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Eustochium (Hl.) - Druckversion

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Eustochium (Hl.) - Bion - 19-04-2022

Julia Eustochium (*368 – †420), Heilige, Festtag 28.9.

Tochter der ↗Paula von Rom. Über ihre Mutter kam sie schon früh mit dem Kreis frommer Frauen um ↗Marcella von Rom in Berührung. 382 wurde sie mit ↗Hieronymus bekannt, der ihr geistiger und geistlicher Lehrer wurde. Er gab sich viel Mühe, das junge Mädchen für ein Leben als ↗geweihte Jungfrau zu gewinnen. Dass er dabei nicht zimperliche vorging, zeugt einer seiner Briefe an Eustochium (ep. 22). In diesem Brief schildert er ausführlich Abartigkeiten, denen Frauen, die die Sexualität nicht gänzlich meiden, zwangsläufig, wie er vorgab, ausgeliefert sind. Für ein Mädchen von etwa 16 Jahren eine starke Lektüre.

Der Brief ist wohl erhalten geblieben, weil er auch für andere Personen aus dem Asketenkreis um Hieronymus bestimmt und somit in mehreren Ausfertigungen vorhanden gewesen war (vgl. Revellio 20). Selbst heidnische Römer, die am eigentlichen Zweck des Briefes kaum interessiert sein konnten, sollen sich des erotischen Inhalts wegen um eine Abschrift desselben gerissen haben (vgl. Brown 374).

Zwei Briefe des Hieronymus an Eustochium sind erhalten geblieben. Geschrieben hat er ihr weit mehr. Berichtet er doch, dass er sich mit Paula und Eustochium täglich brieflich austauschte (vir. ill. c. 135).

Als Hieronymus 385Rom verlassen musste, reisten ihm Paula und Eustochium über ↗Zypern und ↗Ägypten nach, um von dort aus mit ihm gemeinsam nach ↗Palästina zu gehen. Später trat Eustochium in eines der von Hieronymus gegründeten von ihrer Mutter finanzierten Klöster in ↗Bethlehem ein. Nach dem Tod der Mutter übernahm sie die Leitung der Nonnenklöster. Sie soll am 28. September 420, zwei Tage vor Hieronymus, gestorben sein.

Dargestellt wird sie als ↗Eremitin, als Jungfrau mit ↗Lilie, immer gemeinsam mit ihrer Mutter Paula im Gespräch mit Hieronymus.


Literatur:
Georg Grützmacher. Hieronymus. Eine biographische Studie zur alten Kirchengeschichte. 3 Bde. 1901 Leipzig. Dietrich´sche Verlagsbuchhandlung und 1906 bzw. 1908 Berlin. Verl. Trowitzsch & Sohn.
Peter Brown. Die Keuschheit der Engel. Sexuelle Entsagung, Askese und Körperlichkeit am Anfang des Christentums. Aus dem Englischen von Martin Pfeiffer. 1991 München/Wien. Carl Hanser-Verlag.
Marie Revellio. Zitate der Aeneis in den Briefen des Hieronymus. 2022 Berlin/Boston. Verl. DeGruyter.


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