 1,66x der gesamte Jahresetat 2008, so viel ich weiss?! Ich verstehe das Ganze immer weniger. Manchmal denke ich, die fahren die Karre vollends gegen die Wand anstatt dass sie einige Banken über die Klinge springen lassen...
Viele Grüsse
Petrus
Hallo Petrus!
Ich denke, das im Zweifelsfalle nicht nur einige wenige Banken "verschwinden", sondern daß der komplette Zahlungsverkehr und damit auch die gesamte Volkswirtschaft zum erliegen kommen könnte. Im schlimmsten Fall der schlimmste anzunehmende Unfall in der Weltwirtschaft.
Hoffen wir nicht, das wir erfahren werden, was passiert, wenn tatsächlich diese Garantien eingelöst werden müßten.
Wenn Du in google Bankenkrise eingibst, so kommen viele Treffer zum Beispiel aber Doktorarbeiten u.a.
Gruß
Gerhard
Woher soll der Staat das Geld nehmen?
Vielleicht von der EZB. Geldmengenvermehrung, Inflation, stark steigende Zinsen drohen...
Boah, da wird einem ja ganz anders, Gerhard... Ich google mal...
Lieben Gruss
Petrus
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Ich denke, im Moment bietet die Psychlogie Sicherheit, aber wenn der Staat leisten muß, dann sieht es nicht gut aus.
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17-10-2008, 19:04
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17-10-2008, 19:06 von Gerhard.)
JA, das Rettungspaket für das Finanzsystem ist in Kraft. Heute von Bundestag und Bundesrat verabschiedet. Ein Kontrollausschuß des Bundesaustages wurde noch schnell gegründet. Nur Linke und Grüne stimmten dagegen.
Wieviel MRD sind es denn nun eigentlich? Wann greifen die ersten Banken zu; aber das ist nicht gut für den Ruf einer Bank, wenn es bekannt wird. Wenn ich das richtig verstehe können auch staatl. Banken Hilfen bekommen z.B. die WestLB
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NEIN, ich bin gegen diese Bürgschaften!
Das ganze Finanzsystem ist von A bis Z falsch, weil mit Geld Geld gemacht wird. Wirklicher Wert wird nur geschaffen durch notwendige Produkte und Dienstleistungen und nicht mit "Finanzderivaten". Die Grenzen sind leider fließend. So fällt gar nicht auf, wenn Kredite gegen Provision gesammelt und verkauft werden, Optionen gehandelt und Wetten auf Aktiengewinne und -Verluste abgeschlossen werden.
Dieses System wirkt wie jene berühmten Kettenbriefe: Vergleichsweise reich werden nur die ersten Verkäufer und Wiederverkäufer. Danach entsteht eine Geldblase, die nun fürs erste geplatzt ist.
Das System wird sogar an Unis gelehrt! Es ist deshalb nicht anzunehmen, dass es lernfähig oder lernwillig wäre. Deshalb mein Votum: Nein, die Blase wird platzen, es geht nicht anders. Die jetzt beschlossene Bürgschaft bedeutet nur einen Aufschub. Sie ändert rein gar nichts.
Doch - halt: Sie garantiert weitere Blasengewinne, die natürlich ganz reale Steuern ins Staatssäckel spülen. Darum geht's wohl?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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17-10-2008, 22:27
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24-10-2008, 10:59 von Keiner.)
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Hallo Keiner
Du hast die Ironie des Regierungshandelns vollkommen erfasst. Das Geld wird der erweiterten Finanzblase in Form von Steuern entnommen, wodurch sie größer werden muss, faszinierender und schillernder. Einmal mehr: Die Blase wird platzen - eines Tages. Danach hast du recht.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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(17-10-2008, 19:04)Gerhard schrieb: Wenn ich das richtig verstehe können auch staatl. Banken Hilfen bekommen z.B. die WestLB und die BayernLB und ???
Dafür wären ihre Eigentümer (Bundesländer) UND die Sparkassen sowieso voll verantwortlich, auch bisher schon, auch für effektive Bankenaufsicht - an der es offensichtlich sehr mangelte. Hier wird kein zusätzlicher Schirm geschaffen, sondern eine Umverlagerung auf Bundeskosten.
Ob 700 Milliarden $ in den USA oder 400 Milliarden € in der EU - die ganze Sache ist nichts weiter als der verzweifelte Versuch die Fehler der Zügellosigkeit des Kapitalismuses zu überdecken. Die Blase platzt - wenn, wie "keiner" schon richtig angemerkt hat, die Notenbanken klammheimlich Geldscheine nachdrucken....
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700 MRD US-Dollar macht nach heutigem Kurs etwa 511 MRD Euro
Deutschland 400 MRD Euro, Großbritanien 695 MRD Euro, Frankreich ??? ...
... und nicht zu vergessen: Die Ungarn - die stehen vor der selben Staatspleite wie Island.....
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(18-10-2008, 12:38)t.logemann schrieb: ... und nicht zu vergessen: Die Ungarn - die stehen vor der selben Staatspleite wie Island..... mit dem real erwartbarem Einsatz von 20 Mia Eur bleibt Deutschland dank ihrer recht ordentlichen Finanzlage und allerbestem AAA-Rating ziemlich weit von allen Schwarzmalereien von Gelddrucken bis Staatsbankrott weg. Die Regierung wird sich das Geld vermutlich am Weltmarkt günstiger leihen können als Banken untereinander im Interbanken-Handel.
Die Frage scheint mir nur,
- obs gerade der Staat sein muss, der hilft
- obs die rechten Mittel sind, die dann auch wirklich helfen
- ob die Gemeinschaft der Bevölkerung allein an den Kostenfolgen kollektiven Versagens der Banker und Kontrolleure hängenbleiben
Nachrichten gehen heute dahin, dass Bemühungen der Spurenverwischung für die Öffentlichkeit im Gange sind bezüglich der hilfebedürftigen und dann auch sanktionsbelasteten Bankinstitute. Überlegungen gehen in Richtung eines gemeinsamen Hilfeersuchens aller Banken in Deutschland.
Somit wäre der Staat als Kontrolleur mal wieder ausgebremst.
JHR
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Hallo Jobst!
Ich bin mir nicht im Klaren, inwieweit 20 MRD Euro ausreichen sollen, um in der Bankenkrise in Bezug auf Deutschland ausreichen können, um zu helfen, wenn man bedenkt, daß allein die IKB eine Finanzierungslücke von über 100 MRD Euro hatte.
Die Deutsche Bank hat ja bereits ausgeschlossen, Hilfe zu benötigen, während die Commerzbank eine solche Möglichkeit möglicherweise in Betracht ziehen würde und diese Commerzbank hat die Dresdner Bank gekauft, vorausgesetzt die Hauptversammlungen der Aktionäre stimmen dafür.
Ob es der Staat sein muß ist eine gute Frage, nur sonst gibt es niemanden. Der Staat ist der einzige, der wirklich helfen und will.
Wenn man bedenkt, welche Folgen für uns alle damit verbunden wären, wenn der/die Staaten nicht helfen würden, dann ist eine Hilfe durch den Staat für mich und sicherlich auch für die Politik die einzig richtige Alternative.
Sicherlich ist es richtig, für die Zukunft durch Kontrollmechanismen, ob in Gesetzesform oder wie auch immer eine solch ausufernde Entwicklung zu verhindern.
Gruß
Gerhard
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20-10-2008, 07:36
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20-10-2008, 07:41 von Jobst Hinrich R..)
(19-10-2008, 12:37)Gerhard schrieb: nur sonst gibt es niemanden. Der Staat ist der einzige, der wirklich helfen und will. Ob Staat wirklich "hilft", d.h. am Schluss negative Folgen für die ganze Volkswirtschaft in der Summe veringert, DAS darf man wohl auch bestreiten. Schmerz- und Beruhigungspillen heilen eigentlich nichts, schönen allenfalls das nächste Wahlergebnis (auch in USA und GB!) auf Volkskosten. Wirtschaftlicher Abschwung, Kursverfall, und Arbeitlosigkeit = immer engere Deckung der Lebenshaltungskosten bei den allermeisten kommen so oder so.
In 2 oder 3 Jahren können wir die Statistik auswerten. Verplempertes Volksvermögen gibt dann nicht mehr zurück und Politikern wird man auch kaum ans Einkommen, Abfindung, Pension oder Konto gehen.
Hallo, JHR,
Deine Kritiken machen mich sehr nachdenklich, aber ich vermisse ein wenig, was man Deiner Meinung nach tun sollte... Alles vor die Wand fahren lassen? Ich mass mir da kein Urteil an, weil ich einfach keinen Durchblick habe, aber nur zu sagen "Die Regierung macht alles falsch (oder gar noch schlimmer)" ist ja auch nicht wirklich beruhigend(er).
Gruss
Petrus
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