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(15-08-2020, 12:40)konform schrieb: Natürlich weiß ich um die üblichen Reaktionen der Mehrheit der Theologen auf Robinsons Buch. Ähnlich erging es auch Immanuel Velikovsky, der mit seinen Büchern die historischen Angaben in den Schriften des Alten Bundes zu stützen suchte. Er, der mit Albert Einstein befreundet war, widersprach einigen Dogmen der etablierten Wissenschaft. Er verwies z.B. auf im Grunde für jeden wahrnehmbare Beobachtungen, die der Entwicklungsthese und den ungeheuren Zeiträumen der Historischen Geologie widersprachen. Velikovskys und Robinsons Gegnern geht es offenbar nicht um Wissenschaft.
Anders herum. Velikovskys Ideen werden abgelehnt, weil seine Ausfuehrungen nichts mit Wissenschaft zu tun haben. Es sind phanatasievolle Ausschmueckungen alter Sagen, die er aufgeschrieben hat. Das ist lediglich Unterhaltungsliteratur.
Und zu Robinson: Er war sicherlich fleissig und hat eine Menge Material zur Bibel beigetragen, aber seine Schluesse sind nicht nur bezueglich der Datierungen ausgesprochen fraglich. Auch seine Ideen zum byzantinischen Texttyp sind letztlich lachhaft, aus simplen Gruenden der Logik.
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15-08-2020, 14:42
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15-08-2020, 14:43 von Sinai.)
(15-08-2020, 12:37)ha’adam schrieb: Sinai schrieb, dass die Deutung einer Auferstehung (Pharisäer) und die Ablehnung (Saduzäer) zwei verschiedene Religionen wären.
Ich wies ihn darauf hin, dass der Auferstehungsglaube bereits bei den Propheten vorhanden war.
Mag sein, daß der Glaube an die fleischliche Auferstehung bereits von den oder manchen Propheten ausdrücklich erwähnt oder manchmal auch nur angedeutet wurde.
Wie dem auch sei. Zur Zeit des Herodes war das Judentum jedenfalls religiös gespalten
Wenn eine Gruppe sagt, es gibt die fleischliche Auferstehung - und die andere Gruppe sagt, es gibt keine fleischliche Auferstehung, dann sind das nicht "zwei unterschiedliche Lehrmeinungen", sondern bereits zwei unterschiedliche Religionen
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Das ist jetzt nur die Wiederholung dessen, was Du schon einmal gesagt hast. Dazu hatte ich bereits ausführlich geantwortet. Du kannst gerne eine Referenz anführen, die Saduzäer und Pharisäer als unterschiedliche Religionen darstellt. Mir ist keine entsprechende Literatur bekannt.
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Die meisten Leute sind halt nicht so fundamentalistisch radikal in ihren Ansichten, und die gemachten Bemerkungen zur juedischen Diskussionskultur bringen es exakt auf den Punkt. Dass sie sich dabei hin und wieder auch mal gegenseitig bei diesen "Diskussionen" umgebracht haben, ist auch klar (siehe Vorkommnisse im fruehen Juedischen Krieg). Grenzen werden aber auch dort gezogen - siehe die Ansichten zu den Karäern.
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15-08-2020, 16:13
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15-08-2020, 16:19 von Sinai.)
(15-08-2020, 15:14)ha’adam schrieb: Du kannst gerne eine Referenz anführen, die Saduzäer und Pharisäer als unterschiedliche Religionen darstellt. Mir ist keine entsprechende Literatur bekannt.
Um Schlüsse zu ziehen und diese zu begründen, brauche ich keine zusätzliche Literatur
Wenn bei einer Beerdigung der Redner sagt es ist alles vorbei - und wenn bei einer anderen Beerdigung der Redner sagt daß der Tote fleischlich auferstehen wird, haben wir zwei unterschiedliche Religionen
Es war einmal eine gemeinsame Basis (die alte Geschichte, dann der Auszug aus Ägypten und die Kriege bei der Landnahme) - aber dann entwickelte sich das auseinander
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15-08-2020, 16:28
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15-08-2020, 16:31 von Ulan.)
Wenn sonst niemand in 2000 Jahren auf eine solche Idee gekommen ist, obwohl es genuegend Anhaenger dieser Religion gibt, sollte Dir das trotzdem zu denken geben. Sadduzaeer und Pharisaeer wurden immer als unterschiedliche "Schulen" oder Sekten des Judentums beschrieben. Dass sie dieselbe Religion hatten, wurde immer vorausgesetzt, und Schriften dazu gibt es genug.
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(15-08-2020, 12:47)Ulan schrieb: - - -
Anders herum. Velikovskys Ideen werden abgelehnt, weil seine Ausfuehrungen nichts mit Wissenschaft zu tun haben. Es sind phanatasievolle Ausschmueckungen alter Sagen, die er aufgeschrieben hat. Das ist lediglich Unterhaltungsliteratur.
"Unterhaltungsliteratur"? Das sah das wissenschaftliche Establishement anders, als Velikovskys Buch "Earth In Upheavel" ("Erde im Aufruhr") erschien. Daher die heftigen Reaktionen.
Wie breits angedeutet, man sollte seine Bücher gelesen haben, zumindest drei, um sich ein Urteil zu bilden.
(15-08-2020, 12:47)Ulan schrieb: Und zu Robinson: Er war sicherlich fleissig und hat eine Menge Material zur Bibel beigetragen, aber seine Schluesse sind nicht nur bezueglich der Datierungen ausgesprochen fraglich.
- - -
Wenn Robinsons Kritik an den Spät-Datierungen nicht begründet ist, wären Zweifel an der Urheberschaft einiger Schriften des Neuen Bundes schon aus diesem Grunde gerechtfertigt.
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15-08-2020, 21:25
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15-08-2020, 21:29 von Sinai.)
Beitrag #62
(15-08-2020, 14:42)Sinai schrieb: Wenn eine Gruppe sagt, es gibt die fleischliche Auferstehung - und die andere Gruppe sagt, es gibt keine fleischliche Auferstehung, dann sind das nicht "zwei unterschiedliche Lehrmeinungen", sondern bereits zwei unterschiedliche Religionen
Zuerst war es freilich eine Religion, aber vor 3000 Jahren erfolgte die Spaltung in zwei Religionen
Dies war, als um 926 v.Chr. die Reichsteilung erfolgte und es damit zwei unabhängige Staaten (Südreich und Nordreich) gab.
Die Idee habe ich von Sigmund Freud
Neben seiner allgemein bekannten Leistung als Psychiater war Sigmund Freud auch gelehrter Jude und sein Vater Schlomo Freud war chassidischer Wollhändler aus Galizien (Wikipedia)
Daher genoß Sigmund Freud eine ultraorthodoxe Jüdische Erziehung und las in uralten Schriften, die im chassidischen Untergrund zirkulierten. Sigmund Freud war ein Insider des Judentums, später trat er gar B'nai B'rith (hebr. 'Söhne des Bundes') bei, und im Sigmund Freud Museum in Wien hängt ein Schreiben von B'nai B'rith hinter Glas, worin Sigmund Freud gewürdigt wird.
Freud schrieb sein Buch "Der Mann Moses und die monotheistische Religion" - es sollte seine letzte Schrift sein.
Jedenfalls ist das letzte Buch von Freud von unschätzbarem religionshistorischen Wert - es öffnet die Augen und man versteht schlagartig die Zusammenhänge und damit die Geschichte der biblischen Entwicklungen von 1500 v. Chr. bis in die Gegenwart
Mit Sigmund Freud kann sowohl 'Ulan' leben - Freud war ein Wissenschaftler, ein Dr. med (These)
Mit Sigmund Freud kann auch 'Konform' leben, denn er war ein großartiger Bibelkenner (Antithese)
Freud symbolisierte die dialektische Synthese im Sinne Hegels
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(15-08-2020, 17:55)konform schrieb: "Unterhaltungsliteratur"? Das sah das wissenschaftliche Establishement anders, als Velikovskys Buch "Earth In Upheavel" ("Erde im Aufruhr") erschien. Daher die heftigen Reaktionen.
Wie breits angedeutet, man sollte seine Bücher gelesen haben, zumindest drei, um sich ein Urteil zu bilden.
Die heftigen Reaktionen kommen deshalb, weil Leute wie Du solchen Quatsch, der keinerlei Kenntnis von Physik erkennen laesst, ernst nehmen. Es ist wie mit den Flat Earther- YouTube Channeln, die auch manchmal unterhaltsam sind, aber die leider auch Leute anziehen, die so etwas fuer bare Muenze nehmen, und dann muss wieder jemand etwas richtigstellen, was unnoetige Arbeit macht.
So ist das auch mit Velikovsky. Seine Thesen sind mathematisch und von der Physik her unhaltbar, und seine Methode genuegt auch nicht simpelsten wissenschaftlichen Vorgehensweisen. Einfluss hatte Velikovsky nur bei Amateuren, die so etwas nicht einschaetzen koennen.
(15-08-2020, 17:55)konform schrieb: Wenn Robinsons Kritik an den Spät-Datierungen nicht begründet ist, wären Zweifel an der Urheberschaft einiger Schriften des Neuen Bundes schon aus diesem Grunde gerechtfertigt.
Die Urheberschaft fast aller Schriften des NT ist unbekannt, ja.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15-08-2020, 22:57 von Ulan.)
(15-08-2020, 21:25)Sinai schrieb: Jedenfalls ist das letzte Buch von Freud von unschätzbarem religionshistorischen Wert - es öffnet die Augen und man versteht schlagartig die Zusammenhänge und damit die Geschichte der biblischen Entwicklungen von 1500 v. Chr. bis in die Gegenwart
Mit Sigmund Freud kann sowohl 'Ulan' leben - Freud war ein Wissenschaftler, ein Dr. med (These)
Mit Sigmund Freud kann auch 'Konform' leben, denn er war ein großartiger Bibelkenner (Antithese)
Freud symbolisierte die dialektische Synthese im Sinne Hegels
Nein, Freuds Buch ist nur kulturhistorisch von Interesse, und zwar bezueglich der Rezeptionsgeschichte des Monotheismus in der westlichen Welt. Religionshistorisch ist Freuds Buch - wie Jan Assmann es ausdrueckt - vollkommen wertlos.
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15-08-2020, 23:29
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15-08-2020, 23:30 von Sinai.)
(15-08-2020, 22:56)Ulan schrieb: Religionshistorisch ist Freuds Buch - wie Jan Assmann es ausdrueckt - vollkommen wertlos.
An Universitäten muß man - bei heiklen Themen - lernen, zwischen den Zeilen zu lesen
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Nein, Assmann meint das aber genau so. Freud war Psychonalytiker. Von Religionsgeschichte hatte er - offensichtlich - keine Ahnung.
Aber das erinnert mich daran, dass ich eigentlich etwas zum Exodus schreiben wollte, aus dem gleichnamigen Buch Assmanns.
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16-08-2020, 00:44
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16-08-2020, 01:01 von Sinai.)
(15-08-2020, 23:57)Ulan schrieb: Freud war Psychonalytiker. Von Religionsgeschichte hatte er - offensichtlich - keine Ahnung.
Ich würde das umdrehen. Freud hatte von der alten Geschichte Israels mehr Ahnung als von Psychologie.
Damit will ich keineswegs die bedeutenden psychologischen Erkenntnisse von Freud schmälern, sondern darauf hinweisen, dass Freud schon in seiner Jugend viele bedeutende Schriften des Judentums las - und zwar chassidische Schriften - und von solchen Lehrern unterrichtet wurde.
Von nichts wird man kein Mitglied der elitären B'nai B'rith und gar noch ein geehrtes Mitglied:
Beitrag #68
(15-08-2020, 21:25)Sinai schrieb: Neben seiner allgemein bekannten Leistung als Psychiater war Sigmund Freud auch gelehrter Jude und sein Vater Schlomo Freud war chassidischer Wollhändler aus Galizien (Wikipedia)
Daher genoß Sigmund Freud eine ultraorthodoxe Jüdische Erziehung und las in uralten Schriften, die im chassidischen Untergrund zirkulierten. Sigmund Freud war ein Insider des Judentums, später trat er gar B'nai B'rith (hebr. 'Söhne des Bundes') bei, und im Sigmund Freud Museum in Wien hängt ein Schreiben von B'nai B'rith hinter Glas, worin Sigmund Freud gewürdigt wird.
Ich weiß, dass die schrille religionshistorische Schrift des Sigmund Freud dem Mainstream-Judentum ein Dorn im Auge ist - dennoch ist sie hochinteressant. Ich habe sie sehr aufmerksam gelesen und bin begeistert!
Ich lasse mich durch keine Tricks davon wegbringen
Sigmud Freud bringt man nicht mehr weg - daher wird er jetzt als Arzt bejubelt - um damit seine viel wichtigere religionshistorische Schrift in den Schatten zu stellen
Dies trotz seiner vorsichtigen und schon selbstverleugnenden Wortwahl in seiner religionshistorischen Studie
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(15-08-2020, 16:13)Sinai schrieb: (15-08-2020, 15:14)ha’adam schrieb: Du kannst gerne eine Referenz anführen, die Saduzäer und Pharisäer als unterschiedliche Religionen darstellt. Mir ist keine entsprechende Literatur bekannt.
Um Schlüsse zu ziehen und diese zu begründen, brauche ich keine zusätzliche Literatur
Dann ist es eine nicht belegte Behauptung.
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(16-08-2020, 00:44)Sinai schrieb: Sigmud Freud bringt man nicht mehr weg - daher wird er jetzt als Arzt bejubelt - um damit seine viel wichtigere religionshistorische Schrift in den Schatten zu stellen
Du magst das noch so oft wiederholen, aber der Inhalt seines Buches zu Moses ist historisch komplett wertlos. Wie gesagt, es ist psychologisch interessant.
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