Heidnischer Einfluß auf das Christentum - Druckversion +- Religionsforum (Forum Religion) (https://religionsforum.de) +-- Forum: Allgemeines (https://religionsforum.de/forumdisplay.php?fid=25) +--- Forum: Religionsübergreifendes und Interreligiöses (https://religionsforum.de/forumdisplay.php?fid=2) +--- Thema: Heidnischer Einfluß auf das Christentum (/showthread.php?tid=9780) Seiten:
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Heidnischer Einfluß auf das Christentum - Davut - 10-05-2020 Wie viele Einflüsse des Heidentums und anderer antiker Religionen auf das spätere Christentum gibt es? Ein Thema, das von der RKK gern tabuisiert wird. Hier könnte man das dogmatisch völlig frei an etlichen Beispielen "abarbeiten". Ich fange mal bei Hermes, dem "Vielseitigkeitsgott" unter den 12 griechischen Göttern an. Wenn wir heute im Forum von Hermeneutik sprechen, geht dies auf ihn zurück (siehe Philosophie.ch, Hermeneutik). Diese Beweisführung war aus einem anderen Thread noch erforderlich. Auch wenn wir bei Corona die Grenzen hermetisch abregeln, ist Hermes sprachlich wieder im Spiel (www.duden.de) . Und genau wie Jesus wird er schon mal mit einem Lamm auf den Schultern dargestellt (Museo Barracco, Rom). Der gute Hirte, wie sein nachfolgender Jesus. Es gibt noch Dutzende anderer vorchristlicher Bezugspunkte, die später vom Christentum einfach "abgekupfert wurden". Das wird späteren Beiträgen gern vorbehalten sein. MfG RE: Heidnischer Einfluß auf das Christentum - Ulan - 10-05-2020 (10-05-2020, 11:16)Davut schrieb: Wenn wir heute im Forum von Hermeneutik sprechen, geht dies auf ihn zurück (siehe Philosophie.ch, Hermeneutik). Diese Beweisführung war aus einem anderen Thread noch erforderlich. Wie im anderen Thread erwaehnt: das Etymological Dictionary of Greek (Brill, 2009, p. 462) widerspricht und nimmt eine unbekannte vorgriechische Wurzel an. Ebenso *https://www.etymonline.com/word/hermeneutic , wo die Ableitung von Hermes als veraltete Annahme bezeichnet wird. Was eine "hermetische Abriegelung" mit einem Einfluss auf das Christentum zu tun haben soll, erschliesst sich mir nicht. Wie genau der Zusammenhang zwischen dem Heilzauber des Hermes fuer die Schafherden mit christlichen Bildern aussehen soll, ist auch noch nicht herausgearbeitet. Kontaktpunkte zwischen christlichen und heidnischen Braeuchen gibt es sicherlich viele, aber rein gedankliche Assoziationen reichen nicht, um diese als gegeben hinzustellen. Dazu braucht es schon ein wenig mehr Arbeit. Um das Problem mal auf den Punkt zu bringen: nur, weil der Donnerstag den Gott Donar/Thor erwaehnt, haben wir noch keinen Einfluss nordischer Religion auf unser Denken, oder weil gerade Mai ist, denkt auch niemand an Maia/Bona Dea. Da muss man schon etwas tiefer bohren. RE: Heidnischer Einfluß auf das Christentum - Ulan - 10-05-2020 Um mal das Problem am Beispiel "Hermeneutik" naeher anzugehen, so ist es sogar vollkommen egal, welcher Etymologie man jetzt den Vorzug gibt. Der Begriff selbst ist neuzeitlich, also aus einer Zeit, in der die Vorliebe der Renaissance fuer antike Goetter, damit verbundene Konzepte und Geschichten, zumindest in den gebildeteren Kreisen allgemeine Verbreitung fand. Hier schauen wir also auf neuzeitliche europaeische Kulturgeschichte, die mit irgendwelchen Vorgaengen nahe der Wurzel des Christentums letztlich nichts zu tun hat. RE: Heidnischer Einfluß auf das Christentum - Sinai - 10-05-2020 (10-05-2020, 12:11)Ulan schrieb: Um mal das Problem am Beispiel "Hermeneutik" naeher anzugehen . . . Auch künstlerische Darstellungen der Renaissance bemühen sich plötzlich, antike griechische Werke nachzuempfinden. Nun zur Hermeneutik Zum Begriff der "Hermeneutik" ist zu sagen, dass es auch den Begriff der "Hermetik" und des "Hermetismus" gibt: Hermetik - Wikipedia "Hermetik (auch Hermetismus) ist die neuzeitliche Bezeichnung für eine antike, vor allem in der Renaissance stark nachwirkende religiös-philosophische Offenbarungslehre." Hermetik - Wikipedia Somit eine neuzeitliche Bezeichnung Die ganze Wiederherstellng oder Wiedergeburt (laut Wikipedia ist der Begriff "Renaissance" entlehnt aus französisch renaissance „Wiedergeburt“) stellte das Bemühen um eine Wiederherstellung der kultrellen Leistungen der griechischen und römischen Antike dar (Wikipedia) Denn das Christentum hatte bekanntlich die antiken Religionen und damit die antiken Kulturen unterdrückt. Im Jahr 1100 wäre niemand auf die Idee gekommen, beim Bau von christlichen Kirchen dorische Säulen zu verwenden Die Kunst der Renaissance war anfänglich in den Augen der allermeisten Christen sicherlich schockierend - vor allem auch weil die Figuren oft spärlich bekleidet waren RE: Heidnischer Einfluß auf das Christentum - Davut - 10-05-2020 (10-05-2020, 11:35)Ulan schrieb:(10-05-2020, 11:16)Davut schrieb: Wenn wir heute im Forum von Hermeneutik sprechen, geht dies auf ihn zurück (siehe Philosophie.ch, Hermeneutik). Diese Beweisführung war aus einem anderen Thread noch erforderlich. Darum ging es mir auch gar nicht. Hermeneutik und hermetisch waren es mir wert, als heute übliche Termi nologie herausgestellt zu werden. Mit philosophischer oder religionswissenschaftlicher Hinterfragung hatte "mein Hermes" da gar nichts zu tun, Gott sei Dank - ebenfalls eine alltäglich genutzte Redewendung, ohne Gott wirklich danken zu wollen. Und wenn von veralteter Deutung die Rede ist, dann sind Jungfrauengeburt, leibliche Himmelfahrt und andere monströse Glaubens Dogmen auch alle "veraltet"; trotzdem in sonntäglichem Gebrauch. Hermes ist nur eine (kleine) von vielen heidnischen Steilvorlagen für das spaetere Christentum der organisierten Kirche. Jesus, dem Wanderprediger aus Galiläa, ist das nicht zuzurechnen. In seiner Gedankenwelt spielte die griechische Philosophie keine Rolle. Er wusste nichts davon in seinem galilaeischen Mikkrokosmos. Doch darüber wird hier in diesem Thread Rechenschaft abzulegen sein - ganz praktisch. MfG RE: Heidnischer Einfluß auf das Christentum - Davut - 10-05-2020 (10-05-2020, 11:35)Ulan schrieb:(10-05-2020, 11:16)Davut schrieb: Wenn wir heute im Forum von Hermeneutik sprechen, geht dies auf ihn zurück (siehe Philosophie.ch, Hermeneutik). Diese Beweisführung war aus einem anderen Thread noch erforderlich. zu 1:) Gar nichts, ist nie behauptet worden. Bestimmt lediglich den Sprachgebrauch, der damit die "hermetische" Abriegelung zu den sprachlichen Wurzeln zurückführt, wir sind doch deswegen extra aus dem "Gottes"-Thread gedrängt worden. 2.) Wer spricht von Hermes' Heilzauber? Keiner! Sobald corona-freie Literatur in der Uni zur Verfügung steht, finde ich die Fundstelle mit dem Schaf und komme darauf zurück. *Die Nummerierung ist von mir/Davut Wie wäre es denn, in die Niederungen des Heidentums zurück zu kehren und Einflüsse des Heidentums auf das Christentum zu erheben? Hermes war zwar der vielseitigste der 12 Götter, aber Stoff für einen tagelangen Diskurs bietet er auch nicht; jeder hat seine Meinung dazu, prima. Interessiert doch sowieso keinen. Ist aber immer noch besser als absatzweise Wikipedia-Vorlesungen zu ertragen. Wo hier doch, im Gegensatz zum Urchristentum und den Paulus-Briefen - krakelig oder nicht - jeder selbst lesen kann. MfG RE: Heidnischer Einfluß auf das Christentum - Sinai - 10-05-2020 Der Titel des Threads lautet: Heidnischer Einfluß auf das Christentum Da ich weiß, dass gerade die Zeugen Jehovas den Spruch sola scriptura beachten, schaute ich auf deren Homepage Da sie bei jeder Gelegenheit mit dem Vorwurf des "Synkretismus" daherkommen (sogar im Wort "Prost!" beim Biertrinken wittern sie einen heidnischen Kult) suchte ich im Google: Synkretismus jw.org und fand: Eine merkwürdige Mischung zweier Religionen - JW.org "„Für den campesino [Landarbeiter] ist Todos Santos eine Mischung der christlichen Begehung dieses Feiertages und des Chulpa-Kultes.“ Chulpas sind runde, aus unbehauenen Steinen erbaute Türme, die im Gebiet des Titicacasees zu finden sind." Ja, selbstverständlich behielten die Völker ihren Baustil auch nach der Christianisierung. Das Christentum wollte ja keinen Orwellstaat errichten. Kirchen in Bolivien sehen halt anders aus als in Ostasien oder in Zentralafrika oder in Mitteleuropa RE: Heidnischer Einfluß auf das Christentum - Ulan - 10-05-2020 (10-05-2020, 14:38)Davut schrieb: zu 1:) Gar nichts, ist nie behauptet worden. Bestimmt lediglich den Sprachgebrauch, der damit die "hermetische" Abriegelung zu den sprachlichen Wurzeln zurückführt, wir sind doch deswegen extra aus dem "Gottes"-Thread gedrängt worden. 1) Nun, da ich jetzt mal annehme, dass Du den Threadtitel gewaehlt hast, hatte ich auch angenommen, dass der Threadtitel das Threadthema beschreibt. Entschuldigung, wenn das jetzt nicht der Fall sein sollte. 2) Bion hat zitiert, dass das Bild von Hermes mit dem Schaf den damit verbundenen Heilzauber symbolisiert. Ansonsten hatte ich auch hier zumindest einen Versuch erwartet, dass sich das Geschriebene an das Thema anlehnt; aber siehe 1). Wenn Du etwas Anderes diskutieren willst, als der Threadtitel suggeriert, warum gibst Du dem Thread dann nicht einen entsprechenden Titel? Das kann man uebrigens immer noch abaendern. RE: Heidnischer Einfluß auf das Christentum - Davut - 10-05-2020 (10-05-2020, 15:42)Ulan schrieb: Wenn Du etwas Anderes diskutieren willst, als der Threadtitel suggeriert, warum gibst Du dem Thread dann nicht einen entsprechenden Titel? Das kann man uebrigens immer noch abaendern.Nein, ich wollte den Hermes-Abgesang nur noch irgendwo unterbringen. Ansonsten: Alte Berufskrankheit - das Thema ist "ausgeschrieben". Wenn Interesse und Resonanz vorhanden, können wir das Heidentum und seine übernommenen Kulte in Angriff nehmen. Darum habe ich den Thread auch so überschrieben. MfG RE: Heidnischer Einfluß auf das Christentum - Bion - 10-05-2020 Eine Herleitung für *hermetisch" von Hermes lässt sich jedenfalls finden. Beispielsweise im Etymologischen Wörterbuch von Friedrich Kluge (24- Aufl., S 408): hermetisch Adj 'dicht verschlossen' erw. fach. (16. Jh.). Entlehnt aus neo-kl. hermetice, das zurückgeht auf neo-kl. sigillum Hermetis‚ das 'Siegel des Hermes'. Der Name ist die griechische Bezeichnung (eigentlich gr. Hermes Trismegistos 'dreifach größter Hermes') für den Urvater alchimistischer Weisheit, den ägyptischen Gott Thot, der ein Siegel erfunden haben soll, mit dem man Röhrchen luftdicht ('hermetisch') abschließen konnte. RE: Heidnischer Einfluß auf das Christentum - Ulan - 10-05-2020 Ja, bei "hermetisch" ist die Verbindung zu Hermes Trismegistos sicher. Fruchtbarer in Bezug auf heidnische Einfluesse auf das Christentum finde ich uebrigens die Richtung, in die der Hauptinteressent am Thema "Jenseitsvorstellungen der altorientalischen Welt" anscheinend nicht gehen moechte. Die Elemente liegen dort teilweise schon offen. RE: Heidnischer Einfluß auf das Christentum - Ulan - 10-05-2020 Im entsprechenden Thread wurde "Inannas Reise in die Unterwelt" schon thematisiert. Interessant ist hier die Figur ihres Gemahls, Dumuzi, der sumerische Hirtengott.
RE: Heidnischer Einfluß auf das Christentum - Davut - 10-05-2020 Jetzt verstehe ich mal was nicht: kann mir jemand flüstern, wo hier der heidnische Einfluss auf das Christentum ist? MfG RE: Heidnischer Einfluß auf das Christentum - Ulan - 10-05-2020 (10-05-2020, 19:13)Davut schrieb: Jetzt verstehe ich mal was nicht: kann mir jemand flüstern, wo hier der heidnische Einfluss auf das Christentum ist? Parallelen zu Jesus: Der Hueter der Schafe - Tammuz Auferstanden nach drei Tagen und drei Naechten - Inanna Eine unwuerdige Zurschaustellung an einem Pfahl (das griechische Wort fuer "Kreuz" ist auch einfach Pfahl) - Inanna Auferstehung im Monat Nisan - Tammuz Ein Sterblicher wurde zum Gott - Tammuz Die Geburtshoehle Jesu, die das Christentum verehrt - ein Tammuzheiligtum Im Unterschied zu Hermes haben wir hier also einen fuer das Wirkungsfeld Jesu einheimischen, weitverbreiteten Glauben, der in vielen Kernaspekten tatsaechliche Parallelen zum christlichen Mythos aufweist. RE: Heidnischer Einfluß auf das Christentum - Bion - 10-05-2020 (10-05-2020, 19:13)Davut schrieb: ..., wo hier der heidnische Einfluss auf das Christentum ist? Nun es sind Bilder für sterbende und wieder ins Leben zurückgeführte (auferstandene) Götter. Die gab es bei den Griechen ebenso wie bei den Ägyptern und in Mesopotamien. |