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Christentum und Rhetorik, eine gelungende Verbindung?
#11
@Bion: Ich glaube man kann in Augustinus "Gottesstaat" (de civitate dei)  nachlesen, was er über Laktanz schreibt. Mich würde halt besonders interessieren , ob er Laktanz sog. Hauptwerk (engl. divine institutes) kannte.

Hieronymus ist mir nicht unbekannt, soweit ich weiß hat Augustinus ihn als Redner geschätzt. Bisher habe ich ihn aber nicht weiter rezipiert, was aber auf Grund der Zitate mich jetzt natürlich weiter interessieren würde.

Ciceros Jugendwerk "de inventione" kenne ich zum Teil. Für ein Jugendwerk ist es nicht schlecht, die späteren Werke wie "De oratore" oder "orator" sind da aber natürlich etwas ausgereifter und beruhen auf mehr Erfahrung. Für Cicero ist die Verbindung von Philosophie und Rhetorik jedenfalls wichtig, da es keine wahre Rhetorik ohne Philosophie geben kann. Das sagt er auch etwa so in anderen Werke wie z.B. auch in  "De fato" (in der zweisprachigen Reclamausgabe von 2015, auf S. 9):

 "Nam cum hoc genere philosophiae, quod nos sequimur, magnam habet orator societatem:  subtilitatem  enim ab Academia mutuatur et ei vicissim  reddit  ubertatem orations et ornamenta dicendi",
 auf Deutsch: "Der Redner unterhält nämlich zur philosophischen Richtung , der ich mich angeschlossen habe, insofern eine ausgesprochen wechselseitige Beziehung, als er sich den Scharfsinn  bei der Akademie entleiht und dieser als Gegenleistung die Fülle des Ausdrucks  und den sprachlichen Schmuck verleiht." 

Jedenfalls ist das ein wichtiges Anliegen von Cicero gewesen. Und hier spricht er sich gegen die Trennung von Philosophie und Rhetorik aus, wie sie von Platon herrührt. Platon sagt ja , dass die wahre philosophische Rhetorik nur auf der Dialektik beruhen kann und ja natürlich kannte Cicero den "Phaidros" (siehe de oratore). Er kannte allerdings auch die aristotelische "Rhetorik" und erwähnt sie beispielsweise in den "Tusculanischen Gesprächen". Er bezieht sich hier also, was die Verbindung von Philosophie und Rhetorik anbetrifft, auch auf Aristoteles.  Und dieser wiederum erwähnt auch Isokrates in seiner "Rhetorik". Somit lässt sich konstatieren, dass Platon und Aristoteles einen Bezugspunkt für ihn bilden.

Übrigens lässt sich noch hinzufügen, dass Apuleius als platonischer Philosoph, der auch aus Nordafrika stammt wie Augustinus, aber Heide blieb im Gegensatz zu diesem, ebenfalls eine Verbindung von Philosophie und Rhetorik in seinem Werk anstrebte. Augustinus kannte (zum Teil) das Werk seinen nicht-christlichen Landsmannes. Abschließend sei noch ein Buchtipp zum Thema hier hinzugefügt: "Große Predigten. 2000 Jahre Gottes Wort und christlicher Protest" (Lambert Schneider, 2015). In dieser Überblicksgeschichte wird auch Gregor von Nazianz erwähnt und seine "Theologischen Reden", die auf seiner rhetorischen Ausbildung beruhen.
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RE: Christentum und Rhetorik, eine gelungende Verbindung? - von Philosophist - 14-03-2016, 16:23

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