02-02-2005, 12:57
Johannesevangelium
Die Verfasserschaft des vierten Evangeliums ist in den letzten
150 Jahren ausführlich diskutiert worden.
Die Ursache ist wahrscheinlich, daß dieses Evangelium ein so deutliches Zeugnis
von der Gottheit unseres Herrn Jesus Christus gibt. Diejenigen,
die die Verfasserschaft des Johannes bezweifeln, versuchten zu
beweisen, daß das Evangelium nicht das Werk eines Augenzeugen
war, sondern eines unbekannten »religiösen Genies«, das 50 bis
100 Jahre später gelebt hat. Deshalb war man der Ansicht, daß es das
Denken der Kirche über Christus widerspiegelt, nicht jedoch, was
Jesus wirklich war, sagte oder getan hat.
Das Evangelium selbst schweigt zu seiner Verfasserschaft, aber es
gibt viele gute Gründe für die Annahme, daß es vom Apostel
Johannes, einem der Zwölf, geschrieben worden ist.
Clemens von Alexandria berichtet, daß gegen Ende des langen
Lebens des Johannes dieser von engen Freunden, die ihn in Ephesus
besuchten, gebeten wurde, ein Evangelium zu schreiben, das die
Synoptiker ergänzen sollte. Unter dem Einfluß des Geistes Gottes
verfaßte Johannes so ein geistliches Evangelium. Damit ist nicht
gemeint, daß die anderen als ungeistlich angesehen wurden, aber
die Betonung, die Johannes auf die Worte Christi und die tiefere
Bedeutung der Zeichen gelegt hat, erklären, warum gerade dieses
Evangelium »geistlich« genannt werden konnte.
Theophilus von Antiochia (um 170) ist der erste uns bekannte
Autor, der ausdrücklich Johannes als Verfasser nennt. Doch gibt
es in früherer Zeit Anspielungen auf das vierte und Zitate aus dem
vierten Evangelium von Ignatius, eventuell von Justin, dem
Märtyrer, von Tatian, dem Muratorischen Kanon und den Häretikern
Basilides und Valentin.
Irenäus zeigt eine Überlieferungskette vom Herrn Jesus bis zu
sich auf, die von Jesus, Johannes und Polykarp bis zu ihm reicht.
Diese Linie führt uns vom Ende des zweiten Jahrhunderts bis zur
Morgenröte des Christentums. Irenäus zitiert das Evangelium
ausführlich und schreibt es dem Apostel zu, wie schon in der
gesamten Kirche anerkannt. Seit Irenäus ist das Evangelium von
vielen anerkannt, einschließlich solcher Zeugen wie Clemens von
Alexandria und Tertullian.
Bis ins frühe 19. Jahrhundert bestritt nur eine seltsame Sekte
namens »Alogi« die johannäische Verfasserschaft.
Der Schluß des 21. Kapitels wurde eventuell von Gemeindeleitern
in Ephesus im späten ersten Jahrhundert geschrieben, um die
Gläubigen zu ermuntern, das Johannesevangelium anzunehmen. Vers
24 weist auf den »Jünger, den Jesus liebte« von Vers 21 und Kapitel
13 hin. Dies hat man immer als einen Hinweis auf den Apostel
Johannes verstanden.
Lange wurde von der liberalen Theologie allgemein gelehrt, daß
das vierte Evangelium erst im späten zweiten Jahrhundert
geschrieben worden sei. 1920 wurde jedoch in Ägypten ein Fragment
von Johannes18 gefunden (Papyrus52, durch objektive Methoden auf
die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts datiert und
wahrscheinlich um 125n.Chr. einzuordnen). Die Tatsache, daß es in
einer Provinzstadt gefunden wurde (und nicht etwa in Alexandria),
bestätigt das traditionelle Abfassungsdatum im späten ersten
Jahrhundert, weil es einige Zeit brauchen würde, bis diese
Schrift von Ephesus nach Oberägypten (Südägypten) gelangen
konnte. Ein ähnliches Fragment aus Johannes5, das
Egerton-Papyrus Nr.2, das auch aus dem frühen zweiten Jahrhundert
stammt, bekräftigt ein Datum zu Lebzeiten des Apostels Johannes.
Im späten 19.Jahrhundert argumentierte der bekannte
anglikanische Gelehrte Bischof Westcott für die Verfasserschaft
des Johannes in immer enger werdenden konzentrischen Kreisen. Man
kann seine Argumentation wie folgt zusammenfassen:
1. Der Autor war Jude - der Stil, die Wortwahl, die Vertrautheit
mit jüdischen Gebräuchen und Eigenschaften und der
Hintergrund des AT, der in diesem Evangelium besonders
hervortritt, bestätigen diese Annahme.
2. Er war ein Jude, der in Israel gelebt hatte ( 1,28 ; 2,1.11 ; 4,46 ;
11,18.54 ; 21,1. ). Er kannte Jerusalem und den Tempel genau (
5,2 ; 9, ; 18,1 ; 19,13.17.20.41 ; s.a. 2, 4-1 ; 8,20 ; 10,22 ).
3. Er war ein Augenzeuge des Berichteten. Er beschreibt viele
Einzelheiten über Orte, Menschen, Zeiten und Umstände ( 4,46 ;
5,14 ; 6,5 ; 12,21 ; 13,1 ; 14,5.8 ; 18,6 ; 19,3 ).
4. Er war ein Apostel und zeigt eine genaue Kenntnis des engeren
Jüngerkreises und des Herrn selbst ( 6,19.60.61 ; 1 2,16 ;
13,22.28 ; 16,1 ).
5. Weil der Autor die anderen Jünger ausdrücklich nennt, nur
sich selbst nicht, ist wahrscheinlich dieser ungenannte
Jünger in 13, 23 ; 19,26 ; 20,2 ; 21,7.20 der Apostel Johannes .
Drei weitere Stellen, die nahelegen, daß der Autor ein
Augenzeuge ist, sind 1,14 ; 19,35 und 21,24 .
Datierung
Irenäus behauptet ausdrücklich, daß Johannes sein Evangelium von
Ephesus aus schreibt. Sollte er recht haben, so ist das
frühestmögliche Datum das Jahr 69 oder 70, als der Apostel in der
Stadt eintraf. Weil Johannes die Zerstörung Jerusalems nicht
erwähnt, ist es möglich, daß sie noch nicht stattgefunden hat, so
daß wir ein Datum vor diesem schrecklichen Ereignis anzunehmen
hätten.
Einige sehr liberale Theologen schreiben dem Johannesevangelium
ein sehr frühes Datum zwischen 45 und 66 zu, weil sie mögliche
Verbindungen mit den Qumran-Manuskripten sehen. Das ist jedoch
relativ ungewöhnlich, da es im allgemeinen eher konservative
Theologen sind, die für frühe Daten plädieren und die liberalen
für die späten Datierungen. In diesem Fall stehen die frühen
Zeugnisse der Kirche auf Seiten der späteren Datierung.
Die Argumente für eine Abfassungszeit im späten ersten
Jahrhundert sind recht stichhaltig. Die meisten Theologen
glauben wie Irenäus, Clemens von Alexandrien und Hieronymus, daß
Johannes als letzter der vier Evangelisten geschrieben hat, und
zwar teilweise, weil er auf den Synoptikern aufzubauen scheint
und sie ergänzt. Die Tatsache, daß die Zerstörung Jerusalems
nicht erwähnt wird, mag eher darauf hinweisen, daß es fünfzehn bis
zwanzig Jahre später geschrieben worden ist, als der Schock
dieses Ereignisses schon verblaßt war. Irenäus schreibt, daß
Johannes bis zur Regierungszeit des Kaisers Trajan lebte (er
regierte ab 98). Ein Datum nicht allzulange vor dieser Zeit ist
wahrscheinlich. Die Hinweise auf »die Juden« in diesem Evangelium
weisen ebenfalls auf eine spätere Zeit hin, als die jüdische
Opposition gegen den christlichen Glauben sich schon verhärtet
und zur Verfolgung geworden war.
Man kann zwar kein genaues Datum angeben, doch bildet das
Jahrzehnt zwischen 85 und 95 den wahrscheinlichsten Zeitraum für
die Abfassung des vierten Evangeliums.
Die Verfasserschaft des vierten Evangeliums ist in den letzten
150 Jahren ausführlich diskutiert worden.
Die Ursache ist wahrscheinlich, daß dieses Evangelium ein so deutliches Zeugnis
von der Gottheit unseres Herrn Jesus Christus gibt. Diejenigen,
die die Verfasserschaft des Johannes bezweifeln, versuchten zu
beweisen, daß das Evangelium nicht das Werk eines Augenzeugen
war, sondern eines unbekannten »religiösen Genies«, das 50 bis
100 Jahre später gelebt hat. Deshalb war man der Ansicht, daß es das
Denken der Kirche über Christus widerspiegelt, nicht jedoch, was
Jesus wirklich war, sagte oder getan hat.
Das Evangelium selbst schweigt zu seiner Verfasserschaft, aber es
gibt viele gute Gründe für die Annahme, daß es vom Apostel
Johannes, einem der Zwölf, geschrieben worden ist.
Clemens von Alexandria berichtet, daß gegen Ende des langen
Lebens des Johannes dieser von engen Freunden, die ihn in Ephesus
besuchten, gebeten wurde, ein Evangelium zu schreiben, das die
Synoptiker ergänzen sollte. Unter dem Einfluß des Geistes Gottes
verfaßte Johannes so ein geistliches Evangelium. Damit ist nicht
gemeint, daß die anderen als ungeistlich angesehen wurden, aber
die Betonung, die Johannes auf die Worte Christi und die tiefere
Bedeutung der Zeichen gelegt hat, erklären, warum gerade dieses
Evangelium »geistlich« genannt werden konnte.
Theophilus von Antiochia (um 170) ist der erste uns bekannte
Autor, der ausdrücklich Johannes als Verfasser nennt. Doch gibt
es in früherer Zeit Anspielungen auf das vierte und Zitate aus dem
vierten Evangelium von Ignatius, eventuell von Justin, dem
Märtyrer, von Tatian, dem Muratorischen Kanon und den Häretikern
Basilides und Valentin.
Irenäus zeigt eine Überlieferungskette vom Herrn Jesus bis zu
sich auf, die von Jesus, Johannes und Polykarp bis zu ihm reicht.
Diese Linie führt uns vom Ende des zweiten Jahrhunderts bis zur
Morgenröte des Christentums. Irenäus zitiert das Evangelium
ausführlich und schreibt es dem Apostel zu, wie schon in der
gesamten Kirche anerkannt. Seit Irenäus ist das Evangelium von
vielen anerkannt, einschließlich solcher Zeugen wie Clemens von
Alexandria und Tertullian.
Bis ins frühe 19. Jahrhundert bestritt nur eine seltsame Sekte
namens »Alogi« die johannäische Verfasserschaft.
Der Schluß des 21. Kapitels wurde eventuell von Gemeindeleitern
in Ephesus im späten ersten Jahrhundert geschrieben, um die
Gläubigen zu ermuntern, das Johannesevangelium anzunehmen. Vers
24 weist auf den »Jünger, den Jesus liebte« von Vers 21 und Kapitel
13 hin. Dies hat man immer als einen Hinweis auf den Apostel
Johannes verstanden.
Lange wurde von der liberalen Theologie allgemein gelehrt, daß
das vierte Evangelium erst im späten zweiten Jahrhundert
geschrieben worden sei. 1920 wurde jedoch in Ägypten ein Fragment
von Johannes18 gefunden (Papyrus52, durch objektive Methoden auf
die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts datiert und
wahrscheinlich um 125n.Chr. einzuordnen). Die Tatsache, daß es in
einer Provinzstadt gefunden wurde (und nicht etwa in Alexandria),
bestätigt das traditionelle Abfassungsdatum im späten ersten
Jahrhundert, weil es einige Zeit brauchen würde, bis diese
Schrift von Ephesus nach Oberägypten (Südägypten) gelangen
konnte. Ein ähnliches Fragment aus Johannes5, das
Egerton-Papyrus Nr.2, das auch aus dem frühen zweiten Jahrhundert
stammt, bekräftigt ein Datum zu Lebzeiten des Apostels Johannes.
Im späten 19.Jahrhundert argumentierte der bekannte
anglikanische Gelehrte Bischof Westcott für die Verfasserschaft
des Johannes in immer enger werdenden konzentrischen Kreisen. Man
kann seine Argumentation wie folgt zusammenfassen:
1. Der Autor war Jude - der Stil, die Wortwahl, die Vertrautheit
mit jüdischen Gebräuchen und Eigenschaften und der
Hintergrund des AT, der in diesem Evangelium besonders
hervortritt, bestätigen diese Annahme.
2. Er war ein Jude, der in Israel gelebt hatte ( 1,28 ; 2,1.11 ; 4,46 ;
11,18.54 ; 21,1. ). Er kannte Jerusalem und den Tempel genau (
5,2 ; 9, ; 18,1 ; 19,13.17.20.41 ; s.a. 2, 4-1 ; 8,20 ; 10,22 ).
3. Er war ein Augenzeuge des Berichteten. Er beschreibt viele
Einzelheiten über Orte, Menschen, Zeiten und Umstände ( 4,46 ;
5,14 ; 6,5 ; 12,21 ; 13,1 ; 14,5.8 ; 18,6 ; 19,3 ).
4. Er war ein Apostel und zeigt eine genaue Kenntnis des engeren
Jüngerkreises und des Herrn selbst ( 6,19.60.61 ; 1 2,16 ;
13,22.28 ; 16,1 ).
5. Weil der Autor die anderen Jünger ausdrücklich nennt, nur
sich selbst nicht, ist wahrscheinlich dieser ungenannte
Jünger in 13, 23 ; 19,26 ; 20,2 ; 21,7.20 der Apostel Johannes .
Drei weitere Stellen, die nahelegen, daß der Autor ein
Augenzeuge ist, sind 1,14 ; 19,35 und 21,24 .
Datierung
Irenäus behauptet ausdrücklich, daß Johannes sein Evangelium von
Ephesus aus schreibt. Sollte er recht haben, so ist das
frühestmögliche Datum das Jahr 69 oder 70, als der Apostel in der
Stadt eintraf. Weil Johannes die Zerstörung Jerusalems nicht
erwähnt, ist es möglich, daß sie noch nicht stattgefunden hat, so
daß wir ein Datum vor diesem schrecklichen Ereignis anzunehmen
hätten.
Einige sehr liberale Theologen schreiben dem Johannesevangelium
ein sehr frühes Datum zwischen 45 und 66 zu, weil sie mögliche
Verbindungen mit den Qumran-Manuskripten sehen. Das ist jedoch
relativ ungewöhnlich, da es im allgemeinen eher konservative
Theologen sind, die für frühe Daten plädieren und die liberalen
für die späten Datierungen. In diesem Fall stehen die frühen
Zeugnisse der Kirche auf Seiten der späteren Datierung.
Die Argumente für eine Abfassungszeit im späten ersten
Jahrhundert sind recht stichhaltig. Die meisten Theologen
glauben wie Irenäus, Clemens von Alexandrien und Hieronymus, daß
Johannes als letzter der vier Evangelisten geschrieben hat, und
zwar teilweise, weil er auf den Synoptikern aufzubauen scheint
und sie ergänzt. Die Tatsache, daß die Zerstörung Jerusalems
nicht erwähnt wird, mag eher darauf hinweisen, daß es fünfzehn bis
zwanzig Jahre später geschrieben worden ist, als der Schock
dieses Ereignisses schon verblaßt war. Irenäus schreibt, daß
Johannes bis zur Regierungszeit des Kaisers Trajan lebte (er
regierte ab 98). Ein Datum nicht allzulange vor dieser Zeit ist
wahrscheinlich. Die Hinweise auf »die Juden« in diesem Evangelium
weisen ebenfalls auf eine spätere Zeit hin, als die jüdische
Opposition gegen den christlichen Glauben sich schon verhärtet
und zur Verfolgung geworden war.
Man kann zwar kein genaues Datum angeben, doch bildet das
Jahrzehnt zwischen 85 und 95 den wahrscheinlichsten Zeitraum für
die Abfassung des vierten Evangeliums.
