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Jenseitsvorstellung im Christentum
#1
Kann mich hier evtl. jemand über die Jenseitsvorstellung des Christentums aufklären?

Ich habe gelesen, laut christlichem Glauben würde beim Tod nur der Körper sterben und die Seele vor Gott treten. Dieser richtet nun über den Menschen. Hat er gut gelebt, kommt er in den Himmel, hat er schlecht gelebt, kommt er in die Hölle. Der katholische Glaube ergänzt noch das Fegefeuer, in dem der Mensch von seinen Sünden gereinigt wird und erst dann in den Himmel gelangt.

So weit, so gut.
Nun gehört zum christlichen Glauben aber auch das "Jüngste Gericht". Das heißt, in unbestimmter Zukunft werden alle Menschen leiblich auferstehen, Jesus wird wiederkehren und über sie richten, ob sie in den Himmel, oder in die Hölle kommen.
In wie fern ist das mit der ersten Vorstellung vereinbar? Die Toten wurden doch bereits gerichtet, oder nicht? Ist das Jüngste Gericht überhaupt damit vereinbar, oder setzt es voraus, dass der Mensch nach seinem Tod auch wirklich erstmal "tot" ist und erst an diesem einen Tag aufersteht?

Hoffe, irgendjemand ist so gut, mir zu antworten. :)
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#2
Nun ja, das alles sind Interpretationen darüber, was an verschiedenen Stellen der Bibel in ganz unterschiedlichen Situationen geschrieben steht. Am deutlichsten wird das Matthäus-Evangelium. Am schlimmsten sind die Höllenbilder des Mittelalters - also vollkommen unbiblisch.
Allen Bildern dieser Art gemeinsam ist der Sünde-Sühne-Strafe-Mechanismus, der aus uns durch Furcht "gute Menschen" formen soll z. B. sollche, die über andere nicht spotten, denn die Zunge des Menschen ist wie die Hölle. Wer eine Konkordanz hat, kann ja mal das Wort 'Hölle' nachschlagen.
In der evangelischen Theologie gibt es die Hölle als konkreten Ort für böse Seelen definitiv nicht mehr.

Das Jüngste Gericht und das Endgericht bezeichnen denselben Sachverhalt, der aber besonders für das Leben gilt: Verhalte dich stets so, dass du dein Tun verantworten kannst. Gott ist das Gegenüber, das Antwort von uns für unser Tun verlangt. Das gilt für die Zeit.

"Ewiges Leben" ist der Ausdruck für ein vollendetes Werk, das in einer überzeitlichen Weise insbesondere vor dem idealtypisch besseren Selbst und also vor Gott bestehen kann. Deshalb der Gedanke eines Richters, der unser Leben beurteilt (= Endgericht). Auch hier ist die evangelische Theologie weg gegangen von einer ultimativen Sühne durch Höllenfeuer.
Durch den Glauben an Christus, seine Verkündigung und die Möglichkeit der Buße und der Sündenvergebung, manche sagen durch seinen Opfertod, sind wir gerechtfertigt vor Gott. Doch wir sollten uns nicht der Vorstellung einer "billigen Gnade" hingeben (Dietrich Bonhoeffer). Der Glaube verlangt von uns den schweren Gang der Versöhnung zu jenen, an denen wir schuldig geworden sind. Deren Hass (die durch Sünde gestörte Beziehung) wird uns verfolgen bis in den Tod. Und damit gewinnt ein ungesunder Zustand Macht über unser Leben. Wir beginnen den bösen Weg der Selbsterhöhung, Selbstgerechtigkeit und permanenter Rechtfertigungsversuche. Die Hölle hat uns gepackt - nicht in Ewigkeit, sondern ganz konkret auf unserem Lebensweg.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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