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Gibt es Satan?
#61
t.logemann schrieb:Da hat er Recht, der Hans Küng...

- soweit es die "Botschaftsbeschreibung" des Christentums angeht. Nun ist es aber nicht so, als ob Juden und Muslime noch nie etwas (in ihrer Religion) von einem "liebenden Gott" gehört hättten - das Gott auch ein Gott der Liebe und der Verzeihung ist, wird im Judentum genauso wie auch im Islam gelehrt. Im Judentum wird jedoch der Schwerpunkt auf den erziehenden, den Gebote-gebenden Gott gelegt, der sich nicht ungestraft verspotten lässt. Und im Islam liegt der Schwerpunkt auf dem dem anbetungswürdigen Gott (Fasten und Gebet gehören zu den Hauptsäulen des Islam).

Da hat er Recht, der t.logemann.
Und auch im NT finden wir den Satan und die Verführung zum Unglauben als Thema. Auch im NT ist Gott nicht nur Liebe, sondern auch Strafe. Nämlich für jeden, der die Botschaft Jesu ablehnt.

Aber auch da hat er Recht, der Epicharm,
dass immer mehr Muslime, Christen und Juden sich der positiven (lieben) Seite ihres Gottes zuwenden und die strafende Seite vernachlässigen.
Zum Wohl aller (meiner Meinung nach).

Gruß
Lhiannon
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#62
Hey, jetzt vergrämt mir den DienerGottes hier nicht ! *g*
Schließlich ist die muslimische Seite hier etwas unterrepräsentiert !Icon_wink

Aber gut : Er scheint einer naiv-fundamentalistischen Auslegung anzuhängen ; aber vielleicht kann
er ja von euch noch was lernen ,also seid freundlich . *g*


Also DienerGottes :

Ich komme auch aus der muslimischen Ecke , aber ich bin wohl einer der von dir verachteten "Liberalen".
Deine Aussagen klingen für mich so , als hättest du selbst den Koran noch gar nicht komplett gelesen ,und dich schon gar nicht intensiv damit beschäftigt.(Ok,bei letzterem bin ich auch noch nicht der große Meister,aber wenigstens kenne ich die theologischen Herangehensweisen).

Ich schließe das aus deinen oberflächlichen Äußerungen und deinen 08/15-Phrasen.

Wenn ich mit einer Auslegungsweise wie der deinen an den Koran herangehen würde , wäre er für mich bedeutungslos. Er wäre nur ein müder Abklatsch eines (entsprechend genauso oberflächlich interpretierten)
alten Testaments.

Den Koran einfach wörtlich zu nehmen ist noch viel mehr daneben als die Bibel wörtlich zu nehmen .
Die Bibel beinhaltet ja wenigstens interessante und leicht verständliche Geschichten , bei denen eine wörtliche Auslegung sogar nachvollziehbar wäre.
Der Koran hingegen ist ein noch komplexeres und oftmals abstraktes theologisches Werk , welches man nicht einfach so in die Hand nehmen sollte.
Nicht umsonst gibt es strenge Umgangsregeln für den Koran. Ein "unreiner" Mensch darf den gar nicht anfassen.(Damit sind alle mit einer bösen Absicht schon mal ausgeschlossen). Und der Koran ist bekanntlich auf verschiedensten Ebenen wirksam.
Die Regel , daß der Koran nur in der Originalsprache zitiert werden sollte ist auch ein Fingerzeig dahin.

Also lieber DienerGottes :
Ich rate dir , von deinem Eifer mal etwas abzulassen und erstmal gelassen an die Thematik heranzugehen.
Mir scheint , daß du dich zu sehr von dem zur Zeit leider um sich greifenden Fundamentalismus im Islam etwas beeinflussen hast lassen , und meinst , die "wahre Religion" verkündigen zu müssen .

Aber das ist der falsche Weg.
Genauso wie es bei den Fundi-Christen der falsche Weg ist .

Konsequent weiterverfolgt würden diese Wege nur in einen grausamen Konflikt führen . Insbesondere wenn man die ganzen Radikalkritiker , die da schreien :"Der Islam ist böse" noch betrachtet. (Ja,Moski , das war ein Seitenhieb auf dich) .

Wenn du den Koran als Gottes endgültiges Wort betrachten willst , so ist das völlig in Ordnung.
Aber bilde dir bitte nicht ein , daß du in der Lage wärst , es voll zu verstehen .
Vielleicht müssen noch viele menschliche Generationen vergehen , bis man versteht , was wirklich drin steckt.
Auch im Falle der Bibel war schließlich diese sture wörtlich-nehmende Dogmatik nichts als eine Bremse bei der Suche nach der Weisheit in der Bibel.
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#63
melek schrieb:Hey, jetzt vergrämt mir den DienerGottes hier nicht ! *g*
Schließlich ist die muslimische Seite hier etwas unterrepräsentiert !Icon_wink

Hallo Melek,

vorerst möchte ich festhalten, dass mir Deine Beiträge durchaus sympathisch sind.  Sie vermitteln eine Offenheit, die notwendigerweise vorhanden sein muss, wenn man über Religion zu diskutieren wünscht. Und diese Offenheit geht dem DienerGottes ab. Er versucht zu missionieren und zu belehren. Wenn er das im "islamischen Bereich" macht, gut. Wenn er es im interreligiösen Bereich versucht, dann muss er sich Widerspruch, auch heftigen, gefallen lassen. Er versucht, Satan zu reanimieren, den die allermeisten hier begraben haben und vergessen wollen. Beleidigt sein, ist kein gutes Argument, wenn andere da nicht mitgehen wollen.

Und dann will er noch meinen verehrten Geheimrat Goethe zum Moslem machen, offenbar weil es das gelesen oder man ihm davon erzählt hat:

Aus der Fatwa des
Schaikh 'Abdulqadir Al-Murabit:


"Ohne in Salat (Gebet), Zakat (Armensteuer), Sawm (Fasten) und Hadsch (Pilgerreise nach Mekka) eingewiesen worden zu sein, nahm er nichtsdestotrotz die seltene Gelegenheit war, an einem Dschumm'a-Gebet teilzunehmen. In alledem wird klar, dass er den Islam als seinen eigenen Din ansah."

"Somit kann eindeutig angenommen werden, dass Europas größter Dichter und der Ruhm der deutschen Sprache und ihres geistigen Lebens gleichzeitig auch der erste Muslim des neuzeitlichen Europa ist"

"Im Lichte seiner überwältigenden Bestätigung des Propheten - möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben! - soll er bei den Muslimen von nun an bekannt sein als Muhammad Johann Wolfgang von Goethe."

Weimar, 19. Dezember 1995


Die Literatur des Orients  war unter den Gebildeten um 1800 von großem Interesse. Goethe schätzte und las vor allem die Gedichte des Persers Muhammed Schemseddin Hafis (1320-1389) und schrieb danach seinen eigenen Diwan.

Und jetzt kommt ein islamischer Rechtsgelehrter daher, der von der mitteleuropäischen Literaturgeschichte soviel Ahnung hat wie ich vom Altpersischen (nämlich keine) und nimmt den West-östlichen Diwan zur Grundlage, Goethe dem Islam einzugemeinden.

Ich habe den DienerGottes offenbar zuwenig provoziert, als dass es sich mit mir auf einen Dialog darüber hätte einlassen wollen.

Grüße v. Epicharm
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#64
Epicharm schrieb:
melek schrieb:Hey, jetzt vergrämt mir den DienerGottes hier nicht ! *g*
Schließlich ist die muslimische Seite hier etwas unterrepräsentiert !Icon_wink
dass mir Deine Beiträge durchaus sympathisch sind.  Sie vermitteln eine Offenheit, die notwendigerweise vorhanden sein muss, wenn man über Religion zu diskutieren wünscht. Und diese Offenheit geht dem DienerGottes ab. Er versucht zu missionieren und zu belehren.
Das Vertrackte ist ja, dass das religiöse "Geschäft mit der Angst" gerade den Pfad zur notwendige Offenheit bepaart mit Respekt gegenüber Fremdem versperrt ... und damit letztlich auch die Chancen glaubwürdiger Mission durch persönliche Glaubwürdigkeit minimiert ... Dieser aufgesetzte Missionsübereifer ist doch allenfalls eine Karikatur akzeptabler ethischer wie spiritueller Überzeugungskraft, die natürlich alle klassischen Religionen potentiell in sich haben ... wenn nicht stupide Fundis damit Flurschaden anrichten.

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#65
Tja, lieber melek,

ein Problem - nicht nur im Islam, auch in anderen Religionen - sind die Kommentierungen, die teilweise einen Stellenwert haben, welcher den Stellenwert der orginalen Heiligen Schrift übertrifft. Im Islam, zumindestens in einigen Ausprägungen des Islam, werden den Hadithen / Ahadithen grössere Bedeutung beigemessen, als der ursprünglichen Aussage des Qur`an (Al-Bukhari ist so ein Hadithenschreiber (gewesen), dessen angeblich bezeugten Aussagen des Propheten man mit "spitzen Fingern" anfassen muss).

Unser jüdischen Freunde haben den Talmud - und da gibt es dann weise und angesehene Rabbi`s, die darin schreiben, welche rituellen Vorgehensweisen ein "echter Jude" tätigen muss, um wirklich den Sabbat zu feiern - die eigentliche Bedeutung des Sabbat`s nach alttestamentarischer Schrift geht unter den ganzen dogmatischen "Vorschriften" da völlig verloren...
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#66
t.logemann schrieb:ein Problem - nicht nur im Islam, auch in anderen Religionen - sind die Kommentierungen, die teilweise einen Stellenwert haben, welcher den Stellenwert der orginalen Heiligen Schrift übertrifft.
Eine Folge des hohen Verdichtungsgrades der zentralen Heiligen Schrift und deren (so denke ich) bewusst offene Formulierung vielleicht auch erst in den "Redaktionen" S geraten dann die Ausführungsbestimmungen in die Kommentare, können leichter gesellschaftlichem Wandel angepasst werden, ohne jedesmal die mythisch als ewig unverändert gottgegeben überfrachtete Heilige Schrift zu tangieren ...
Ich denke, diese Vorgehensweise war ein Stück weit konsequent von den Hohen Gelehrten, nicht so sehr ein Problem als ein Lösungsansatz ...

Schwierig wird das ganze, wenn nach Jahrhunderten professionelle Supervereinfacher sich der Schrift bemächtigen und sie für unmittelbar trivial verständlich ohne jede Vorbildung vermarkten an ihre Anhänger und diese dann radikalisieren, damit gegen die Gelehrten aufrühren und ihnen einreden, gerade die schlichtesten Gemüter könnten am besten lesen ... Aber das sind dann Fundi-Probleme, KEINE Schrift-Probleme ...

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#67
Fritz7 schrieb:Schwierig wird das ganze, wenn nach Jahrhunderten professionelle Supervereinfacher sich der Schrift bemächtigen und sie für unmittelbar trivial verständlich ohne jede Vorbildung vermarkten an ihre Anhänger und diese dann radikalisieren, damit gegen die Gelehrten aufrühren und ihnen einreden, gerade die schlichtesten Gemüter könnten am besten lesen ... Aber das sind dann Fundi-Probleme, KEINE Schrift-Probleme ...

Im Islam habe ich die Erfahrung gemacht, dass es gerade umgekehrt ist. Die Rechtsschulen stützen mit ihrer Borniertheit die Fundamentalisten. Sie nehmen z.B. jüngere Koranverse wichtiger als ältere. Doch die älteren, mekkanischen Verse, sind oft die versöhnlicheren, mystischeren Verse. Die harten Gesetzestexte und die harten Polemiken gegen Nichtmuslime stammen häufig aus medinischer, also jüngerer Zeit.
Wer die Verse des Koran als gleichwertig sehen will, gerät unter Druck.

Noch heute wird in Koranschulen und auch staatlichen Schulen Fremdenhass und Geschichtsklitterung gelehrt.
Hauptsache der Islam steht besser da als der Rest der Welt. Ob die Aussagen wahr oder auch nur in sich logisch sind ist ganz egal.
Wer hinterfragt handelt sich schnell eine Anzeige wegen Apostasie ein und ist durch Fundis an Leib und Leben bedroht.

Gerade die Gelehrten im Islam der vergangenen Jahrhunderte erstarrten in Selbstgefälligkeit. Nicht alle, aber die Maßgeblichen. Erst heute traut man sich wieder, oft unter Gefahr für Leib und Leben, neue, bzw. alte verschüttete Wege zu gehen. Z.b. den der Mutazilliten, einer rationalen Strömung im Islam, oder den der Sufis.

Aber wie gesagt, wer den Koran nicht wortwörtlich nehmen will oder bei sich widersprechenden Anweisungen nicht die neuere Aussage nehmen will, der fliegt mindestens aus der Uni, wenn er nicht gar im Gefängnis landet.

Währenddessen stilisieren viele Gelehrte die Scharia als Rettung für die muslimische Welt hoch, obwohl es DIE Scharia garnicht gibt, sondern 4 sunnitische Rechtsschulen, und (ich meine) 3 schiitische.
Die Scharia ist kein kodifiziertes Recht.

Ferner sind nur die Kapitalstrafen (im weiteren Sinn, denn auch Unzucht und Diebstahl sind Kapitalstrafen) und Bereiche wie Erb- und Eherecht einigermaßen klar geregelt. Wobei es selbst da große Unterschiede von Rechtsschule zu Rechtsschule geben kann. Z.B. fordert die eine Rechtsschule die Todesstrafe für Apostasie, die andere "nur" eine Gefängnisstrafe.

Alles andere, wie das Steuerrecht, das Strafrecht bei Betrug, Ordnungswidrigkeiten u.s.w. sind überhaupt nicht geregelt.
D.h. dass es im Ermessen des Kalifen, Präsidenten, Richter, Ortsvorsteher oder sonst einem "Gesetzgeber" steht, wie er z.B. Betrug ahnden will.
Das führt zu extremer Rechtsunsicherheit. Der gleiche Betrugsfall wird also mal mit einer geringen Geldstrafe, mal mit mehreren Jahren Gefängnis geahndet.
Nur die wenigsten Fälle im Strafrecht betreffen überhaupt die einigermaßen geregelten Hudd- oder Tazirstrafen. Der große Rest ist völlige Willkür. Wer angesehen, einflußreich und/oder wohlhabend ist, hat große Chancen auf eine geringe Strafe.

Schon heute treffen die drakonischen Strafen der Scharia vor allem die Machtlosen, die Armen und die Außenseiter der islamischen Gesellschaft.  
Mit der Verurteilung einer solchen Person demonstrieren Gelehrte und Politiker ihren Willen zur Durchsetzung der Scharia.
Das Volk aber wird verschaukelt.
Hinter der Fassade wird betrogen und gestohlen, dass den Gelehrten und Politikern eigentlich von selbst die Hände und Füsse abfallen müssten.

Das ist, so denke ich, auch einer der Gründe warum die vielen patriarchalischen Stämme der islamischen Welt machen können was sie wollen. Solange keine eindeutig durch Koran und Hadith festgelegten Strafen betroffen sind halten sich Gelehrte und Regierungen raus.
So störte auch die Beschneidung der Frauen bis vor kurzem niemanden.

Den bornierten Fundi-Gelehrten sind vor allem die "Rechte Gottes" gegenüber den Menschen wichtig. Die müssen verteidigt werden.
Was die Menschen außer diesen miteinander machen, ist den Gelehrten egal.
Der Mensch ist ein Diener Gottes ohne eigene Rechte. (Bassam Tibi)
Gottes Rechte müssen geschützt werden. Menschenrechte gibts nicht.


Aber die Zeiten der Fundi-Elfenbeintürme, des Wegschauens, der Geschichtsklitterung, der Hass-Predigten und der Umma-Lobhudelei gehen auch in den islamischen Ländern ihrem Ende entgegen.
Denn welchen Sinn macht es ein Diener Gottes zu sein, wenn die Zustände unter den Gläubigen denen unter einer Iblis-Regierung gleichkommen. Hier zu leiden, nur um ins Paradies und nicht in die Hölle (ja da ist sie wieder) zu kommen, reicht den Menschen nicht mehr aus.
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#68
Lhiannon schrieb:Im Islam habe ich die Erfahrung gemacht, dass es gerade umgekehrt ist. Die Rechtsschulen stützen mit ihrer Borniertheit die Fundamentalisten. Sie nehmen z.B. jüngere Koranverse wichtiger als ältere. Doch die älteren, mekkanischen Verse, sind oft die versöhnlicheren, mystischeren Verse. Die harten Gesetzestexte und die harten Polemiken gegen Nichtmuslime stammen häufig aus medinischer, also jüngerer Zeit.
Wer die Verse des Koran als gleichwertig sehen will, gerät unter Druck.
Schlimm, aber doch auch erst seit dem wissenschaftlichen-wirtschaftlichen Niedergangs der islamischen Staaten, dem Verlust der kulturellen Spitzenstellung so ??? (Endphase osmanisches Reich)

Ich kenne mich nicht detailliert mit Islam aus, so bezog sich meine Aussage auf Erfahrungen in den anderen abrahamitischen Religionen. Dort wirds auch stimmen ...

Vermutlich bringt zunehmende Säkularisierung und Globalisierung die Probleme aller Religionen wieder näher aneinander heran ... Das werden AUCH Fundi-Probleme sein, während die liberaleren bei Enttäuschung eher mit den Füßen abstimmen.

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#69
Fritz7 schrieb:
Lhiannon schrieb:Im Islam habe ich die Erfahrung gemacht, dass es gerade umgekehrt ist. Die Rechtsschulen stützen mit ihrer Borniertheit die Fundamentalisten. Sie nehmen z.B. jüngere Koranverse wichtiger als ältere. Doch die älteren, mekkanischen Verse, sind oft die versöhnlicheren, mystischeren Verse. Die harten Gesetzestexte und die harten Polemiken gegen Nichtmuslime stammen häufig aus medinischer, also jüngerer Zeit.
Wer die Verse des Koran als gleichwertig sehen will, gerät unter Druck.
Schlimm, aber doch auch erst seit dem wissenschaftlichen-wirtschaftlichen Niedergangs der islamischen Staaten, dem Verlust der kulturellen Spitzenstellung so ??? (Endphase osmanisches Reich)

Nein.
Schon seit dem 13 Jahrhundert erloschen alle anderen Strömungen außer denen der Rechtsschulen.
Selbst der Sufismus hatte vorher seine Blütezeit und die Mutaziliten wirkten im 9. Jahrhundert.
Die Anfangszeit des Islam war geprägt von theologischer Diskussion und auch von Auseinandersetzungen.
Später setzten sich als theologischer Rahmen die Rechtsschulen durch. Wer andere Wege gehen wollte wurde oft als Apostat denunziert.

Die Neuzeit ca. seit der Eroberung Ägyptens durch Napoleon brachte auch neue sekulare Impulse in die arabischen Länder. Doch die Kolonialherrschaft und der nachfolgende wirtschaftliche Verfall der arabischen Welt brachte die Menschen dazu, ihr Heil in der Religion zu suchen. Einer Religion, deren Gelehrtentum seit 800 Jahren erstarrt war.

Allein die Argumentation der Fundi-Gelehrten zu religiösen Problemen lassen einem die Haare zu Berge stehen. Von Logik oder dem Willen zur Objektivität konnte keine Rede sein.
Haupsache der Islam steht gut da. Auch um den Preis völlig unlogischer und unsachlicher Begründungen.
Es ging und geht eben fast immer darum, den Islam im besten Licht erscheinen zu lassen und andere Ideologien und Religionen herabzusetzen.
Es reichte den Fundi-Gelehrten, wenn sie etwas schönes über den Islam sagten. Wer den Wahrheitsgehalt und die Logik der Äußerungen anzweifelt, der greift, ihrer Meinung nach, den Islam an.
Wer aber den Islam angreift, der greift den islamischen Staat an und ist somit ein Hochverräter.

Selbst die Scharia wurde als immer gerecht dargestellt. Dabei gibt es böse Verfahrenslücken, die aus einem Opfer schnell einen Täter machen können.

Beispiel: Eine Frau zeigt einen Mann wegen Vergewaltigung an. Sie ist durch die Vergewaltigung schwanger geworden. Nun kann sie aber nicht die erforderliche menge Personen als Augenzeugen benennen, die die Scharia vorschreibt. Der Mann kann also nicht belangt werden und wird erst garnicht angeklagt. Die Frau aber ist nicht verheiratet und doch schwanger. Also hat sie Unzucht (Zina) getrieben. Denn die Schwangerschaft beweißt das und der Mann ist ja nach den Anforderungen der Scharia unschuldig.
Also verurteilt das Gericht die Frau zu 180 Peitschenhieben. Nach der Geburt des Kindes zu vollziehen.
100 Peitschenhiebe für Zina einer Unverheirateten, 80 Peitschenhiebe weil sie einen unbescholtenen Mann (den Vergewaltiger) der Zina beschuldigt hat. Unbescholtene der Zina zu verdächtigen wird mit 80 Peitschenhieben und dem Verlust der Zeugenschaft vor Gericht geahndet.
Die Frau zieht ihre Anzeige gegen den Vergewaltiger zurück und so bleiben ihr "nur" 100 Hiebe wegen Zina.
Da die Scharia die Nachkommenschaft immer auf den Vater bezieht wird so ein vaterloses Kind geboren.
Damit ist sein Weg in die Gosse vorprogrammiert.

Wer nun eine solche Rechtsprechung kritisiert wird erst einmal pauschal als Islamhasser denunziert.

Zitat:Vermutlich bringt zunehmende Säkularisierung und Globalisierung die Probleme aller Religionen wieder näher aneinander heran ... Das werden AUCH Fundi-Probleme sein, während die liberaleren bei Enttäuschung eher mit den Füßen abstimmen.

Natürlich. Die Globalisierung schafft zum einen Probleme, vor allem wirtschaftliche, zum anderen zwingt sie die Gelehrten, sich neuem Denken zu öffnen. Viele Fundis versuchen diese Öffnung mit Gewalt zu verhindern.  
Doch viele Muslime interessieren sich nun für die verschiedenen Ideen des frühen Islam. Sei es Mutazila oder Sufis oder auch andere Denker, wie die Qadariten.
Oder auch für Ideen des modernen Islam, wie die Textanalyse eine Hamid Abu Zaid.


Gruß
Lhiannon
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#70
Lhiannon schrieb:Nein.
Schon seit dem 13 Jahrhundert erloschen alle anderen Strömungen außer denen der Rechtsschulen.
DANKE! Wieder etwas gelernt ...
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#71
An Lhiannon

Für Deine beiden qualtitätvollen Beiträge, vielen Dank!

Lhiannon schrieb:Doch viele Muslime interessieren sich nun für die verschiedenen Ideen des frühen Islam.

Al-Razi

Abu Bakr Muhammad Ibn Zakariya al-Razi (865-925), der größte Arzt und einer der größten Philosophen der islamischen Welt, lehnte die Lehre, wonach Propheten und Imame hierarchisch über andere Menschen zu stellen sind, rundweg ab. Seiner Meinung nach stehen alle Menschen auf gleicher Stufe, denn sie alle sind vernunftbegabte Wesen. Um zu Gott und zum Heil zu kommen, bedürfe es keiner Propheten und keiner religiösen Führer. Weiters meinte er, dass die heiligen Schriften der verschiedenen Religionen (auch der Koran) für die Menschen wenig Nutzen hätten, weil sie sich oft widersprechen und "viel dummes Geschwätz" beinhalten. Überdies bemerkte al-Razi, sei die Religion an vielen Kriegen schuld, und er kritisierte islamische Landnahmen im Namen Gottes.

Al-Razi leugnete die Schöpfung ex nihilo und hielt das muslimische Dogma der Unnachahmbarkeit des Koran für Unsinn. Sein Zugang zur Religion (auch aus heutiger Sicht) war modern und menschenfreundlich. Allerdings wurde al-Razi über die Jahrhunderte in der islamischen Welt immer wieder polemisch angegriffen und diffamiert.

Grüße Epicharm
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#72
Nicht nur Al-Razi wird abgelehnt, auch die Sufi, die Ahmadia und die Aleviten, zumindestens in Ländern wie Iran, Saudi-Arabien, Oman, Sudan und Khatar.
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#73
Danke, danke, soviel Fanpost habe ich gar nicht erwartet!!!

OK, Spass beiseite! Friede sei mit euch allen! Ich habe leider nicht soviel Zeit auf alles einzugehen, was hier gepostet wurde, obwohl ich es gerne tun würde. Lhiannon, wenn du in deinem hasserfüllten Eifer gegen den Islam mal Luft holen würdest, dann könnte man mal in Betracht ziehen auf deine Aussagen zu antworten. Du scheinst dich sehr gut mit dem Islam auszukennen, leider nur mit dem Zweck ihn zu deffamieren.

Ich frage mich warum ich hier als fundamentalistischer, radikaler Irrer dargestellt werde. Ich kennt mich überhaupt gar nicht. Es wird behauptet, ich würde blind einer völlig dummen, mitterlalterlich zurückgebliebenen Ideologie aufsitzen! Doch da macht ihr es euch viel zu einfach. Es wird gesagt, dass solch eine Religionsauslegung, wie ich es betreibe, sehr viel Blutvergiessen zur Folge hatte, doch dass ist glatt gelogen. Wenn ich die Macht dazu hätte (Medienmacht und Militärmacht), dann könnte ich mit jeder Ideologie zu Felde ziehen und die Menschen davon überzeugen, dass dies der Grund des Krieges war bzw. ist. Ich habe schon im anderen Thread (An Alle) über die Ziele des Satan gesprochen. Der Satan will den wahren Weg ins Paradies verwässern. Und wie geht es am besten? Ist doch klar, er versucht den wahren Weg zu deffamieren und in einem schlechten Licht dastehen zu lassen. Jetzt kann man natürlich dagegen halten und sagen, warum der allmächtige Gott nichts dagegen tut. Die Antwort ist einfach. Diese Welt ist eine Prüfung für uns Menschen. Hier müssen wir uns das Paradies verdienen, in dem wir Gott dienen. Gott gibt uns im Durchschnitt 70-80 Jahre um die Ewigkeit zu verdienen. Das ist ein Zeitraum, der verglichen mit der Ewigkeit noch nicht einmal ein Wimpernschlag ist. Danach gibt es die grösste Glückseligkeit, die sich kein Mensch je vorstellen kann. Zudem kommt noch, dass Gott seine Botschaft klar formuliert hat und sie vom Satan schützt. Jetzt liegt es an uns diese Botschaft zu befolgen. Doch der Mensch erliegt zu sehr den Versuchungen des Satans und bastelt sich seine Religion so zurecht, wie es ihm am besten passt. Hölle? Zu grausam! Satan? Den gibts doch nicht tatsächlich, oder!? usw. Aber diese Ideologie bringt uns nicht zur Wahrheit! Ich habe bei einigen hier das Gefühl, als wollten sie über die Wahrheit verhandeln, nur weil sie ihnen nicht in den Kram passt. Wir können gerne darüber verhandeln, ob morgen die Sonne aufgeht oder nicht! Gott weiss wie er den Menschen erschuf (intelligente und weniger intelligente) und er gab den Menschen deshalb einen Leitfaden, der in seinen Kernpunkten (und hier unterscheiden sich die islamischen Rechtsschulen NICHT) leicht verständlich ist.
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#74
DienerGottes schrieb:Ich habe leider nicht soviel Zeit auf alles einzugehen, was hier gepostet wurde, obwohl ich es gerne tun würde.

Auf alles kannst Du nicht eingehen?

So wie es aussieht, gehst Du auf nichts ein! Fühlst Dich verfolgt, wenn Kritisches über Deine Religion gesagt wird und bezeichnest eine mit Argumenten untermauerte Position als "hasserfüllt", weil sie mit Deiner nicht übereinstimmt.

Und verbreitest weiteren Unsinn über Satan und Paradies.

Epicharm
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#75
Wahrheit, lieber Diener Gottes, liegt alleine bei Gott. Wir können nur Teile der Wahrheit erfassen. Stell`Dir vor, eine Gruppe von Menschen, die noch nie einen Elefanten gesehen haben - denen verbindest Du die Augen und lä#sst sie einen Elefanten betasten und beschreiben. Da beschreibt jeder etwas anderes, jenachdem was er betastet hat - und jeder hat Recht. Aber wenn Du alle Beschreibungen zusammen wirfst - weist Du erst, was ein Elefant ist und wie er aussieht. Und so ist es auch mit der Wahrheit: Die Wahrheit des Islam ist anders beschrieben als die Wahrheit der Baha`i, auch anders als die Wahrheit der Christen, Juden, Zoraster, Buddhisten und Hindus. Aber trotzdem sind sie alle wahr. Und wenn man alle diese Wahrheiten zusammenstellt - erkennt man vielleicht ein Staubkorn von der Wahrheit Gottes, die alles Geschaffene umfasst....

Ich sehe bei Lhiannon übrigends weder "missionarischen Eifer", noch irgendeine Form von Hass gegen den Islam. Er hat ja Recht, über Jahrhunderte hinweg ist nach der Blütezeit des Kalifats keine weitere Entwicklung im Islam festzustellen gewesen. Geändert hat sich das eigentlich erst mit dem Aufkommen der Sufi, dann war lange Zeit wieder nichts, dann gab es Shakkih-Kazim-Bewegung im Iran (Shakkih Kazim sagte etwa 40 Jahre vor dem Kommen des Bab die Wiederkunft des Qa`im voraus), danach gab es die Babi-Religion und die neun Jahre später folgende Baha`i-Religion, dann wieder einige Jahre nichts, dann die Ahmadi-Bewegung und heute das Bestreben zum "Nur-Islam" und "Nur-Qur`an" (also weglassen der Ahadithen und Konzentradition nur auf das, was im Qur`an steht).

"Mittelalterlich", lieber Diener Gottes, ist immer das, was ein rückblickender Mensch aus seiner Religion macht. Mittelalterlich sind in meinen Augen die Taliban, die Wahabiten, die Hintermänner und Gefolgsleute des Ahmadinedschad, des Usama-bin-Laden. Mittelalterlich ist für mich auch die Hamas, die Hizbollah, die Muslim-Bruderschaft(en). Wer sich jedoch -wie Du- im interreligiösen Dialog bewegt, ist mit Sicherheit nicht "mittelalterlich"!
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