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Buddhismus, Hinduismus? Wo gehöre ich hin?
#2
Nun ja, das, was Du nach eigener Aussage jetzt schon glaubst, ist ja bereits synkretistisch. Der balinesische Hinduismus selbst z.B. ist auch ein synkretistischer Glaube, da er neben seinem vom indischen (shivaistischen) Hinduismus stammenden Grundgeruest auch alte animistische Vorstellungen und Buddha und Boddhisattvas als Goetter integriert hat. Das hat geschichtliche Gruende. Indonesien wurde erst von Indern zum Hinduismus konvertiert, spaeter dann zum Buddhismus und schliesslich zum Islam. Bali hat von der zweiten (buddhistischen) Welle nur wenig in den eigenen Glauben integriert, und mit der dritten Welle (Flucht vor dem Islam) kamen auch noch weitere animistische Elemente in den Glauben.

Ansonsten ist die Gesellschaft aber hinduistisch in Kasten und Unterkasten organisiert. Ein Konvertit wuerde also unterhalb der untersten hinduistischen Dienstboten-Kaste einsortiert. Da Heirat mehr oder weniger Zwang ist, haette eine unverheiratete Frau zumindest eine kleine Chance, diese Situation durch Einheirat in eine etwas hoehere Kaste zu verbessern.

Da in Indonesien nur Religionen erlaubt sind, die einen einzigen, hoechsten Gott verehren, erfuellt der balinesische Hinduismus auch diese Anforderung (nur 6 Religionen sind in Indonesien erlaubt: Islam, Hinduismus, Buddhismus, Konfuzianismus, Catholizismus, Protestantismus; man wird gezwungen, sich eine davon auszusuchen, da Atheismus oder andere Religionen verboten sind). Der einheimische Gott Acintya oder Sang Hyang Widhi wird als hoechster und im Prinzip einziger Gott anerkannt und durch einen leeren Stuhl oben an Gebaeuden symbolisiert.

Ansonsten kennen beide, Buddhismus und Hinduismus, die Lehre von der Wiedergeburt. Ziel des Lebens ist es, die naechste Wiedergeburt zu verhindern. Statt Himmel und Hoelle besteht das Urteil ueber das jetzige Leben darin, wie und als was man im naechsten Leben wiedergeboren wird. Das Leben ist also so etwas wie das katholische Fegefeuer, die Moeglichkeit, sich zu verbessern und dem Kreis der Wiedergeburten endgueltig in das Nirvana zu entfliehen.

Uebrigens sehe ich fuer jemanden, der im Westen lebt, eh kein Problem darin, sich die eigene Religion zusammenzuschustern. Sowohl Hinduismus als auch Buddhismus fehlt in Laendern Europas der kulturelle Anker. Da ist man freier beim Aussuchen und braucht sich nicht mit gesellschaftlichen Anforderungen auseinanderzusetzen. Ansonsten wuerde z.B. der Hinduismus sich allein wegen des Kastensystems automatisch von jeglicher Konversion disqualifizieren, wenn man nicht gerade masochistische Tendenzen hat und sich als Fussmatte der Co-Religionisten wohl fuehlt.

Ganz so eng sehen das die Leute auf Bali wohl auch nicht. Die alteingesessenen, chinesischen Einwanderer tragen zwar im allgemeinen ihre "Buddhismus"-Karte (also als verbindliche Wahl gemaess indonesischem Gesetz) und haben ihren eigenen Glauben, haben aber keine Probleme damit, die grossen Zeremonien des Lebens im Hindu-Tempel durchzufuehren. Dadurch stehen sie immer noch ausserhalb des Kastensystems, was evtl. die Beziehungen einfacher macht.
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Nachrichten in diesem Thema
Buddhismus, Hinduismus? Wo gehöre ich hin? - von kekschen88 - 15-08-2016, 22:12
RE: Buddhismus, Hinduismus? Wo gehöre ich hin? - von Ulan - 16-08-2016, 10:12

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