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(03-12-2013, 23:13)Gundi schrieb: Aber auch wenn du das als den Kern der Religion siehst (was ich im übrigen eher als Kern des Glaubens betrachten würde, für Religion erscheint mir der absolute Wahrheitsanspruch besser), ist es ganz und gar nicht gleich zu anderen Versuchen. Z.B. der Einsicht, dass man nun mal nicht Wissen kann, ob es eine übergeordnete Moral gibt
ganz recht
ich verweise auf mein stichwort "anerkennung eines grundsätzlichen pluralismus der anschauungen und meinungen"
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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(03-12-2013, 22:50)Glaurung40 schrieb: Vernunft hat mit Religion sehr wenig zu tun, sonst müsste man ja nicht glauben.
Bei Sinnfragen gibt es nur Glauben.
Man kann "Sinn" nicht wissenschaftlich beweisen.
Oder kannst du mir in Sachen Sinnfragen eine Alternative nennen?
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(03-12-2013, 23:00)Gundi schrieb: Religion philosophiert ja eben nicht über Gott und das menschliche Sein
Nicht? Was denn sonst? Genau darum geht es doch.
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(03-12-2013, 23:09)petronius schrieb: die eigenen oder die vorgegebenen?
Diejenigen, zu denen man sich bekennt, und zu denen man dann steht.
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(03-12-2013, 23:13)Gundi schrieb: Z.B. der Einsicht, dass man nun mal nicht Wissen kann, ob es eine übergeordnete Moral gibt.
Es geht bei Religion um das Bekenntnis, um die Frage: Wozu stehe ich.
Ich habe hier schon mal den Vergleich zur Menschenwürde gebracht:
Auch wenn man "weiß", dass es "Menschenwürde" nicht in einer Form gibt, die wissenschaftlich beweisbar wäre, sondern eben nur als "Idee", setzt man sie als "unantastbar", als "absolut".
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(04-12-2013, 10:07)Mustafa schrieb: Bei Sinnfragen gibt es nur Glauben.
Man kann "Sinn" nicht wissenschaftlich beweisen.
Selbst wenn du recht hast (denke nämlich sehr wohl, dass sich Sinnfragen, wenn nicht wissenschaftlich, so doch wenigstens logisch begründen lassen), heißt das noch lange nicht, dass Religion die einzige Möglichkeit ist hier Antworten zu finden. Geschweige denn die beste.
(04-12-2013, 10:07)Mustafa schrieb: Oder kannst du mir in Sachen Sinnfragen eine Alternative nennen?
Na, wie wäre es z.B. ganz allgemein mit Philosophie ? Nietzsche, dein persönlicher Lieblingsatheist, kommt ja ohne religiöse Vorstellungen damit ganz gut aus, oder nicht ?
(04-12-2013, 10:08)Mustafa schrieb: (03-12-2013, 23:00)Gundi schrieb: Religion philosophiert ja eben nicht über Gott und das menschliche Sein
Nicht? Was denn sonst? Genau darum geht es doch.
Keineswegs. Die Gottesfrage wird in der Theologie nicht gestellt sondern die Antwort als Faktum gesetzt. Und auch das menschliche Sein auf Gott hin bzw. durch Gott wird nicht in Frage gestellt.
Das unterscheidet sie ja zur Philosophie.
" Der Bezug auf Jesus Christus sei das Alleinstellungsmerkmal des christlichen Glaubens im religiösen Dialog der Moderne. „Das ist sicherlich das Besondere, was wir in die Diskussionen über Religion einzubringen haben“, so Ulrich. Der christliche Glaube könne dem Menschen helfen, sich in seiner religiösen Suche zu orientieren."
(Bischofskonferenz der VELKD tagt zu „Gottesbegriff in der Moderne“12. März 2012)
Im praktischen Leben also wertlos.
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(04-12-2013, 10:53)Gundi schrieb: Die Gottesfrage wird in der Theologie nicht gestellt sondern die Antwort als Faktum gesetzt.
Natürlich wird Gott in der Theologie vorausgesetzt. Dann aber geht es darum, was Gott ist, und in welchem Verhältnis der Mensch dazu steht.
(04-12-2013, 10:15)Mustafa schrieb: (03-12-2013, 23:13)Gundi schrieb: Z.B. der Einsicht, dass man nun mal nicht Wissen kann, ob es eine übergeordnete Moral gibt.
Es geht bei Religion um das Bekenntnis, um die Frage: Wozu stehe ich.
Ich habe hier schon mal den Vergleich zur Menschenwürde gebracht:
Auch wenn man "weiß", dass es "Menschenwürde" nicht in einer Form gibt, die wissenschaftlich beweisbar wäre, sondern eben nur als "Idee", setzt man sie als "unantastbar", als "absolut".
Nun, ich halte den Begriff "Würde" ohnehin für problematisch. Genau weil er nämlich teilweise wie ein religiöses Dogma hochgehalten wird.
Die Gleichheit der Menschen und die damit folgenden gleichen Rechte, kann imho auch durch das Fehlen signifikanter Unterschiede festgelegt werden. So empfinden alle Menschen auf ähnliche Weise, sind alle zu ähnlichen Leistungen fähig, haben ähnliche Gedanken, einen ähnlichen Verstand...
Wozu bedarf es einer über dem Menschen stehenden Wesenheit (Gott, Würde etc.)?
Zumindest mich überzeugt es weit mehr, wenn ich reale Tatsachen sehe und daraus Schlussfolgerungen ableiten kann (wie zb. die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz) als mir unbedingt einen transzendenten Fixpunkt setzen zu müssen.
Und ich denke, dass auch nur eine solche Vorgehensweise auf Dauer Bestand haben kann.
Denn jede Moralvorstellung, deren einzige Begründung auf Annahmen wie Gott (oder ähnliches) zurückzuführen ist, gilt doch immer nur für diejenigen, die auch die gesetzte Annahme akzptieren.
(04-12-2013, 11:03)Mustafa schrieb: (04-12-2013, 10:53)Gundi schrieb: Die Gottesfrage wird in der Theologie nicht gestellt sondern die Antwort als Faktum gesetzt.
Natürlich wird Gott in der Theologie vorausgesetzt. Dann aber geht es darum, was Gott ist, und in welchem Verhältnis der Mensch dazu steht.
Aber diese Fragen können doch absolut beliebig beantwortet werden, wenn bereits die erste und wichtigste Frage (nach der Existenz Gottes) pauschal bejaht wird. Denn worauf möchte ich denn dann meine weiterführenden Überlegungen stützen, wenn bereits das Fundament nicht mehr als eine bloße Behauptung ist.
(04-12-2013, 11:03)Mustafa schrieb: (04-12-2013, 10:53)Gundi schrieb: Die Gottesfrage wird in der Theologie nicht gestellt sondern die Antwort als Faktum gesetzt.
Natürlich wird Gott in der Theologie vorausgesetzt. Dann aber geht es darum, was Gott ist, und in welchem Verhältnis der Mensch dazu steht. Eher wie der gläubige Mensch dazu nach neuesten Erkenntnissen
zu stehen hat.
Noch kommt die "wahre" Interpretation von Oben oder werden
Päpste jetzt demokratisch gewählt.
Frauen können das sowieso nicht richtig, sonst hätten wir auch mal Führungsfrauen.
Vielleicht kommt ja die Quotenregelung im Vatikan.
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(04-12-2013, 11:04)Gundi schrieb: Denn jede Moralvorstellung, deren einzige Begründung auf Annahmen wie Gott (oder ähnliches) zurückzuführen ist, gilt doch immer nur für diejenigen, die auch die gesetzte Annahme akzptieren.
Es ist doch immer so, dass Moralvorstellungen nur für diejenigen gelten, die sie akzeptieren und sich dazu bekennen.
Wie könnte es anders sein?
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(04-12-2013, 11:07)Gundi schrieb: Denn worauf möchte ich denn dann meine weiterführenden Überlegungen stützen, wenn bereits das Fundament nicht mehr als eine bloße Behauptung ist.
Wie im Begriff "Theologie" ja schon angedeutet geht es um logische weiterführende Überlegungen von einem Fixpunkt des Denkens aus.
Gerade ohne solcherlei Fixpunkte wird alles beliebig. Ohne Axiome kommt keine Logik aus.
Im Leben erkenne ich nur einen einzigen Sinn, nämlich den, zu leben. Und als Grund für Moral erkenne ich lediglich die Notwendigkeit, eine Gesellschaft so zu organisieren, dass die Verursachung von Schäden an einzelnen Mitgliedern der Gesellschaft weitgehend vermieden wird und das Existenzminimum dieser Mitglieder garantiert ist. Um das zu erreichen, braucht es Gesetze. Religion ist dazu nicht erforderlich.
Zudem basiert religiöse Ethik und Moral keineswegs immer auf der Vernunft, sondern häufig auch auf Vorurteilen von Propheten und anderen Religionsvätern und Religion versucht zudem, z.T. uralte Bräuche und Vorstellungen als Befehle gedachter transzendenter Wesen für die Dauer der Existenz der Menschheit festzuschreiben. Das macht Religionen unflexibel.
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