29-10-2011, 19:01
(28-10-2011, 22:53)petronius schrieb: "was ist also gott?"
vielleicht sollten wir uns von der vorstellung lösen, darauf könne es eine allgemein verbindliche antwort geben. "gott" ist - nun ja, wie auch immer er uns (jedem einzelnen von uns) erscheint
oder eben nicht "erscheint" (also wie und warum auch immer ins bewußtsein tritt)
(29-10-2011, 00:23)Mustafa schrieb: Bei der Frage "was ist Gott ?" hat es mir persönlich viel in Sachen Verständnis gebracht, "Gott" mal nicht als etwas zusätzliches anzusehen, sondern als etwas , das bereits da ist, nur von Atheisten eben in völlig andere Beschreibungsmodelle gesetzt wird.
(29-10-2011, 01:13)Gundi schrieb: Die ursprüngliche Frage kann durchaus von mehreren Standpunkten aus betrachtet werden.Diese drei Zitate bzw. die dahinter stehenden Beiträge finde ich interessant genug, einmal einen Ansatz zu wagen, der einmal sehr weit in die Vergangenheit greift, und zum Anderen moderne Systemeigenschaften berücksichtigt. Es ist eine Plausibilitätsbetrachtung, eine Spekulation, die aber erklärt, was Menschen veranlasst, das Wirken eines Gottes als gegeben zu betrachten.
Das Unerklärliche war in der fernen Vergangenheit allgegenwärtig: Wetter, Gewitter, Naturkatastrophen, Geborenwerden, Sterben usw. In dieser Situation war Gottes Wirken oder das der Götter die natürlichste Sache von der Welt. Denn wir Menschen waren da nicht am Werk, also war's eine "höhere Macht" - Gott oder Götter eben. Daran brauchte man nicht einmal zu glauben; man sah ja deren Wirken.
Nun hat sich unser Weltwissen derart erweitert, dass alle diese unerklärlichen Phänomene eine sachliche Erklärung haben. Aber Eines wird gerne übersehen, obwohl es ebenfalls "vor unserer Nase" liegt: das (Selbst-)Bewusstsein. Wir denken gerne, dass unser Bewusstsein eine Folge unserer individuellen Eigenschaften oder der Eigenschaften unseres Gehirns sei. Ich bin hingegen sicher, dass "Bewusstsein" ein viel allgemeineres Phänomen ist, als es uns scheint. Unser Bewusstsein halte ich für einen matten aber sehr beschleunigten Abklatsch des Gesamtphänomens.
Alle wechselwirkenden Teilsysteme unsere Welt tauschen Informationen (und Kräfte) miteinander aus, nicht nur unsere Nervenzellen. An manchen Stellen im Universum beschleunigen sich diese Wechselwirkungen z. B. an der Oberfläche der Erde. Andere sind nur sehr allmählich über Jahrmillionen beteiligt. Dieses nahezu ewige Hin und Her der Kräfte regeln ein Überbewusstsein im Universum, in der Galaxis, im Sonnensystem, auf der Erde, im Meer, auf dem Land, im Mikrokosmos und unter Menschen, dessen wir uns nicht bewusst sind.
Wohlgemerkt: die Kräfte und Informationsflüsse regeln, nicht umgekehrt. Das scheint nach neuesten Erkenntnissen übrigens auch in unserem Kopf so zu sein. So abstrakt, wie das alles zu sein scheint, ist das nicht. Zumindest große biologische Systeme, wie ein See oder Meeresgebiete verhalten sich genau so, wie man inzwischen weiß.
Liebt uns ein solches System – ein solcher System-Gott -, so wie der biblische Gott der Israeliten? Ja, aber in einem Sinne, dass uns individuelle Unterstützung nur im Rahmen des Zufälligen und in der Tendenz zuteil wird. Insgesamt hat uns dieses System letztendlich geschaffen. Allerdings wird es uns auch wieder einkassieren, wenn unsere Zeit vorbei ist.
Damit ist der System-Gott eine Entität mit wissenschaftlich prüfbaren Eigenschaften, wobei wir nur noch nicht durchgreifend verstehen, wie es zu dem Phänomen Bewusstsein (oder Geist) kommt. Aber das ist eine Frage der Zeit, bis man dies heraus finden wird. Hat man dies beim Menschen erst einmal wirklich verstanden, wird man auch das Zusammenspiel der ganz großen und weiten Regelkreise mit ihren Informationsflüssen verstehen. Gott ist damit ein "natürlich" Ding, ein Phänomen unserer Welt und zugleich Person – und wir sind als bewusste Personen Gottes Bild, wie es in der Bibel steht.
Sind wir diesem System gegenüber verantwortlich, wie gegenüber dem Gott des jüdisch-christlich-muslimischen Gott? Ich denke ja, und der Ansatz der Bewahrung der Schöpfung und des Umweltschutzes sind schon mal Denken in die richtige Richtung!
(29-10-2011, 10:26)petronius schrieb: wenn "gott" von dieser welt ist, braucht man ihn nichtDas Gesellschaftswesen Mensch braucht ein Regulativ (ich nannte es oben Verantwortlichkeit), um menschenwürdig zu leben. Die dazu erforderlichen psychischen Konstrukte sind eben Geschichten, Mythen, Ermahnungen, Vorbilder usw. – letztlich also eine Art Autorität, die uns 'mitzieht'. Den traditionellen Gott braucht man vielleicht nicht, aber ohne autorisierte Wert-, Sinn- und Zielvorstellungen scheint Gesellschaft auch nicht zu funktionieren.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard