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Paula von Rom (Hl., Witwe Paula, Freundin des Hieronymus)
#1
Die Römerin Paula (*347 - †404), Heilige, Festtag 26.1., gehörte dem asketischen Kreis von Frauen an, der von ↗Hieronymus geistlich betreut wurde. Neben ↗Marcella war Paula die bedeutendste Persönlichkeit der Gruppe.

Paula gehörte dem alten römischen Adel an. Ihr Vater Rogatus führte seine Ahnen bis auf ↗Agamemnon1 zurück, ihre Mutter Blesilla zählte die ↗Scipionen und ↗Gracchen zu ihren Vorfahren. Paula war nicht nur vornehm, sie war auch reich. Die Familie verfügte über ausgedehnten Grundbesitz in Italien und Griechenland.

Verheiratet wurde Paula etwa fünfzehnjährig mit Toxotius, einem Römer aus ebenfalls alter, einflussreicher Familie. Die beiden führten eine offenbar gute Ehe, der fünf Kinder (↗Blesilla, Paulina, ↗ Eustochium, Rufina und Toxotius) entstammten.

Als Toxotius nach rund 18 Ehejahren plötzlich verstarb, entsagte Paula dem Luxusleben. Sie begann sich mit Wohltätigkeit und ↗Askese  zu beschäftigen. Bald reifte in ihr der Wunsch, eine Pilgerreise zu unternehmen, um Wirkungsstätten der ↗Wüsteneremiten aufzusuchen. Die Reise kam nicht zustande. 382 wurde Hieronymus mit Paula bekannt. Einen knapp einjährigen Aufenthalt auf einem Landgut im syrischen Chalkis am Rande der Wüste verstand Hieronymus als Einsiedlerleben darzustellen und verschaffte sich so das Flair eines Wüstenasketen (vgl. Revellio 36).

Hieronymus gewann nicht nur auf Paula Einfluss, sondern auch auf zwei ihrer Töchter, Blesilla und Eustochium. Blesilla wandelte sich unter seinem Einfluss von einer lebenslustigen jungen Frau zur radikalen Asketin, die schließlich an ihren Hungerexzessen zugrunde ging. Eustochium wurde von ihm schwer bedrängt, ehelos zu bleiben bzw. ihr Leben ↗Christus zu widmen und es im geweihten ↗Jungfrauenstand zu verbringen. Um sein Ziel zu erreichen, schilderte er ihr anschaulich auch Praktiken abartiger Sexualität (ep. 22; vgl. Grützmacher I 252).

Als Hieronymus nach dem Tod von ↗Damasus I. Rom verlassen musste, folgten ihm Paula und Eustochium nach ↗Betlehem. Dort finanzierte Paula die Errichtung von vier ↗Klöstern und eines Gästehauses für ↗Pilger. Das Mönchskloster wurde zur Wirkungsstätte des Hieronymus. Den drei Frauenklöstern - je eines für adelige Frauen, Frauen mittleren Standes und Frauen der Unterschicht – stand jeweils eine Nonne, die den Titel 'Mutter' führte und diesen wieder Paula (und nach ihrem Tod Eustochium) als ↗Äbtissin vor (Grützmacher III 137f.).

Dargestellt wird Paula im Witwengewand, als Nonne, als Pilgerin mit Stab und Kalebasse, auch mit Geißel und Schreibfeder gemeinsam mit Hieronymus und Eustochium.



1) Die alten römischen Familien haben ihre Ahnentafeln frei erfunden. Alle Familien beanspruchten, schon in der Königszeit ihre Rolle gespielt zu haben. Um die vornehme Herkunft zu unterstreichen, sollte dann auch noch ein Gott, eine Göttin oder wenigsten ein Heros am Anfang der Familiengeschichte stehen.


Literatur:
Georg Grützmacher. Hieronymus. Eine biographische Studie zur alten Kirchengeschichte. 3 Bde. 1901 Leipzig. Dietrich´sche Verlagsbuchhandlung und 1906 bzw. 1908 Berlin. Verlag Trowitzsch & Sohn.
Marie Revellio. Zitate der Aeneis in den Briefen des Hieronymus. 2022 Berlin/Boston. Verl. DeGruyter.



● Zum Inhaltsverzeichnis des Lexikons
MfG B.
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