(14-12-2011, 14:53)dalberg schrieb: Ich möchte deshalb nochmals darauf hinweisen, das auch ich der Meinung bin, dass die Kirche zum einen eine Glaubensgemeinschaft ist, über deren Glaubensinhalte wohl nicht einfach per demokratischer Abstimmung entschieden werden kann. Meine Forderung nach Demokratie bezieht sich aber auf die [b]Kirche als einer auch gesellschaftlichen Vereinigung
so ist das zumindest bei mir durchaus angekommen: demokratisierung nicht der glaubensinhalte, sondern der organisationsstrukturen
nun, wie man die herbeiführen könnte, vor allem, wenn die struktur nun mal nicht so angelegt ist - darauf habe ich auch keine universalantwort. mehr als das ja derzeit auch im gange befindliche bohren dicker bretter fällt mir da auch nicht ein - aber solange dem vatikan wurscht ist, wie löchrig das brett für seine schäfchen auch sein mag, wird das halt auch nicht so viel bringen
interessant ist deine ansicht, daß
(14-12-2011, 14:53)dalberg schrieb: für die mehr demokratische Spielregeln unbestreitbar erforderlich sind
klar, das leuchtet auch mir unmittelbar ein in dem sinne, daß es natürlich für die mitglieder einer wie auch immer verfaßten gruppe wünschenswert ist, über die art ihrer mitgliedschaft demokratisch zu befinden
aber ist es denn auch für die "gruppe", also aus sicht der sie repräsentierenden/führenden, "unbestreitbar erforderlich"?
muß die sicht top down unbedingt auf diejenige bottom up rücksicht nehmen?
nehmen wir mal ein beliebiges wirtschaftsunternehmen: es ist nicht demokratisch organisiert. klar würden sich vielleicht die angestellten wünschen, daß ihre anliegen demokratisch berücksichtigt, ja durchgesetzt würden - aber so läuft der laden nun mal nicht. aus sicht der geschäftsführung wären demokratische entscheidungsfindungen sicher nicht "unbestreitbar erforderlich", sondern kontraproduktiv
schon klar - die rkk zahlt ihren gläubigen kein gehalt. insofern hinkt der vergleich. andererseits aber ist die mitgliedschaft in der rkk ja eine freiwillige (so wie ja keiner abhängig beschäftigt sein muß, wenn er es nicht ertragen kann oder will, von einem chef anweisungen zu erhalten - ohne, daß er gefragt wird). brutal gesagt: jeder katholik weiß, worauf er sich einläßt: ein straff top down geführtes "unternehmen in glaubensdingen" (viele wollen das ja auch so)
das heißt nicht, daß der einzelne katholik nicht kritik an und unzufriedenheit mit den strukturen äußern darf - in der tat wünsche ich den entsprechenden protagonisten der aktion viel erfolg. ich warne nur davor, die eigene sicht bottom up als "unbestreitbar" vorauszusetzen bzw. dies schon als argument einzusetzen
warum genau eigentlich soll demokratie in einer kirche "unbestreitbar erforderlich" sein? cui bono, und weshalb?
das wären imho die interessanten fragen (zum kirchenverständnis), die man diskutieren könnte oder sollte
wobei ich natürlich als außenstehender leicht reden kann. ich hätte wenig lust, mich privat (beruf ist ein anderes paar schuh, das auszuführen wäre hier ot) in irgendeiner hinsicht einem nicht demokratisch verfaßten system zu unterwerfen - aber ich glaube halt auch an keinen gott und kann daher nur abstrakt den schmerz des gläubigen nachvollziehen, der seine spezifische art des glaubens durch die diesen glauben formal vertretenden diskreditiert sieht
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)