29-01-2012, 18:31
(29-01-2012, 09:28)Noumenon schrieb:(29-01-2012, 06:00)paradox schrieb: Ich finde es allerdings interessant, zu sehen, was für moralische Leitlinien Kulturen hatten, bevor sie mit den Moralvorstellungen der monotheistischen Religionen konfrontiert wurden. Da gab es Menschenopfer bei Indianern bevor die Conquestadores sie selbst massakrierten.Ich finde es allerdings interessant, zu sehen, was für moralische Leitlinien Kulturen hatten, bevor sie mit den Moralvorstellungen der Aufklärung und des Humanismus konfrontiert wurden. Da gab es Folter, Verfolgung und Hinrichtung wie bei der Inquisition...
Moral und Ethik gab es bereits in der Antike, da kannte man die Bibel noch nicht...
Ja, na klar. Moralische Vorstellungen gab es selbstverständlich auch vor der Bibel.
Man muss dazu sagen, dass Moral (wie wir sie heute im allgemeinen haben) ja nicht das Maß für alle Moralvorstellungen ist, sondern eher eine Entwicklung.
Wenn bspw Kindstötungen in einer gewissen Zeit moralisch nicht verwerflich waren, so war es eben Teil dieser Moral, auch wenn sie mit unserer nicht übereinstimmen mag.
Problematisch wird es allerdings, wenn wir in unserer Gegenwart eine Kollision dieser Moralvorstellungen erleben, wenn bspw in einem Land noch Sklaverei herrscht oder es gelebte Kultur ist, wenn man Frauen verstümmelt oder Zwangsheirat mit Kindern praktiziert.
(29-01-2012, 09:28)Noumenon schrieb:Mein letzter Satz sagt eigtl. nur, dass eine moralische Vorstellung so lange herrscht, solange keine andere Gewalt über einem herrscht, der diese Moral pervertiert bzw. andere Moralvorstellungen von oben anordnet, siehe Hitler-Regime (muss aber nicht immer negativ sein). Dazu kann man stehen wie man will, aber ich glaube einfach nicht, dass sich etwas von alleine druchsetzt, wenn niemand da ist, der es lebt oder sonst in irgendeiner Form für die anderen verbindlich macht. Das sind dann eben meistens die Herrscher, die die faktische Gewalt über ein Volk haben.(29-01-2012, 06:00)paradox schrieb: Und gäbe es keine Zivilisation möchte ich mal sehen, welche eigens entwickelte Moral dem Recht des Stärkeren Einhalt gebieten würde. Die Menschenrechte? -> Tja, die gibts leider nicht, wenn niemand darauf schaut, ob sie eingehalten werden und sie zwangsweise durchsetzt. Die normative Kraft des Faktischen ist letzten Endes maßgeblicher.Den letzten Satz verstehe ich nicht... Aber ansonsten sehe ich hier die "soziale Evolution" am Zug. Gute moralische und ethische Werte setzen sich langfristig durch, einfach weil sie das Leben bejahen. Eine Gesellschaft die innerlich zerrissen ist und deren Individuen nach sämtlichen Regeln der Kunst gegen Moral und Ethik verstoßen, ist langfristig zum Scheitern verurteilt.
So gesehen, können die Menschenrechte nicht für uns alle verbindlich werden, wenn sie von niemandem faktisch durchgesetzt werden, egal wie man jetzt dazu subjektiv stehen mag.
Diese Aussage:
Zitat:Gute moralische und ethische Werte setzen sich langfristig durch, einfach weil sie das Leben bejahen.halte ich für etwas kritisch.
Wenn ich mir nur die Geschichte der Menschheit ansehe und bemerke, dass es gerade in ihrer jüngsten Zeit zwar zur Aufstellung der Menschenrechte gekommen ist, aber wir auch gleich zwei Weltkriege und die damit verbundenen Konflikte hervorgebracht haben, dann frage ich mich schon, ob sich gute moralisch Werte durchgesetzt haben, oder ob das nur eine Momentaufnahme darstellt.
Wir hören beinahe regelmäßig, was welche Soldaten in einem Land in Namen des Friedenskampfes angestellt haben und solche Dinge kann ich bei bestem Willen nicht mit meinen moralischen Werten vereinbaren.
Gerade die Kriege in letzter Zeit zeigen wie sehr wir selbst als westliche Wertegemeinschaft von "unseren" Menschenrechten halten, gerade wenn es um Länder geht, deren Vorbilder wir - als moderne und demokratische mit ethischen, und moralischen Werten verbundene Staaten - eigtl. sind.

