Neuevangelisierung

[Ulan]

Ich frage mich nur, wie wollen diese Kirchenleute das bewerkstelligen, wenn die Mythen um Belohnung und Tadel einfach nicht mehr funktionieren. M. E. kommen wir dann weg von Religion und müssen uns nolens volens mit Gesellschaftswissenschaften und sozialen Fragen befassen. Da ist allerdings "viel Luft nach oben"!

Das sehe ich genauso. Ist der Glaube an den christlichen Mythos erst mal weg, ist er weg. Da hilft auch kein Evangelisieren mehr. Wenn die "guten Neuigkeiten" (das Evangelium) fuer niemanden mehr Neuigkeiten sind, sondern etwas, mit dem man abgeschlossen hat, stoesst Mission an ihre Grenzen, und persoenlich will ich das auch gar nicht, da da sowieso keine "Erfolgsaussichten" bestehen. Da sollte man sich lieber mit wichtigeren Themen befassen.

[Sinai]

Da sollte man sich lieber mit wichtigeren Themen befassen.

Vermutlich sind diese Themen den Menschen, die die Neuevangelisierung betreiben, weniger wichtig als die Verbreitung des Evangeliums

[Ulan]

Sicherlich. Nur ist das fuer die Gesellschaft nicht weiter relevant.

[Sinai]

Das hat Jaruzelski auch geglaubt, als Papst Johan­nes Paul II. 1979 im pol­ni­schen Nowa Huta zum ersten Mal von der "Neuevangelisierung" sprach

[Ulan]

Du kennst die Gedanken des damaligen polnischen Verteidigungsministers? Ja sicher. Und des damaligen Papstes Strahlkraft beruhte hauptsächlich auf Nationalstolz, so ähnlich wie bei unserem "Wir sind Papst" einige Jahre später. Wobei auch in Polen der Katholizismus mittlerweile zu bröckeln angefangen hat. Die Funktion eines mächtigen Verbündeten außerhalb der Reichweite der Regierung ist weg, und heute ist die RKK eher Teil des Problems.

Sieht also eher so aus, als ob das mit der "Neuevangelisierung" ein Rohrkrepierer wird, zumal auch die polnische Kirche tief im Kindesmissbrauchsskandal verstrickt ist; viele polnische Bischöfe wurden vom Papst gerügt.

[Sinai]

Sicherlich. Nur ist das fuer die Gesellschaft nicht weiter relevant.

Das hat Jaruzelski auch geglaubt, als Papst Johan­nes Paul II. 1979 im pol­ni­schen Nowa Huta zum ersten Mal von der "Neuevangelisierung" sprach
Denn bald darauf begann es in der Gesellschaft zu gären . . .

Die derzeitige "Neuevangelisierung" fragt ebenfalls nicht, ob sie "fuer die Gesellschaft" relevant ist, sie will es sicher gar nicht sein - sondern die Gesellschaft in Frage stellen

Mein Eindruck von diesen Menschen ist, dass die die europäische Gesellschaft gar nicht "reparieren" (Umweltschutz, Bekämpfung von Klimawandel und CO2) wollen, sondern das baldige und unabwendbare (in der Apokalypse vorhergesagte) Zugrundegehen dieser Gesellschaft befürchten, um dann in der untergehenden Gesellschaft das Evangelium zu predigen

[Ulan]

Meinst Du, das Ignorieren meiner Antwort und die schlichte Wiederholung Deines letzten Beitrags lässt meine Antwort verschwinden? Und seit wann ist die heutige RKK ein apokalyptischer Verein? Du hast Dich da wohl verrannt.

Die RKK hat in Europa größtenteils abgewirtschaftet und bröckelt auch in ihren Hochburgen. Da kann sie sich dann an ihre Pfründe klammern und von einer "Neuevangelisierung" träumen, die bestenfalls Andere zu einem geringen Teil hinbekommen werden.

[Sinai]

Und seit wann ist die heutige RKK ein apokalyptischer Verein?

Erstens ist die Römisch-Katholische Kirche kein Verein, und zweitens ist sie nur in Spuren apokalyptisch.
Eine Bürokollegin hat uns vor ein paar Monaten erzählt, dass zu ihrem Erstaunen in der Sonntagsmesse eine Stelle aus der Apokalypse vorgelesen wurde!
Irgendwas von einer Frau mit dem Mond unter ihren Füßen und einem Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Die rätselhafte Stelle wurde vorgelesen aber nicht kommentiert. Aber das war es auch.
Immerhin ist die Apokalypse das letzte Buch der Bibel auch der Katholiken.

Die "Neuevangelisierung" wird - zumindest bei uns - von einer fanatischen Splittergruppe von Laien betrieben, das ist mein Eindruck. Ärmliche Kleidung wird stolz hervorgekehrt. Mit Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot wird sofort und ungefragt regelrecht geprahlt, wie wenn das jemand interessieren würde und wie wenn das ein Verdienst wäre. Es heißt ja "die Letzten werden die Ersten sein"

Jedenfalls vermittelte mir Auftreten und Reden der ärmlichen Frau bei dem Gespräch in der Fußgängerzone diesen Eindruck. Die Frau redete ungeniert und ungefragt von ihrer Armut, redete dass sie in einer Wohngemeinschaft lebe usw.
Wahrscheinlich sind diese Menschen voll im Milieu der Armen eingetaucht und erhoffen sich dadurch Zulauf von den Armen

So viel ich weiß, waren die Armut verherrlichende Gemeinschaften im Mittelalter sehr beliebt: Man denke an die Bettelorden der Dominikaner und Franziskaner
Um sich vom Prunk der Weltkirche abzuheben, gingen diese Verkündiger des Evangeliums im Schnee in Sandalen !
Heute gibt es noch die Unbeschuhten Karmeliten

Die heutigen Menschen der "Neuevangelisierung" treten jedoch nicht im mittelalterlichen Outfit auf, die erwähnte Frau in der Fußgängerzone wirkte zwar ärmlich, aber nicht monastisch gekleidet

Sie sagte aber, dass jetzt die letzten Tage sind - dies ist halt schon eine apokalyptische Aussage

[d.n.]

Vielleicht hast du sie nur falsch verstanden und sie hatte ihre letzten Tage,...

[Ulan]

Und seit wann ist die heutige RKK ein apokalyptischer Verein?

Erstens ist die Römisch-Katholische Kirche kein Verein, und zweitens ist sie nur in Spuren apokalyptisch.
Eine Bürokollegin hat uns vor ein paar Monaten erzählt, dass zu ihrem Erstaunen in der Sonntagsmesse eine Stelle aus der Apokalypse vorgelesen wurde!
Irgendwas von einer Frau mit dem Mond unter ihren Füßen und einem Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Die rätselhafte Stelle wurde vorgelesen aber nicht kommentiert. Aber das war es auch.

Aha. Die "Buerokollegin" gibt eins Deiner Steckenpferde zum besten, ueber das Du auch schon einen Thread gemacht hast. Ja ja.

Die heutigen Menschen der "Neuevangelisierung" treten jedoch nicht im mittelalterlichen Outfit auf, die erwähnte Frau in der Fußgängerzone wirkte zwar ärmlich, aber nicht monastisch gekleidet

Sie sagte aber, dass jetzt die letzten Tage sind - dies ist halt schon eine apokalyptische Aussage

Zeugen Jehovas kennen wir auch.

[Sinai]

Die "Buerokollegin" gibt eins Deiner Steckenpferde zum besten, ueber das Du auch schon einen Thread gemacht hast.

Verstehe nicht, was Du meinst. Nur deshalb, weil ich hier im "Religionsforum.de" irgendwann über diese Erwähnung einer Frau mit dem Mond unter ihren Füßen und einem Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt in der Apokalypse gerätselt habe, und ich dieses Bild nicht interpretieren konnte und auch sonst niemand im Forum etwas sinnvolles dazu zu sagen wusste, dürfen andere Leute (wie die Bürokollegin) nicht mehr darüber reden, wenn sie davon hören? Die Kollegin war erstaunt, eine Passage aus der Apokalypse in der katholischen Kirche zu hören, das sind ja keine Zeugen Jehovas

Die katholische Kirche ist ja keine apokalyptisch ausgerichtete Religion

Und mir ist eingefallen, dass mir diese Frau mit dem Mond unter ihren Füßen und einem Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt in der Apokalypse immer ein Rätsel war


Patrona Bavariae - Wikipedia
Hier ist ein Photo einer Bronzeplastik zu sehen:
Die Bronzeplastik der „Patrona Boiariae“ an der Westfassade der Münchner Residenz (Residenzstraße)

Allerdings fiel mir auf, dass die zu einer katholischen Randgruppe gehörende Straßenverkündigerin gesagt hatte, dass jetzt die letzten Tage sind - dies ist halt schon eine apokalyptische Aussage

Zeugen Jehovas kennen wir auch.

Ja. Die Zeugen Jehovas reden sehr viel über die Apokalypse, sie werden deshalb als "chiliastisch ausgerichtete Religionsgemeinschaft" gesehen (Wikipedia)

Aber reden wir hier in diesem Thread "Neuevangelisierung" nicht allzuviel über die Apokalypse, diese ist hier eher ein Randthema

[Ulan]

Verstehe nicht, was Du meinst. Nur deshalb, weil ich hier im "Religionsforum.de" irgendwann über diese Erwähnung einer Frau mit dem Mond unter ihren Füßen und einem Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt in der Apokalypse gerätselt habe, und ich dieses Bild nicht interpretieren konnte und auch sonst niemand im Forum etwas sinnvolles dazu zu sagen wusste...

Ach Sinai, ist mal wieder Maerchenstunde? Natuerlich gab es Sinnvolles zu diesem Bild auf diesem Forum. Dass Du das wieder vergessen hast oder nicht wahrhaben wolltest, ist eine andere Sache. Aber mit Maerchenstunden hast Du's ja allgemein.

Wie auch immer, genug der Gschichtl'n.

[Sinai]

. . . reden wir hier in diesem Thread "Neuevangelisierung" nicht allzuviel über die Apokalypse, diese ist hier eher ein Randthema

Kehren wir zum Thema "Neuevangelisierung" zurück
2022 wurde die Kongregation für die Evangelisierung der Völker mit dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung
zum Dikasterium für die Evangelisierung zusammengelegt. (Vgl. Dikasterium für die Evangelisierung - Wikipedia)

Kongregation für die Evangelisierung der Völker + Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung = Dikasterium für die Evangelisierung

Es wird also seit 2022 nicht mehr zwischen Afrikamission und Europamission unterschieden

Dies könnte ein Indikator dafür sein, wie Westeuropa von der Kirche neuerdings eingeschätzt wird.

Die Geistlichkeit der Kirche selbst ist da relativ wirkungslos bei der "Neuevangelisierung" Europas, daher werden diese selbsternannten Straßenprediger geduldet

[Ulan]

Nur noch mal ein Link zu Deinem Thread zu der Frau mit dem Mond unter den Fuessen, damit das nicht untergeht: https://religionsforum.de/showthread.php?tid=11103

Ansonsten hat sich das mit der "Neuevangelisierung" anscheinend, wenn das jetzt nicht mehr unterschieden wird. Gut.

Du wirst erneut daran erinnert, die staendigen Selbstzitate zu unterlassen!

[Sinai]

Ansonsten hat sich das mit der "Neuevangelisierung" anscheinend, wenn das jetzt nicht mehr unterschieden wird.

Formal und kirchenrechtlich hast Du wohl recht. Aber ich glaube, diese selbsternannten Neuevangelisierer, die ohne kirchlichem Auftrag in unseren Fußgängerzonen tätig sind, wissen das gar nicht. Die machen das eigenmächtig (aus innerer Berufung) und spontan. Ich glaube nicht, dass da eine kirchliche Organisation dahintersteht, das sind wohl lose Gruppen von Gleichgesinnten

Ein Phänomen der modernen Städte. In jeder Fußgängerzone - egal ob in Paris oder in Deutschland - wird man von unzähligen Leuten angesprochen. Von Bettlern über Tierschützer bis zu Sekten.
Offenbar sind da auch Christen auf die selbe Idee gekommen