07-01-2012, 23:36
(05-01-2012, 20:03)Porq schrieb: Wenn ich ihnen erzählte, dass es seit gestern einen zweiten Mond gibt, dann würden sie dies nicht ungeprüft glauben, sondern sich des nachts nach draußen stellen und den Himmel beobachten. Wenn ich ihnen erzählte, dass ihr Partner sie betrügt, dann würden sie das ebenfalls verifizieren wollen.Jep, natürlich!
(05-01-2012, 20:03)Porq schrieb: Wenn sie aber erzählt bekommen, dass es einen allmächtigen Schöpfergott gibt, der ihre Gebete (ab und zu) erhört und ihr Schicksal lenkt, dann nehmen sie das als Wahrheit an, obwohl viele RATIONALE Gründe gegen einen solchen persönlichen Gott sprechen.Offensichtlich verstehst du den Unterschied nicht, wie viele andere auch. Oben handelt es sich um Tatsachenbehauptungen, die einen Erdtrabanten oder das Verhalten des Partners betrifft. Solche Tatsachenbehauptungen sind zumindest im Prinzip prüfbar.
Im Gegensatz dazu betrifft der Glaube allein die Beziehungsebene in einer gesellschaftsübergreifenden Form. Sie sagt uns, dass wir verantwortlich sind für unser Tun und mittelbar für unseren Mitmenschen.
Gott ist für Gläubige die "mythische Person", die solche Verpflichtungen konkretisiert - und zwar auf einer tiefen, gefühlsmäßigen Ebene. Dies ist gleichbedeutend mit einer Sammlung von Handlungsmaximen, die dann in den mythischen Geschichten parallel zum Alltag ausgeführt werden.
Hieran kann man nichts prüfen, sondern man vereinbart den mythischen Gehalt, um Taten, Erlebnisse und Beziehungen zu beurteilen.
Es ist auch falsch, zu behaupten: "Es existiert ein Gott, der ...". Ich wüsste auch nicht, dass jemand das so sagt oder gesagt hat. Unsere Sprache hat ja aus diesem Grunde die Präzision von Glaube zu sprechen. Nochmal: Glaube ist nicht das Fürwahrhalten der Existenz Gottes, sondern das Vertrauen in den Sinn der gefühlten Verpflichtungen der Gemeinde bzw. der Gesellschaft gegenüber.
"Gott" ist eine permanente Forderung an die Menschheit, sich anständig und achtungsvoll zu benehmen. Der Glaube ist die Antwort, quasi eine Vereinbarung mit dir selbst, deiner Umwelt und deiner Gesellschaft.
Was willst mit dem Verlangen nach einer Prüfung. Du kannst nicht prüfen, was du zuvor schon vereinbart hast.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

