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Absolutheitsanspruch der Religionen
#31
(25-08-2011, 10:51)Ekkard schrieb: In Europa finden sich unter verschiedenen Etiketten eine Vielzahl von Verhaltensnormen, die aus jüdisch-christlichen Vorstellungen stammen. Möglicherweise sind sie sogar älter und wurden nur über Juden, Christen und das römische Reich nach Europa gebracht
das folgend von dir genannte sind in der tat "alte", weil sich als sinnvoll erweisende werte. daß "abrahamitische religionen" diese ebenso beinhalten wie viele andere geselschaftssysteme, macht sie nicht zu deren urhebern[Quoting-Tag repariert./Ekkard]

(25-08-2011, 10:51)Ekkard schrieb: Auch der Atheismus stellt nicht jene universal gültige Weltanschauung dar, die "jeden Götterglauben (der Religionen) ablehnt". Die "Götter" sind nur anders, z. B.: Nutzen, Naturverbundenheit, bewusste Sinnleere bzw. Eigensinn, (absolut gesetzte) Freiheitlichkeit, betonte Sachlichkeit, Mensch als Maß der Dinge.
Die Ablehnung "jeden Götterglaubens" ersetzt keine Götter, sondern muss im schlimmsten Fall ständig neue erfinden

und wieder sind wir da angelangt, daß dem unbedingt an einen "gott" glauben wollenden eben alles mögliche "gott" ist

dem nicht an einen "gott" glaubenden erscheint das eher als eine art etikettenschwindel



einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#32
(25-08-2011, 12:30)Ekkard schrieb: Im Gegensatz zum 19. Jh. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden protestantischerseits heute soziale Probleme behandelt, gegeißelt und beschworen und weniger theologische

das entspricht nicht meiner erfahrung mit den predigten im evangelischen gottesdienst. wenn ich sie auch nicht a priori zur theologievorlesung adeln würde, nur weil sie "gott" zitieren - und sei es als lösung sozialer probleme
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#33
Ganz recht: Das ist die Dominanz des Besonderen über das Allgemeine.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#34
(26-08-2011, 18:15)Ekkard schrieb: Ganz recht: Das ist die Dominanz des Besonderen über das Allgemeine.

du willst sagen, deine besondere interpretation des evangelischen christentums dominiere dessen allgemeine erscheinung?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#35
(23-08-2011, 19:23)Unschlagbarer schrieb:
(23-08-2011, 17:52)Gundi schrieb: ... ihre Wahrheit sei durch die heilige Schrift gestützt und könne mit dieser bewiesen werden. ... Meine eigentliche Frage ist nun: Wie können Religiöse sicher sein, ihr Glaube alleine sei der Richtige?
[Vollquoting gekürzt./Ekkard]

Dieser Absolutheitsanspruch besonders der Religionen Christentum und Islam ist das eigentliche Hauptübel dieser Religionen. Für sie ist das aber überlebensnotwendig, denn sobald die offiziellen Vertreter dieser Religionen ihre eigene angebliche absolute Wahrheit in Frage stellen würden, wäre es bald aus mit dieser Religion.

Da sie das wissen, rücken beide nicht einen Deut von diesem Absolutheitsanspruch ab.

Das Judenrum ist prinzipiell nicht viel anders (...)

Ich glaube schon, dass das Judentum prinzipiell anders ist als seine Nachfolger Christentum und Islam. Es ist eine ethnisch basierte Religion ohne Absolutheitsanspruch außerhalb der Judenheit, wenn ich es richtig verstanden habe.

Gruß
Vitoria

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#36
(23-08-2011, 21:03)Ekkard schrieb: So finden sich Grundideen abrahamitischer Religionen in ganz Europa der Gegenwart - selbst in atheistischen Köpfen.

Sofern es sich dabei um ethische Normen handelt: Warum sollten Atheisten nicht dieselben haben wir Juden, Christen oder Muslime? Und zwar ganz ohne Thora, Evangelien und Qur'an? Diesbezügliche Gemeinsamkeiten sind nichts Besonderes (sondern können z.B. schlicht auf der Goldenen Regel basieren) und machen Atheisten nicht zu Religiösen oder von einer Religion abhängig (wie obiges Zitat nach meiner Auffassung andeuten will).

Gruß
Vitoria

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#37
(23-08-2011, 21:00)Gundi schrieb: Meine Frage zielt aber eher darauf ab, weshalb man seine eigene Religion als die richtige ansieht, wenn man doch sieht dass die Welt voll von anderen Religionen ist die ebenso von sich behaupten die Wahrheit zu haben.
Was veranlasst einen, sich einer bestimmten Religion zugehörig zu fühlen?
(Vor allem hier in unserer aufgeklärten Welt).
Du würdest dieses Bestreben der menschlichen Natur zuschreiben?

Was veranlasst einen überhaupt, seine eigene Meinung - egal worüber - für die richtige zu halten? Will damit sagen, die Frage geht über die Religionszugehörigkeit hinaus. Der Gründe gibt es mehrere: Tradition zum Beispiel, Indoktrination, Vorbild der Bezugs- und Respektspersonen, bestenfalls eigenes Nachdenken und Überprüfen sowohl der eigenen Anschauungen als auch jener der anderen.

Gruß
Vitoria

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#38
(25-08-2011, 10:51)Ekkard schrieb:
(24-08-2011, 09:50)Unschlagbarer schrieb: Offenbar bist du selbst religiös (falls nicht, muss ich dich falsch verstanden haben), daher erkennst du den wirklichen Sinn und Charakter des Atheismus gar nicht.
Auch der Atheismus stellt nicht jene universal gültige Weltanschauung dar, die "jeden Götterglauben (der Religionen) ablehnt". Die "Götter" sind nur anders, z. B.: Nutzen, Naturverbundenheit, bewusste Sinnleere bzw. Eigensinn, (absolut gesetzte) Freiheitlichkeit, betonte Sachlichkeit, Mensch als Maß der Dinge.

Wer sagt, dass der Atheismus eine universal gültige Weltanschauung mit den von Dir genannten "Göttern" darstelle?

Ekkard schrieb:Die Ablehnung "jeden Götterglaubens" ersetzt keine Götter, sondern muss im schlimmsten Fall ständig neue erfinden.

Das ist nach meiner Erfahrung die typische Form der Ablehnung des Atheismus seitens eines Gottgläubigen. Er kann einfach nicht begreifen, dass es sich ganz hervorragend ohne einen Gottesglauben leben lässt. Ich gehe so weit zu sagen: auch sterben lässt (nämlich ohne Ängste). Als ich zur Atheistin wurde, brauchte ich die abhanden gekommene Vorstellung von einem Gott nicht durch die von anderen zu ersetzen oder gar neue zu erfinden. Der Stellenwert der von Dir genannten "Ersatzgötter" blieb derselbe wie zuvor. Versuche zu verstehen: Der Atheist vermisst rein gar nichts, wenn er den Gottesglauben aufgibt und ablehnt, ganz im Gegenteil: Er lebt in klarem Bewusstsein der Freiheit von beengenden und beklemmenden Vorstellungen eines strafenden, womöglich rachsüchtigen Übervaters, sondern im Bewusstsein der absoluten Eigenverantwortlichkeit und Angstfreiheit vor sogenanntem Übernatürlichen - was übrigens auch eine große Gelassenheit angesichts des natürlichen Endes der eigenen Person einschließt.

Gruß
Vitoria

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#39
Vitoria, ehe du anderen absprichst, zu begreifen, dass man ohne Gottvorstellung prima leben kann, solltest du zuerst einmal lesen und verstehen, wovon zuvor die Rede war. Selbstverständlich "erfindet" der Atheist/die Atheistin, wie jeder andere Mensch auch, seine/ihre "Götter". Ich hatte dies weiter oben auch aufgezählt. Natürlich hatte ich dies im übertragenen Sinne gemeint. Solche "Götter" sind z. B.
- der Glaube an die Nützlichkeit als Motivation,
- dass die Ablehnung jeglicher Religionen die einzig wahre Haltung im Leben sei,
- das Prinzip ökonomischen Denkens und Handelns oder
- Reichtum.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#40
(28-08-2011, 15:58)Ekkard schrieb: Vitoria, ehe du anderen absprichst, zu begreifen, dass man ohne Gottvorstellung prima leben kann, solltest du zuerst einmal lesen und verstehen, wovon zuvor die Rede war.

Ekkard, bevor Du mir haltlose Vorwürfe machst, solltest auch Du zuerst einmal genau lesen. Ich schrieb ausdrücklich "nach meiner Erfahrung", was naturgemäß anders gearteten Erfahrungen viel Raum gibt. Ich schrieb nicht, das sei generell so. Hätte ich das sagen wollen, hätte ich es so geschrieben.

Zitat: Selbstverständlich "erfindet" der Atheist/die Atheistin, wie jeder andere Mensch auch, seine/ihre "Götter". Ich hatte dies weiter oben auch aufgezählt. Natürlich hatte ich dies im übertragenen Sinne gemeint. Solche "Götter" sind z. B.
- der Glaube an die Nützlichkeit als Motivation,
- dass die Ablehnung jeglicher Religionen die einzig wahre Haltung im Leben sei,
- das Prinzip ökonomischen Denkens und Handelns oder
- Reichtum.

Ich hatte, so glaube ich, diese Äußerung durchaus richtig verstanden. Ich teile sie nicht.

Gruß
Vitoria

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#41
(28-08-2011, 01:00)Vitoria schrieb: Ich glaube schon, dass das Judentum prinzipiell anders ist als seine Nachfolger Christentum und Islam. Es ist eine ethnisch basierte Religion ohne Absolutheitsanspruch außerhalb der Judenheit, wenn ich es richtig verstanden habe

komt drauf an, welcher absolutheitsanspruch gemeint ist

der im sinne von "wir haben die einzige wahrheit, schließt euch uns an!" ist dem judentum fremd. aber natürlich haben auch sie eine definition von, sagen wir mal, "gottgefälligkeit". wenn ich nun die jüdischen diskutanten hier richtig verstanden habe, sehen sie sich als einziges volk, das mit gott einen verbindlichen vertrag geschlosen hat, und deshalb eine vielzahl von regeln einzuhalten hat, um vor diesem gott bestehen zu können

aber auch nichtjuden können vor gott bestehen. für sie gelten sogar nur ein paar wenige regeln, die dazu einzuhalten sind (so gesehen wäre das "auserwählte volk" sogar im nachteil)

nur: welches diese paar wenige regeln sind, was sie beinhalten - das definiert natürlich das judentum. also doch ein absolutheitsanspruch, wenn auch vielleicht durch die hintertür
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#42
(28-08-2011, 15:58)Ekkard schrieb: Vitoria, ehe du anderen absprichst, zu begreifen, dass man ohne Gottvorstellung prima leben kann, solltest du zuerst einmal lesen und verstehen, wovon zuvor die Rede war. Selbstverständlich "erfindet" der Atheist/die Atheistin, wie jeder andere Mensch auch, seine/ihre "Götter". Ich hatte dies weiter oben auch aufgezählt. Natürlich hatte ich dies im übertragenen Sinne gemeint. Solche "Götter" sind z. B.
- der Glaube an die Nützlichkeit als Motivation,
- dass die Ablehnung jeglicher Religionen die einzig wahre Haltung im Leben sei,
- das Prinzip ökonomischen Denkens und Handelns oder
- Reichtum.

all diesen "göttern" (außer dem zweiten) huldigen natürlich auch gläubige christen

womit der taschenspielertrick entlarvt sein sollte, hier einfach durch bewußt willkürliche begriffszuschreibung eine gleichheit zu suggerieren

du weißt genau, was im allgemeinen sprachgebrauch als "gott" zählt und erst recht, wie dieser in den religionen definiert wird
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#43
(28-08-2011, 20:45)petronius schrieb: komt drauf an, welcher absolutheitsanspruch gemeint ist

der im sinne von "wir haben die einzige wahrheit, schließt euch uns an!" ist dem judentum fremd.

Das meinte ich, auch wenn in der Antike offenbar missioniert wurde. Im übrigen gebe ich Dir durchaus recht.

Gruß
Vitoria

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#44
(28-08-2011, 20:49)petronius schrieb: womit der taschenspielertrick entlarvt sein sollte, hier einfach durch bewußt willkürliche begriffszuschreibung eine gleichheit zu suggerieren

in der eristik spricht man hier von einem "sophisma ex homonymia".(siehe aristoteles, topik I,13)
diesen hat ekkard viellecht unbewusst verwendet, da er es aus seinem eigenen glauben gewohnt ist den begriff gott anders zu verwenden als ueblich.
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#45
(29-08-2011, 00:19)Tyko schrieb: diesen hat ekkard viellecht unbewusst verwendet, da er es aus seinem eigenen glauben gewohnt ist den begriff gott anders zu verwenden als ueblich.

damit wirst du wohl recht haben

allerdings ist dieses argument der "götter" wie mammon, ausschweifung etc. auch bei traditionell gottgläubigen durchaus beliebt, wo dann mein vorwurf imho schon greift
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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