Gundi schrieb:Ich würde hier gar nicht expliziet auf Unterschiede zwischen Vater und Mutter eingehen wollen.Ich seh das anders. Der Unterschied ist schon interessant, gerade weil wie Theodora auch schreibt, das Mütterliche dann doch noch ergänzt wird:
Theodora]Doch ich glaub schon das ich versteh was du meinst.
Vater kann nur sein, wenn es eine Mutter gibt, die gebärt. Das Mütterliche - die Mutter - wird in männlich orientierten Gesellschaften bzw. Kulturen auf andere Weise wahrgenommen und vervollständigt.[/quote] Wird nicht gerade in der christlichen Religion über die Marienfigur das dann wieder geschaffen? Und damit vielleicht auch eine Art Abwendung von Gott gelebt?
[quote=Gundi schrieb:Wenn ich von Gott als Vater höre, denke ich aber auch nicht daran was mein eigener Vater für ein Mensch ist, sondern eher daran was ich unter einem Idealvater verstehe bzw. daran was ich als kleines Kind mit meinem Vater verbunden habe. Für mich war mein Vater, wie denke ich für viele Kinder, eine absolute Vertrauensperson. Bei ihm fühlte ich mich sicher, geborgen und ich vertraute ihm absolut.
Ich denke es geht vor allem um solch ein kindliches (keine negative wertung) absolutes Vertrauen, weshalb Gott als Vater gleichgesetzt wird.
Die totale Hingabe im Glauben an das absolut richtige, was der Vater/Gott tut, auch wen sich mir selbst der Sinn nicht erschliest.
Verstehst du was ich meine?
Es entspricht auch ganz den sagen wir man positiven Stellen der Bibel, die mir da dann so alle einfallen, wie ein Kind glauben, aber nicht primitiv oder naiv, sondern als Fähigkeit gedacht, sich wirklich auf Gott zu verlassen.
Aber ist da nicht der Nachsatz, wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen, (oder so ähnlich) ist das nicht ein sagen wir mal - himmelschreiender Widerspruch und solche und ähnliche Stellen gibt es fast ohne Zahl. Wenn ihr nicht ..!
Drohungen reihen sich aneinander. Bedingungen, Warnungen, Befehle, Anordungen. Alles sehr väterlich. Aber kein netter Vater wie es scheint.
Nochmal zu deinem Denken, Gundi. Bei dir hört es sich tatsächlich 'heil' an, wie du deine Vaterbeziehung beschreibst, vielleicht ist doch deinen Art zu glauben viel mehr daran gebunden als du denkst. Wenn du schreibst: "Wenn ich von Gott als Vater höre, denke ich aber auch nicht daran was mein eigener Vater für ein Mensch ist, sondern eher daran was ich unter einem Idealvater verstehe" dann ist es vielleicht so, dass sich dein Real-Vater nicht dazwischen schiebt, wenn du dich auf Gott beziehst.
Ich seh das eher so, dass ein Real-Vater, der in starkem Widerspruch zu dem Ideal-Vater steht, einem Kind (auch ein Leben lang nicht, also auch wenn es schon älter und der Vater z.B. tot ist) keine Ruhe lässt, weil es auf der Suche nach dem Ideal-Vater ist.
Aber vielleicht treibt ein 'schlechter' Realvater seine Kinder in die Arme des Idealvaters, und damit näher zu Gott?
Gundi, jedenfalls ist deine Vaterbeschreibung schön.
Aber in meiner Weltsicht ist das absolut nicht so wie du schreibst, dass der Vater - für viele Kinder, eine absolute Vertrauensperson - ist,
ich sehe das ganz anders, eher so, dass es überall wackelt und fehlt.
Wahrscheinlich hat die Sicht auf die Welt viel mit der eigenen Herkunft, den erlebten Mutter- und Vaterbildern zu tun. Kannst du eine kaputte Weltsicht verstehen? Dabei geht´s natürlich nicht um richtig oder falsch

Theodora schrieb:..das Prinzip des Weiblichen verehrt (im Hinduismus ist das immer noch existent). Das Gebärende, Leben-SchenkendeJa, das Mutterprinzip, ich denk ich versteh was du meinst, Prinzip ist abgelöst von der eigenen Identität, Mutterprinzip ist gebärend, nährend, umarmend, weniger organisiert, ja, aber heißt es doch nicht auch, Gott sammelt seine Kinder wie eine Glucke ihre Kücken, ein superschönes Bild und absolut mütterlich, die Frage ist nur ob es auf unser Gottesbild beim christlichen Gott passt.
Theodora schrieb:wurde abgelöst vom männlichen Prinzip, dass eine ganz andere Gesellschaft formt. Ich sehe das so, dass sich das in einer Ordnung einer vertikalen Hierarchie manifestiert, von Oben nach Unten Macht ausübt und so funktioniert; mechanisch anstatt organisch.ja väterlich ist geordneter, auch hierarchisch
Theodora schrieb:Die Beziehung "Vater" verinnerlichen, bewirkt auf einer anderen Ebene ein Wachstum von Bewußtheit. Wir dürfen dabei nicht vergessen, das Geschlecht aussen vor zu lassen. Es geht nicht um den Mann, auch nicht um die Frau, sondern um Beziehung und Prinzip.Natürlich ist die Mutter als Gott etwas völlig anderes als der Vater als Gott, jetzt auch mal einfach ohne viel Beschreibungen heranzuziehen, nur mal so gefühlt. Aber vielleicht ist für uns als Menschen, das Vaterprinzip wichtiger, also ich mein, dass wir uns damit auseinandersetzen. Ein Muttergott, besser natürlich eine Muttergöttin, schreit doch dann auch nach Ergänzung so wie du schreibst: "Es würde ja sonst ein Teil fehlen vom Ganzen." Ist aus deiner Sicht erkennbar, dass Gesellschaften mit obersten Muttergottheiten wesentliche Dinge fehlen, wie ich jetzt einfach mal so behaupten würde, weil das väterliche Prinzip dann als schwaches Derivat irgendwo rumgeistert, und andersrum, mit einem Gottvater die fehlenden mütterlichen Elemente viel besser, viel menschlicher ergänzbar sind?
Volere schrieb:Ich finde die Theorie sehr interessant. Wenn man einmal annimmt das der christliche, oder eher gesagt der Gott aller drei großen monotheistischen Religion als Männlich „gesehen“ wird, hat das doch bestimmt Auswirkungen auf die Gläubigen.Ja, das sind auch so meine Gedanken, gerade auch das mit den Kriegswaisen. Waisenkinder, ohne Vater, müssen als Väter dann selbst den Vater neu erfinden, um Vater sein zu können. Sie kennen den Vater nicht als Rückhalt. Oder auch die Kriegs-geschädigten, vielleicht verrückten Väter, die ihre Funktion nicht erfüllen, traumatisiert, depressiv. Wenn man so will ist antiautoritäre 'Revolution' auch ein Sturz des Vatergottes, der nur negativ erlebt wurde und schon herrscht Anarchie? Mütterlichere, organischere - wie Theodora schreibt - Gottesbilder bieten sich dann hier als Ersatz an?
Wenn man einmal Deutschland betrachtet, das im letzten Jahrhundert mehrere „vaterlose“ Generationen hatte. Die Väter die aus dem Krieg wiederkehrten, waren entweder tot, oder sie waren so traumatisiert, das sie zwar körperlich anwesend waren, aber geistig nicht wirklich für ihre Familien erreichbar waren.
Auch durch die Emanzipation, gibt es wohl einen großen Teil von Kindern, die entweder ohne Vater oder zumindest mit einem sehr veränderten Vaterbild aufgewachsen sind.
Ich kann mir vorstellen, das gerade diese Generation von „Vaterlosen“ sich mit einem väterlichen Gottesbild sehr schwer tut. Besonders da Sie gelernt haben, die Position des Vaters eben nicht mehr als autoritär und weisungsbefugt zu betrachten.
Liegt hier vielleicht auch der Grund für die Flucht Vieler in andere Religionen, die nicht Väterlich geprägt sind?
Besonders wenn man die weltlichen Vertreter betrachtet, die in den meisten Fällen auch männlich und autoritär sind?