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Herrenworte und Christenverfolgung
#13
Ein kurzgehaltener historischer Befund zu eventuellen Verfolgungshandlungen aus der Zeit des Entstehens des Matthäustextes (80-90 nC). Es ist das die Herrschaftszeit Kaiser Domitians (81-96 nC):

Domitian war autokratisch, seine Selbstdarstellung überheblich. Er ließ sich als "Herr und Gott" ansprechen. Münzen zeigen ihn mit einem Blitzbündel, einem Attribut, das Zeus vorbehalten gewesen war.

Verschwörungen trachtete er vorzubeugen, indem er potentielle Gegner umbringen ließ. Auch seine Familie schonte er nicht, wenn es um seine persönliche Sicherheit ging.

Nach dem Aufstand des Statthalters von Obergermanien, Saturnius (88/89nC), der rasch niedergeschlagen wurde, gab es eine Hinrichtungswelle. Von dieser waren alle bedroht, die zum Kaiser in Opposition standen.

Von mancher Seite wird behauptet, der Hinrichtungswelle wären auch Christen zum Opfer gefallen. Das ist zwar denkbar, Belege dafür gibt es nicht!

Berichte gibt es hingegen zu Prozessen zweier naher Verwandter Domitians, des Flavius Clemens und der Flavia Domitilla. Flavius Clemens wurde "aus geringem Verdacht", wie Sueton schreibt (Suet. Domit. 15,1), 96 nC hingerichtet, Flavia Domitilla wurde (weil sie Atheistin war und zu Judensitten neigte) auf die Insel Pandateria verbannt (Cass.Dio 67,14,1f.). Cassius Dio weiß darüber hinaus, dass Flavius Clemens wegen Atheismus hingerichtet wurde und "auch viele andere, die zu Juden-Sitten neigten", zum Teil ihr Leben, zum Teil ihr Vermögen verloren hatten.

Eusebius wusste schließlich, dass Flavia Domitilla neben sehr vielen anderen "wegen ihres christlichen Glaubens" auf die Insel Pontia verbannt worden wäre (Eus. KG 3,18,4).

Der Schluss des Eusebius ist insofern nachvollziehbar, zumal der Vorwurf der "Gottlosigkeit" gegen Christen in späteren Prozessen häufig erhoben wurde.

Zusammengefasst:

Sueton (ca. 70 - nach 122) weiß nichts von Flavia Domitilla, Eusebius (ca. 260-340) weiß nichts von Flavius Clemens. Cassius Dio (ca. 163-229), der von beiden weiß, weiß nichts vom "christlichen Glauben" der Bestraften. Dass er zu Beginn des 3. Jhs Christen und Juden nicht auseinanderhalten konnte, ist möglich aber nicht wahrscheinlich.
MfG B.
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Herrenworte und Christenverfolgung - von Bion - 25-10-2011, 11:17
RE: Herrenworte und Christenverfolgung - von Karla - 25-10-2011, 13:04
RE: Herrenworte und Christenverfolgung - von Karla - 25-10-2011, 15:35
RE: Herrenworte und Christenverfolgung - von Karla - 26-10-2011, 02:16
RE: Herrenworte und Christenverfolgung - von Bion - 27-10-2011, 01:17

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