(01-12-2022, 19:45)Ulan schrieb: [ -> ]Du musst mir nun wirklich nicht erklaeren, dass die Sache mit dem Scheiterhaufen real nicht gerade positiv aufzufassen ist, um es sehr zurueckhaltend auszudruecken.
Mein Beitrag betrachtete die theologische Basis fuer Konzepte wie Fegefeuer und Scheiterhaufen. Man schaue halt ins Alte Testament; da ist das, wie gesagt, angedeutet, was erklaert, wie man auf solche Ideen kommen kann.
Und sogenannte "Gottesurteile" gab's nicht erst im Mittelalter.
Ist schon interessant, wie jemand, der immer meint, hinter Dinge in die Ideenwelt schauen zu muessen, so wenig konzeptuell denken will, wenn's mal ansteht.
Hallo Ulan,
... wieso vermutest Du überhaupt eine theologische Basis für Konzepte wie Fegefeuer? Falls
Du konzeptuell denken willst, dann ordne solche Macht- und Wahnvorstellungen doch erst mal dort ein, wo sie hingehören: Nämlich in die Psychiatrie!
Und wer ins ALTE TESTAMENT schaut, wird dort auch nur verirrte menschliche Gedankensplitter über das sog. "Göttliche" finden.
Es gibt aber auch
ganz andere Ansichten darüber, als nur diejenigen, welche sich biblische Erzähler einst so zusammenreimten.
So betrachtete z.B. bereits im 12 Jahrh. der Dominikaner Eckhart von Hochheim das EINE als etwas rein Sphärisches, als das "Göttliche", genau wie, lange vor ihm, Plotin und seine Schüler. Und wie Dionysius Aeropagita spricht er dem "Göttlichen" alle Eigenschaften ab, wie z.B. gütig, weise, gerecht etc. - denn das EINE ist immer mehr...
Das, was die Definitionen des menschlichen Geistes unermesslich weit übersteigt, kann auch nicht mit Menschensprache beschrieben werden. Dies sieht man ja auch deutlich an den bemühten Versuchen in diesem Forum. Die einen versuchen es zwar emsig, die anderern beurteilen dies aber lediglich als "Geschwurbel".
Wollte ma sich "Gott" z.B. als ein unsichtbares Licht in verborgener Finsternis "vorstellen", so müsste man sich eingestehen, dass ES unerkannt war und bleiben wird. Wen sollte es also groß wundern, dass ALLE Religionen mit ihren Vorstellungen nicht ins SCHWARZE treffen können.
Das Christentum brachte aber immerhin das "Kunststück" fertig, das Göttliche auf einer tieferen Ebene "erscheinen" zu lassen, als eine Art persönliche Lizenzausgabe des Göttlichen - als "dreifaltigen" Schöpfergott.
Wer allerdings seinen Glauben vollenden will, muss jedes Dogma gedanklich kritisch durchdringen können/wollen, um sich dann auf dem eigenen (inneren) Weg selber voranzutasten...
"Im Anfang war das Wort" bedeutete für Eckhart, dass aus dem "Göttlichen" die Ideen als Ur-Bilder strömen und das ganze All mit Weisheit durchdringen. Mit ihrer Hilfe "entfaltet" Gott sich in der Welt - und zwar stets und fortwährend und
nicht nur einmal wie in der Genesis.
Eckhart verzichtete in "seiner Weltordnung" nicht nur komplett auf den Schöpfungsakt der Genesis, sondern stellte den göttlichen Intellekt über alles, auch über das >Sein<. Er dachte "Gott" als reine Intellektualität - und sonst gar nichts. In seiner Vorstellung existiert "Gott" nicht wie ein Stein oder ein Planet.
ER ist also nicht
in der Welt, sondern, was Welt ist, besteht einzig und allein durch IHN.
Das Gleiche gilt - in unvollkommener Sicht - auch für den menschlichen Geist/Intellekt. Auch er kann nicht nur als eine Sache unter anderen in der Welt gedeutet werden, sondern er spannt mit und durch sein Denkvermögen die Welt für sich auf, - stellt mit Hilfe der Naturwissenschaften auch Fragen an die vor ihm erscheinenden Dinge.
Interessant ist auch, dass Eckhart "Gott" in jeder menschlichen Seele einen festen Wohnsitz reservierte - diesen >Seelengrund< als das Ureigentlichste des Menschen dachte und zwar in deren tiefster Stelle, ähnlich wie in den tiefsten Tiefen des Meeres.
Solche Gedankenkonstrukte kann heute jeder Mensch natürlich frei ablehnen oder aber denken, dass wir eben nicht in der Lage sind, so tief zu "tauchen", weil uns dazu einfach die entsprechende "Ausrüstung" fehlt.
Gruß von Reklov