Ich finde es manchmal erschreckend, wie hoch der Anteil tierischer Produkte in den meißten Lebensmittelläden ist. Dutzende Meter voll mit Milchprodukten, noch viele Meter mehr mit Fleisch.... ich frage mich da jedes Mal: Wer braucht das alles?
Ich persönlich finde es nicht besonders schwierig zu verzichten, denn im Grunde ersetzt man ja nur. Für mich war dieser Prozeß ein relativ langwieriger. Ich habe das Kochen für mich persönlich, genau wie das einkaufen neu gelernt. Man kauft mit mehr Bedacht, informiert sich besser über das was man isst, man kocht anders und so allmählich ändert sich die gesamte Ernährung. Nebenbei war das für mich der beste Diätplan überhaupt, denn die viel gepredigte Ernährungsumstellung zielt ja meißt auf viel Gemüse und Obst in Kombi mit Vollwertprodukten.
Bienenhonig läßt sich 1 zu 1 mit Agavendicksaft ersetzen (DM)
Anstatt Kuhmilch kauft man Sojamilch
Anstatt Fleisch gibt es mittlerweile wirklich dutzende Soja- oder Gemüseschnitzel, Bratlinge, Nuggets usw
Statt Sahne kann man Soja- oder Hafersahne nehmen (zB bei Edeka erhältlich)
Und es gibt Sojajoghurt (der irklich gut schmeckt), Sojapudding usw
Und das sind jetzt alles Dinge aus normalen Supermärkten und keine endlos teuren Internetbestellungen oderso.
Mir ging es von Anfang an nie darum, jemanden zu beeindrucken, oder einer eingeschworenen Gemeinschaft zugehören zu wollen. Ich wollte mich moralisch auch nie als etwas besseres betrachten. Mein Gedanke war immer: Was ist wirklich gesund für dich, was tut deiner Psyche und deinem Körper gut?
Die Antwort war: Viel Gemüse, viel Obst, viel Wasser und alles, was keine Verpackung braucht.
Wirklich 100% vegan zu leben ist in diesem Land nicht möglich. Man kann nicht immer auf alles verzichten, gerade in punkto Schuhwerk und Wohnungseinrichtung. Das klappt in diesem Land einfach nicht, aber was ist daran schlimm? Ich möchte lieber 100 Leute um mich herum haben, die einen Mittelweg aus dem gehen, was gut für sie und gut für die Umwelt ist, als einen um mich herum zu haben, der der perfekte Veganer an sich ist.
Für mich persönlich war ein großer Grund, wirklich so gut es geht vegan zu leben, als ich mich für ein Schulprojekt über Monsanto informiert habe. Da kam ein so großer Haufen wirklich furchtbarer Informationen auf mich zu, dass ich nicht mehr ignorieren konnte, wie man als Verbraucher ausgenutzt, als Versuchskanninchen benutzt und vor allem über das belogen wird, was man kauft. Bis dato hatte ich lediglich die meißten tierischen Produkte gegen vegane ausgetauscht, aber ab dem Zeitpunkt bin ich strikter dazu übergegangen, all die Lebensmittel zu meiden, die von der Industrie verarbeitet, verändert und bunt angemalt wurden.
Ich war, vorsichtig gesagt, stinksauer über die Art, wie man als Verbraucher behandelt wird, wie die Politik und Wirtschaft sich goldene Nasen verdienen und den Verbraucher genauso wie die Umwelt und Tierwelt wie verblödete Sklaven behandeln.
Wer Interesse hat sollte sich diesen Film anschauen:
video.google.de/videoplay?docid=-7781121501979693623#
Insgesamt gesehen war der Weg zum Veganismus ein wirklich langer und er ist immernoch nicht zuende. Ich habe begonnen damit, ein paar Dinge zu ersetzen, habe das Kochen neu gelernt, mich daran gewöhnt, Gemüse und Obst als Hauptteil zu betrachten. Dann kam eine lange Phase der Information über Masttierhaltung, Schlachtung, Hühnerhaltung, Genetik, Biosiegel, Sinn und Unsinn von Werbemethoden, politische Zuammenhänge, Tierschutz, Fair Trade usw. Das hat gut ein Jahr in Anspruch genommen, aber jetzt fühle ich mich fähig, richtige Entscheidungen zu treffen. Manchmal sogar für ein Stück Fleisch, wenn ich fühle, dass mein Körper das jetzt im Moment wirklich will. Natürlich unter gewissen ethischen und qualitativen Bedingungen.
Richtige Entscheidungen sind eben nicht immer nur in eine Richtung möglich und man muss nicht alles prinzipiell perfekt machen. Jeder geht seinen Weg. Diesen Spruch "Du bist kein richtiger Veganer wenn du nicht blablabla" hasse ich wie die Pest. Wenn jeder ein wenig mehr Wert auf gesunde Ernährung legt und auf diesem Weg hier und da mal zu pflanzlichen anstatt tierischen Produkten greift ist das viel besser, als wenn ein kleines Grüppchen sich für die Auserwählten und Weltretter hält.
Auch denke ich, muss jeder selbst für sich denken. Ich habe nicht angefangen mich zu informieren, als mir mein Ex seine moralisch super tollen veganen Prinzipchen um die Ohren geschlagen hat. Da habe ich komplett dicht gemacht und mich darüber geärgert. Erst ein halbes Jahr später habe ich begonnen, hier ein wenig und da ein wenig zu ändern. Hier mal etwas vegetarisches probiert, dort mal ein Buch über Ernährung gelesen, dort mal auf die Seite von Vegetarierverbänden geschaut....
Niemand ändert sich von jetzt auf gleich durch einen Hammerschlag und das ist aus meiner Sicht auch nicht nötig.
Sorry, das war jetzt ein kleiner Exkurs durch meine Gedankenwelt