08-08-2012, 15:06
(08-08-2012, 12:29)schmalhans schrieb:(08-08-2012, 11:57)Ekkard schrieb: Die Religionslehren nehmen sehr wohl Bezug auf dissoziales Verhalten
Und welche Religionslehren wären das? Du sollst Vater und Mutter ehren (egal wie sie sich dir gegenüber verhalten)? Oder die Empfehlung der Prügelstrafe?
Der Religionsunterricht, wie du ihn verstehst, ist tatsächlich „mittelalterlich“ und nicht mehr aktuell. Im modernen Religionsunterricht werden hauptsächlich gesellschaftliche Probleme (u.a. auch destruktives Verhalten von Jugendlichen untereinander, also Themen, die die Schüler persönlich betreffen) besprochen. Und zwar nicht nur auf biblischer, sondern (oft mehr) auch auf psychologischer Ebene. Der Schüler soll sich nicht moralisch verhalten (und eben niemanden treten), weil er Gottes Strafe fürchtet, sondern, weil er von selbst einsieht, dass es falsch ist, jemand anderem ein Unrecht zuzufügen.
Die Prügelstrafe oder die sklavische Unterordnung unter Vater und Mutter wird höchstens noch von Fundamentalisten gefordert, aber nicht mehr von den beiden großen Kirchen, die in psychologischer Hinsicht weiter sind, als viele Kritiker denken (vgl. oben zum Religionsunterricht). Beides lässt sich mit der Lehre Jesu auch gar nicht begründen. Wer, als extrem konservativer „Christ“ z.B. die Prügelstrafe empfehlen will, ist gezwungen, zu Zitaten aus dem Alten Testament zurückzugreifen. Die Evangelien geben dazu nämlich nichts her; dort lobt Jesus stattdessen das Urvertrauen von Kindern und geht davon aus, dass Eltern ihre Kinder gut behandeln.
Ähnlich ist es mit dem Ehren von Vater und Mutter. Gehorsam ist da nicht gemeint; das „Ehren“ der Eltern bedeutete für Jesus nicht, ihnen nach dem Mund zu reden, sondern für sie zu sorgen, und das auch finanziell. Damals gab es schließlich noch keine Rente. Die Eltern waren auf Unterhalt durch ihre erwachsenen Kinder angewiesen, und Jesus meinte, dass diese Unterhaltspflicht wichtiger wäre als Spenden an den Tempel (er unterstellte den Pharisäern, um Geld zu scheffeln, das Gegenteil zu behaupten).
Was du für christliches Gedankengut und Stoff des Religionsunterrichts hältst (Achtung vor Eltern, die einen misshandeln, und Prügelstrafe als Erziehungsmittel), ist weder das eine noch das andere. Zumindest weder bei den etablierten Kirchen noch bei Jesus. Beides sind mittelalterliche Fehlentwicklungen.
(08-08-2012, 12:29)schmalhans schrieb: Und um das Wort "böse" zu vermeiden, nutzt du es? So etwas wie Gut und Böse gibt es nicht, das sind moralische Kategorien eines mittelalterlichen Denkens und Handelns. die Moderne hat sie bereits verworfen. Willkommen im Hier und Jetzt.Wenn es „gut“ und „böse“ nicht gibt, wie würdest du es dann nennen, wenn jemand einen anderen drangsaliert, nur weil er Spaß daran hat? In moderner Sicht als normale Verhaltensweise, die nur für das Opfer ein Problem ist, weil das Opfer das falsch sieht und eigentlich selbst damit fertig werden sollte? Da bin ich nicht deiner Meinung.
Diese Auffassung ist heute sehr verbreitet und erlaubt es der (nicht-betroffenen) Gesellschaft, menschenverachtendes Verhalten kleinzureden, indem sie zur unschönen Lapalie umgeschrieben werden.

