04-01-2012, 23:35
(03-01-2012, 22:31)Ekkard schrieb: Es gibt einfach den befürchteten Vertrauensverlust in den Glauben nicht, gleichgültig was die wissenschaftliche Methode über das Funktionieren der Welt wie des Lebens heraus findet.
Doch, Ekkard,
genau das ist doch der neuralgische Punkt:
Für einen fundamentalistisch Gläubigen ist es von zentraler Bedeutung, dass die Inhalte seiner "Heiligen Schrift" als Tatsachenaussagen verstanden werden und damit intersubjektiv Gültigkeit haben. "Glaubenswahrheiten" im biblizistischen Sinne stehen - im Gegensatz zu wissenschaftlichen Hypothesen - nun einmal grundsätzlich nicht zur Disposition, d.h. es gibt im Falle eines Konflikts mit konkurrierenden Modellen zur Erklärung des Weltgeschehens prinzipiell immer nur einen Ausgang: Die Schrift hat recht, abweichende Behauptungen müssen falsch sein, weil die Bibel per definitionem nicht irren kann.
Würde also ein in diesem Sinne Gläubiger naturwissenschaftliche Aussagen über unsere diesseitge Lebenswelt anerkennen, obwohl sie seinem (literalen) Bibelverständnis widersprechen, dann würde - salopp gesagt - sein Weltbild crashen.
Und das wäre dann sozusagen der fundamentalste "Vertrauensverlust", den man sich als religiöser Mensch überhaupt vorstellen kann.
Gruß
Sangus

