(08-11-2020, 17:41)Praytes schrieb: [ -> ] (08-11-2020, 17:28)Davut schrieb: [ -> ]Ist das überhaupt noch zeitgemäß?
Offensichtlich schon, denn die Kirchen spielen bei Wahlen immer noch eine große Rolle. Aus den USA kommt es vielleicht progressiver rüber. Hierzulande wird die Art der Zusammenarbeit zwischen Politik und Kirche etwas subtiler vermittelt.
Wenn man Deiner Auffassung zur amerikanischen Christenverbundenheit in der Politik nachgeht, hast Du beim Trump-Kabinett mehr als Recht. Das strotzte nur so von überzeugten Christen und christlichen Bekenntnissen:
Da ist zunächst Trump selbst, der bei seiner Amtseinführung den Sohn des Evangelisten Billy Graham, ein Gebet sprechen ließ. Dann hielt auch der Erzbischof von New York und der Pastor Rodriguez einen religiösen Beitrag. Trump selbst, wer hätte das gedacht, betonte auch selbst ein guter Christ zu sein. Dafür dass ihn jetzt wohl die dritte Scheidung erwartet und er über eine Affäre mit einem Porno-Sternchen fast gestolpert wäre, recht erstaunlich. Irgendwo habe ich gelesen, dass Kabinettssitzungen schon mal mit einem Gebet eröffnet werden. Das schafft selbst die Pastorentochter im Bundeskabinett nicht.
Noch wesentlich bibelfester ist sein Vize Mike Pence, dessen Relgiosität (als "Christ, Konservativer und Republikaner", in dieser Reihenfolge !) schon besprochen wurde.
Sein erster Außenminister Rex Tillerson ist bekennendes Mitglied einer christlichen Kirchenorganisation.
Rick Perry, erster Energieminister, stammt aus einer methodistischen Kirche, in der er 2011 einen Großgottesdienst mit 30.000 Besuchern
veranstaltete. Der ehemalige texanische Gouverneur ließ sich sogar öffentlich in einem Fluß taufen - wie weiland Jesus im Jordan.
Ben Carson Trumps Minister für Wohnungs- und Städtebau ist Neurochirurg, hat u.a. zwei deutsche Zwillinge am Kopf getrennt und gilt in den US-Medien als Christ, der pointiert für seine Überzeugung eintritt.
Jeff Sessions, Trumps gewesener Justizminister, unterrichtete sogar Religion in einer Sonntagsschule und war Delegierter seiner Kirche bei einer Methodistenkonferenz.
"Reince" Pribus, Trumps Stabschef, gründete mit seiner Frau sogar eine Bibellesegruppe "als hingebungsvoller, ernsthafter Gläubiger", wie er von der Presse beschrieben wird.
Und dann kennen wir vom TV-Schirm noch die UN-Botschafterin am Kabinettstisch, Nikki Haley. Sie, eine ursprüngliche Sikh, betont heute ihren Glauben an Jesus Christus und ist Mitglied der Methodist Chrurch.
Ein orthodoxer gläubiger Jude sitzt auch auf einem Schlüsselposten. Er ist US-Botschafter in Jerusalem - und dort gegen die sogenannte Zweistaatenlösung.
Die Fakten sind alle nachzuesen in dem christlichen Medienmagazin "pro". Ich habe sie erst jetzt nach der Threaderöffnung entdeckt.
Eine solche christliche Überbetonung könnte man sich in Deutschland seit Adenauers Zeiten vor 70 Jahren imn Bundeskabinett nicht mehr vorstellen. Heute achtet man bei Vereidigungen im Bundestag allenfalls darauf, ob jemand die religiöse Fassung der Eidesformel spricht.
Und was hat es gebracht? Ist - außer bei der Abtreibungspolitik oder der Homophobie - überhaupt eine christliche Hand in der US-Politik spürbar? Außer dass Trump seine erste Wahl nur mit den Stimmen der Religösen gewinnen konnte?
MfG
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