29-10-2011, 22:15
(29-10-2011, 19:01)Ekkard schrieb: Nun hat sich unser Weltwissen derart erweitert, dass alle diese unerklärlichen Phänomene eine sachliche Erklärung haben. Aber Eines wird gerne übersehen, obwohl es ebenfalls "vor unserer Nase" liegt: das (Selbst-)Bewusstsein. Wir denken gerne, dass unser Bewusstsein eine Folge unserer individuellen Eigenschaften oder der Eigenschaften unseres Gehirns sei. Ich bin hingegen sicher, dass "Bewusstsein" ein viel allgemeineres Phänomen ist, als es uns scheint. Unser Bewusstsein halte ich für einen matten aber sehr beschleunigten Abklatsch des Gesamtphänomens
in der tat eine rein spekulative aussage
daß es so etwas wie allgemeines bzw. über das eines einzelnen hinausgehendes bewußtsein gebe, scheint mir jedenfalls nicht plausibel
aber vielleicht hast du ja eien andere definition von "bewußtsein" als ichich atestiere mir bewußtsein wie auch dir - sehe aber keinerlei verbindung zwischen diesen beiden in der art, daß beide teil eines gemeinsamen und großen ganzen wären
(29-10-2011, 19:01)Ekkard schrieb: Alle wechselwirkenden Teilsysteme unsere Welt tauschen Informationen (und Kräfte) miteinander aus
klar tauschen die drei kugeln auf einem carambole-tisch
"Informationen und Kräfte miteinander aus" wie auch subatomare teilchen. ich würde ihnen aber deshalb noch kein bewußtsein zuschreiben
(29-10-2011, 19:01)Ekkard schrieb: Dieses nahezu ewige Hin und Her der Kräfte regeln ein Überbewusstsein im Universum, in der Galaxis, im Sonnensystem, auf der Erde, im Meer, auf dem Land, im Mikrokosmos und unter Menschen, dessen wir uns nicht bewusst sind
hm - und was genau spricht für diese spekulative annahme (du selbst hältst sie ja für "plausibel") - außer, daß du dir anscheinend wünschst, es wäre so?
(29-10-2011, 19:01)Ekkard schrieb: Liebt uns ein solches System – ein solcher System-Gott -, so wie der biblische Gott der Israeliten? Ja, aber in einem Sinne, dass uns individuelle Unterstützung nur im Rahmen des Zufälligen und in der Tendenz zuteil wird
erstens: was hätte das mit liebe zu tun?
zweitens: woraus soll eine solche tendenz ersichtlich sein?
(29-10-2011, 19:01)Ekkard schrieb: Damit ist der System-Gott eine Entität mit wissenschaftlich prüfbaren Eigenschaften, wobei wir nur noch nicht durchgreifend verstehen, wie es zu dem Phänomen Bewusstsein (oder Geist) kommt
ich hab noch nicht mal verstanden, woraus denn nun ein solches bestehen und welche, gar wissenschaftlich überprüfbaren, eigenschaften es haben soll
(29-10-2011, 19:01)Ekkard schrieb: Sind wir diesem System gegenüber verantwortlich, wie gegenüber dem Gott des jüdisch-christlich-muslimischen Gott? Ich denke ja
und wieso?
das alles ist mir schon wieder zu kostruiert, nach dem motto: ich will unbedingt, daß es einen gott gibt, und jetzt fasse ich halt alles mögliche unter "gott" zusammen, was der zeitgeist so her gibt (zu zeiten descartes hat man ales als uhrwerk betrachtet, heute ist alles ein phänomen der "information")
diese art, sich einen gott zu schaffen, verstehe ich nicht. das ist doch für jeden denkenden menschen allzu durchsichtig, um sich damit selber betrügen zu können. weil man eine krücke braucht, eine bequeme ausrede oder was?
auch ein gott, den man sich so konstruiert, ist von dieser welt. und somit nicht das, was man eigentlich "gott" zuschreibt: ein ausdruck der transzendenz
du selbst sagst ja doch:
"Wir Menschen können prinzipiell nichts über Gott, Seine Seinsweise und Sein Handeln wissen"
und jetzt auf einmal soll er ein globales system des informations- und kräfteaustauschs sein, das bestimmten regeln folgt?
ja, vielleicht gibt es ein solches: aber warum es "gott" nennen? warum eine verantwortlichkeit ihm gegenüber behaupten, ja gar postulieren, das system "liebe uns"?
mir erscheint das als intellektueler selbstbetrug, ich kanns nicht nachvollziehen
was ich verstehen (wenn auch nicht wirklich nachvollziehen) kann, ist, daß mensch erlebnisse, erfahrungen empfindungen der besonderen art hat, die er dann als "begegnung mit gott interpretiert - und was als solches außerhalb jeder bewertung durch dritte liegt
(29-10-2011, 19:01)Ekkard schrieb: Das Gesellschaftswesen Mensch braucht ein Regulativ (ich nannte es oben Verantwortlichkeit), um menschenwürdig zu leben. Die dazu erforderlichen psychischen Konstrukte sind eben Geschichten, Mythen, Ermahnungen, Vorbilder usw. – letztlich also eine Art Autorität, die uns 'mitzieht'. Den traditionellen Gott braucht man vielleicht nicht, aber ohne autorisierte Wert-, Sinn- und Zielvorstellungen scheint Gesellschaft auch nicht zu funktionieren.
ja sicher. es ist das wesen jeder gesellschaft, solche regulative entwickelt zu haben. man nennt sie im allgemeinen gesetze, werte, normen - letztlich also intersubjektive übereinkünfte (zumindest nacj moderner auffassung von gleichberechtigter gesellschaft). sie jetzt mit einer nicht hinterfragbaren autorität ausstaaten zu wollen und diese "gott" zu nennen, erscheint mir als rückfall in längst überwunden geglaubte zeiten
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)