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Der Begriff "Gott"
#16
Zur Interpretation mythischer Texte würde ich immer so vorgehen wie bei Kunstwerken. Vielleicht sind alte Bibeltexte tatsächlich nichts anderes!
Was also sagt mir die angegebene Textstelle? Was bewirkt sie im Hörer? (Analog zu Kunstwerken: im Betrachter)

Johannes 1, 1 schrieb:Im Anfang war das Wort, / und das Wort war bei Gott, / und das Wort war Gott.
(Johannes 1,1 Einheitsübersetzung)

Mir fällt besonders der Selbstbezug des Satzes auf: Logos hat so viele Bedeutungen vom magisch-wirkmächtigen Wort bis zur einfachen Beschreibung, dass man darin auch Gott bzw. ein Glaubensbekenntnis unterbringen kann. Und genau das wird dreimal bekräftigt und sagt einfach immer dasselbe: Ich (der Verfasser) bekenne mich zum Wort (alternativ: zum Wort Gottes).
Wir haben ja bereits an anderer Stelle gesehen, dass "Gott" eine Art Zielvorstellung aller Verantwortlichkeiten gegenüber der Menschengesellschaft ist, und ich füge hinzu "idealisierten" (Zielvorstellung). So können wir locker den Bogen spannen vom "anständigen Menschen" zu den gesellschaftlichen Regeln, die im Sinne einer sehr allgemeinen Vorstellung (logos) zu beachten sind.

Und natürlich heißt: "Dasselbe war im Anfang bei Gott" (Joh. 1, 2) auch nicht mehr, als wenn wir heute sagen: "Ich gehe davon aus, dass ...". Der Verfasser setzt die religiös verstandene "allgemeine Zielvorstellung" von Anstand und Würde, Gerechtigkeit und Solidarität an den Anfang seiner Lehre.
Man versteht intuitiv, wohin "der Hase zu laufen" hat!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#17
(18-02-2025, 23:17)Ekkard schrieb: Zur Interpretation mythischer Texte würde ich immer so vorgehen wie bei Kunstwerken.

Bei den hochwertigen mythologischen Texten (der in der Genesis geschilderte Turmbau zu Babel, die Ilias, die Odyssee, Jason und die Argonauten, Ikarus und Daedalus, die Edda) dürfte das mit dem "vorgehen wie bei Kunstwerken" eine gute Vorgangsweise sein.


(18-02-2025, 23:17)Ekkard schrieb: Vielleicht sind alte Bibeltexte tatsächlich nichts anderes!

Ein weiser Mann sagte einmal, daß die Bibel ein literarisches Kunstwerk ist.
Dies schließt meines Erachtens aber nicht aus, daß in diesem literarischen Kunstwerk auch religiöse Befehle und religiöse Botschaften und religiöse Weisheiten enthalten sind. Das eine schließt das andere ja nicht aus.
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#18
(18-02-2025, 23:47)Sinai schrieb: Das eine*) schließt das andere**) ja nicht aus.
*) ein Kunstwerk zu sein
**) gesellschaftliche Regeln/religiöse Botschaften

Das ist richtig. Gleichwohl gilt der Betrachter als der Erzeuger der Eindrücke und Folgerungen. Das Problem ist die scheinbare Objektivierung durch die "Stellvertreter" der Lehre.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#19
(19-02-2025, 18:05)Ekkard schrieb:
(18-02-2025, 23:47)Sinai schrieb: Das eine*) schließt das andere**) ja nicht aus.
*) ein Kunstwerk zu sein
**) gesellschaftliche Regeln/religiöse Botschaften

Das ist richtig. Gleichwohl gilt der Betrachter als der Erzeuger der Eindrücke und Folgerungen. Das Problem ist die scheinbare Objektivierung durch die "Stellvertreter" der Lehre.


Ich würde eher sagen, der Betrachter ist an der Erzeugung seiner Eindrücke und Folgerungen mehr oder weniger stark beteiligt. Aber der eigentliche Erzeuger ist selbstverständlich der Künstler (Maler, Bildhauer) beziehungsweise die vielen Schreiber der Bibel mit ihren Berichten und ihren stilistischen Besonderheiten

Die Rolle des Betrachters hängt beim Kunstwerk sehr stark vom kulturellen Geschmack des Betrachters ab, bei der Bibel ist es dessen religiöses Empfinden und seine Intelligenz.
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#20
Ich nehme schon etwas ernster, dass der Betrachter für sein Urteil allein verantwortlich ist. Mir schwebt vor, wie die innerjüdische Diskussion um Jesu Wirken schließlich zu Progromen geführt hat. Für jene Greuel sind allein die Leser verantwortlich, nicht die Verfasser. Denn der wahre Streit lag da schon über tausend Jahre zurück.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#21
(18-02-2025, 23:47)Sinai schrieb: Ein weiser Mann sagte einmal, daß die Bibel ein literarisches Kunstwerk ist.
Dies schließt meines Erachtens aber nicht aus, daß in diesem literarischen Kunstwerk auch religiöse Befehle und religiöse Botschaften und religiöse Weisheiten enthalten sind. Das eine schließt das andere ja nicht aus.

befehl ist nur, was leute sich auch befehlen lassen. hier gilt: sskm

"Botschaften" sind zweifellos der ursprüngliche zweck, aber das macht sie noch nicht zu "Weisheiten"
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#22
(20-02-2025, 11:47)petronius schrieb: befehl ist nur, was leute sich auch befehlen lassen. hier gilt: sskm

"Botschaften" sind zweifellos der ursprüngliche zweck, aber das macht sie noch nicht zu "Weisheiten"

@ petronius,

... wenn man das Wort "Botschaften" durch "Informationen" ersetzt, kommt man der Sache näher, denn alles ist Information!
Dies beginnt bereits bei DNA Abschnitten, die den Code für ein bestimmtes Protein enthalten, welches in unseren Körperzellen tätig ist oder den Code für eine funktionale Ribonukleinsäure enthalten.

Im Wort "Botschaft" ist der Beigeschmack von Tadel, Schuldzuweisung und Vorwurf beigemischt. Heutige "Botschaften" werden ja u.a. auch dazu eingesetzt, wenn es gilt, Konflikte zwischen Staaten nicht eskalieren zu lassen.

Den Code der Bibel muss man genauso entschlüsseln können, wie man es mit der Bilderschrift der alten Ägypter oder dem Schriftsystem der Maya gemacht hat. Im Althebräischen haben nämlich viele Wörter mehrere Unterbedeutungen.   Icon_rolleyes

M. Luther beherrschte (so war zu lesen) das Althebräische nicht und war bei seiner Bibel-Übersetzung auf die Vulgata angewiesen, wie sie E. Hieronymus schon seinerzeit erarbeitet hatte.

Man müsste also z.B. die Genesis im Originaltext lesen können ... weil deren Übersetzung ins Deutsche von manchen Fachleuten kritisiert wird.  Icon_rolleyes

Angemerkt: 
Weisheiten sind noch kein Wissen, sondern sie stützen sich auf Lebenserfahrungen, welche man dazu verwendet, um bei aufkommenden Problemen die sinnvollste Lösung zu finden.

Gruß von Reklov
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#23
(19-02-2025, 23:47)Ekkard schrieb: Ich nehme schon etwas ernster, dass der Betrachter für sein Urteil allein verantwortlich ist. Mir schwebt vor, wie die innerjüdische Diskussion um Jesu Wirken schließlich zu Progromen geführt hat. Für jene Greuel sind allein die Leser verantwortlich, nicht die Verfasser. Denn der wahre Streit lag da schon über tausend Jahre zurück.

@ Ekkard,

bereits im Mittelalter fanden in Deutschland immer wieder Progrome statt. Der Grund ist nicht mit dem altjüd. Gelehrtenstreit zu Zeiten eines Pilatus zu vergleichen.
Wie historische Berichte anführen, flammten solche Verfolgungen oft spontan in einer Stadt oder in einem Dorf auf und der Mob tobte sich mit Feuerlegen und Plünderung in den Judenvierteln aus, - ohne dass von Ordnungskräften eingegriffen wurde.
Manch einer, der bei einem jüd. Geldverleiher hoch verschuldet war, konnte auf diese Weise alle seine Verbindlichkeiten im Nu tilgen, denn das Feuer vernichtete jeden Beweis einer Geldschuld.

Auch im 3. Reich waren Juden Konkurrenten in vielen Geschäftszweigen und Hitler traf mit seiner Menschenverachtung genau die richtige Stelle von Neid und Missgunst, wie sie nicht nur an Stammtischen, sondern auch bei großen und kleinen deutschen Unternehmern, wie auch bei Studentenvereinigungen offen und traditionell vorherrschte.

M. Luther legte mit seiner >Hetzschrift gegen die Juden< übrigens auch eine Zündschnur an das Pulverfass des Rassismus!

Gruß von Reklov
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#24
(20-02-2025, 14:34)Reklov schrieb: wenn man das Wort "Botschaften" durch "Informationen" ersetzt, kommt man der Sache näher, denn alles ist Information!

welcher sache soll man warum näher kommen, indem man ein verwässerndes (beinahe) synonym verwendet?

nicht jede information ist eine botschaft
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#25
(20-02-2025, 15:00)Reklov schrieb: bereits im Mittelalter fanden in Deutschland immer wieder Progrome statt

nein - nur jede menge pogrome

du nimmst wohl beim backen sicher keine gelantine, damit du dich nicht mit einer zoonose infiszierst...
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#26
(21-02-2025, 15:44)petronius schrieb:
(20-02-2025, 14:34)Reklov schrieb: . . . denn alles ist Information!

nicht jede information ist eine botschaft

Das hat Reklov auch nicht gesagt, das hast Du erfunden. Ein Strohmann-Argument

Reklov meinte, daß jede Botschaft eine Information ist, und er sagte nicht den Umkehrschluß daß jede Information eine Botschaft wäre
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#27
(21-02-2025, 15:54)Sinai schrieb:
(21-02-2025, 15:44)petronius schrieb:
(20-02-2025, 14:34)Reklov schrieb: . . . denn alles ist Information!

nicht jede information ist eine botschaft

Das hat Reklov auch nicht gesagt, das hast Du erfunden. Ein Strohmann-Argument

Reklov meinte, daß jede Botschaft eine Information ist, und er sagte nicht den Umkehrschluß daß jede Information eine Botschaft wäre

hat letzteres denn jemand behauptet?

also, ich nicht

und was meinst du wohl, hat volker damit gemeint, daß man "der Sache näherkomme, wenn man das Wort "Botschaften" durch "Informationen" ersetze"?

ein spezifikum zum allgemeinen zu verwässern, ist das genaue gegenteil von "ihm näherkommen"
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#28
(21-02-2025, 19:33)petronius schrieb: und was meinst du wohl, hat volker damit gemeint

Was meinst du mit "volker" ?
Oder hast du Völker gemeint? Du schreibst schwer leserlich ohne Großbuchtstaben Eusa_think
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#29
(21-02-2025, 21:10)Sinai schrieb:
(21-02-2025, 19:33)petronius schrieb: und was meinst du wohl, hat volker damit gemeint

Was meinst du mit "volker" ?

"Volker" ist ein verbreiteter maennlicher Vorname im Deutschen. Halt so aehnlich wie "Reklov", nur rueckwaerts.
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#30
Mörderische Verfolgungen = Pogrome: Da war in meinem Beitrag #20 leider ein r zuviel - mein Fehler!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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