Das vorhin erwähnte "Anklingen" (der Instrumente im virtuellen Orchester) hatte ich in einem vorher gehenden Beitrag als "Abbildungsfunktion" bezeichnet. Das sagt nichts weiter - und sehr im Allgemeinen -, als dass es eine (irgendwie geartete) Zuordnung gibt zwischen Außen- und Innenwelt. Beide sind offensichtlich nicht identisch, also nur "Zuordnung".
Das Dumme ist nur: Wir kennen das Original nicht. Anderenfalls wären wissenschaftliches Experimentieren und Theoriebildung überflüssig.
(26-06-2011, 20:24)Karla schrieb: ... genau diese "Abbildungsfunktion" leuchtet mir nicht mehr unbedingt ein. Das wäre der alte Dualismus: hie das Original, da das Abbild.Na, der heutige Stand der Philosophie geht davon aus, dass eine Außenwelt aus sich heraus existiert und somit das Original darstellt. Wie bizarr diese Außenwelt auch immer sein mag (vieldimensional, an manchen Stellen nur im statistischen Mittel bestimmt, geschwindigkeits- und gravitationsabhängig, mit oder ohne vorgegebene Zeitrichtung usw.), sie besitzt in unserer Innenansicht eine wenn auch nicht naturgetreue Entsprechung, und das nennt man Abbildung. Ganz sicher ist, dass diese Entsprechung nicht das Original ist. Und der Satz: "Man kann niemals das Gleiche sagen, man fügt immer etwas hinzu." ist nur ein Bild wie auch jenes vom Fluss: "Man kann niemals in denselben Fluss spucken." Also der Dualismus von Original (die Außenwelt) und Abbild (Innenwelt) ist durchaus systemimmanent und damit denknotwendig.
Aber ich überlege mir, ob wir in Wirklichkeit nicht ständig neue Originale schaffen. Es heißt zwar, wir "re"produzieren, aber es heißt auch: man kann niemals zweimal das Gleiche sagen. Man fügt immer etwas hinzu.
Das Dumme ist nur: Wir kennen das Original nicht. Anderenfalls wären wissenschaftliches Experimentieren und Theoriebildung überflüssig.
(26-06-2011, 20:24)Karla schrieb: "das Ich" hat, scheint mir, ein wesentliches Merkmal: es wählt aus. Ohne die Auswahlfunktion würde es sich in ein unbewusstes Nichts auflösen. Das Bewusstsein würde verschwinden.Nach neueren Erkenntnissen geschieht ein solches Auswählen in den Tiefen des Unbewussten. Also nicht unser Bewusstsein wählt aus, sondern unser gesamtes Gehirn, wenn nicht sogar der ganze Körper daran beteiligt ist. Beispiel: "Ich bin müde - ich stehe auf und gehe ins Bett." Dabei hat sich irgendwo in meinem Kopf längst ein Schalter umgelegt. Dem (Wach-)Bewusstsein bleibt nur noch erlaubt, diesen Vorgang nachzuvollziehen. Das Aktionspotenzial ist längt auf dem Weg!
(26-06-2011, 20:24)Karla schrieb: Bewusstsein ist dann - dementsprechend - an Unterscheidungsfähigkeit und Unterscheidungsnotwendigkeit gebunden. Ein "Allbewusstsein" kann es darum dann nicht geben.Na, das scheint irgend so eine aus dem Buddhismus stammende Sache zu sein, die mit Verdrängung aller Gedanken aus dem Wachbewusstsein zu tun hat. Das tun wir jedes Mal, wenn wir traumlos einschlafen. Vielleicht, dass man es durch Training hinbekommt, gewissermaßen auf nichts Bestimmtes einzugehen und damit allumfassend zu denken. Wie immer auch solcherlei "Allbewusstsein" ist wissenschaftlich nicht zu belegen, gehört mithin in die Kategorie subjektiver (Innen-)Zustände.
(26-06-2011, 20:24)Karla schrieb: Und ich gehe noch einen Schritt weiter: Diese Unterscheidungsfähigkeit, die - nach meinen Überlegungen - die notwendige Voraussetzung für eine Ichbildung ist -, hat die Funktion, nur das auszuwählen, was den eigenen "Interessen" dient.Allerdings! Es handelt sich primär um ein Instrument des Überlebens. Das wurde wohl von dir richtig beschrieben und mit einigen Beispielen belegt. Du betonst auch die vielen unbewussten Entscheidungen dabei. Dem habe ich nichts hinzu zu fügen.
(26-06-2011, 20:24)Karla schrieb: Der innere Mechanismus also, der interessenorientiert ist und sich Material sucht, um diese Interessen zu befriedigen, strebt zumindest in eine Richtung, die das enge Ich immer mehr erweitert und am Ende – falls es möglich wäre, alles und jedes sich „anzuverwandeln“, das Bewusstsein verlieren müsste: eben weil es dann nichts mehr unterscheidet.Ein kühner Schluss, der praktisch bedeutungslos ist, sollte er zutreffen. Denn "Alles" ist ein verdammt weiter Begriff! Dem stehen schon unsere begrenzte Lebenszeit, unsere beschränkten Fähigkeiten, die Grenzen der Sinnesorgane, die quantenphysikalische Unbestimmtheit und last but not least: die allgemeine Relativität entgegen. Letztere hindert uns daran, Informationen über Dinge und Vorgänge jenseits von 14,3 Mrd. Lichtjahren oder im Inneren des Ereignishorizonts schwarzer Löcher in Erfahrung zu bringen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard