09-08-2012, 09:54
Schmalhans:
Na, immerhin müssten sich doch alle christlichen Gemeinschaften auf das Neue Testament und dort vor allem auf die kanonischen Evangelien berufen - auch bei diesen Fragen. Und was dort zu dem Thema "Eltern und Kinder" steht und man wohl als Jesus´ Meinung betrachten kann, habe ich dir rausgesucht.
Ich habe allerdings mal gelesen, dass der normale Bürger früher gar keine eigene Bibel haben durfte und sich sein biblisches Wissen zwangsläufig darauf beschränkte, was der Pfarrer von der Kanzel predigte, und der bekam seine Vorgaben von höheren Dienstgraden.
Damit konnte natürlich viel Schindluder getrieben werden, ohne dass jemand protestierte. Denn wenn man will, kann man zu allem (auch Kreuzzügen und Ketzerverbrennungen) Bibelstellen finden, die das begründen oder fordern. Auch die Anhänger der Prügelstrafe werden ja fündig, wenn auch nicht in den Evangelien, die sie sicher begeistert anführen würden, wenn dort etwas dazu stehen würde.
Zur Legitimation von Ketzerverbrennungen: siehe oben. Ich gebe zu, dass die Evangelien an solchen Exzessen vielleicht nicht ganz unschuldig sind, zumal sich solche Gleichnisse mit zumindest scheinbar brutaler Handlung sich schwer interpretieren lassen - wie man sieht, sind vollkommen verschiedene Interpretationen möglich. Es gibt aber nirgendwo einen Aufruf zur Gewalt gegenüber "Ketzern" oder anderen Leuten.
Richtige Fakten über menschliche Eigenschaften kannst du von den Religionen nicht erwarten. Diese können, genau wie jeder einzelne Mensch, nur Theorien bieten, die sich aus eigenen Erfahrungen und dem kulturellen Weltbild speisen. So bietet Buddha ja andere Erklärungsmuster als Jesus, denn der eine hatte den Hinduismus mit der Karmalehre als Vorlage und der andere das Judentum. Beides aber sind Theorien - so wie bei jeder Religion. Wie weit man ihnen glauben kann, hängt wiederum von den eigenen persönlichen Erfahrungen und dem eigenen Umfeld ab.
Fakten kann nur die Wissenschaft liefern. Und die hat zumindest herausgefunden, dass theoretisch jeder mit jedem mitfühlen kann (Spiegelneuronen), und dass (und auf welche Weise) extrem negative Kindheitserfahrungen den Betroffenen nachhaltig prägen und das sogar biologisch. Andererseits können sich Kinder, die sich geliebt fühlen, besser entwickeln als Kinder, die sich nicht geliebt fühlen. Alles nicht mehr (nur) Theorie, sondern neurowissenschaftlich untermauert; nach Quellen müsste ich aber ein paar Tage suchen.
Welche Eigenschaften gut und welche böse sind, ist nicht immer einfach zu sagen. Laut meiner Interpretation des Unkraut-Gleichnisses steht das sogar so im Gleichnis drin. Dazu passt, dass das griechische Wort für "Weizen" in diesem Gleichnis eine Getreideart bezeichnen soll, die tatsächlich lange schwer von Unkraut zu unterscheiden ist, aber das kann Bion vielleicht besser erklären.
So ist es natürlich oft Interpretationssache und auch von den Auswirkungen abhängig: Führt der Zorn zum Totschlag oder dazu, ein ungutes Verhalten abzustellen?
Gute Gefühle, die allen Beteiligten gut tun, bedürfen sicher keiner Interpretation. Wirklich "böse" nenne ich ein Verhalten, das andere quält, nur weil es dem betreffenden Täter Spaß macht. Und das gibt es! Über alles, was nicht der Schadenfreude dient, kann man dagegen diskutieren.
Na, immerhin müssten sich doch alle christlichen Gemeinschaften auf das Neue Testament und dort vor allem auf die kanonischen Evangelien berufen - auch bei diesen Fragen. Und was dort zu dem Thema "Eltern und Kinder" steht und man wohl als Jesus´ Meinung betrachten kann, habe ich dir rausgesucht.
Ich habe allerdings mal gelesen, dass der normale Bürger früher gar keine eigene Bibel haben durfte und sich sein biblisches Wissen zwangsläufig darauf beschränkte, was der Pfarrer von der Kanzel predigte, und der bekam seine Vorgaben von höheren Dienstgraden.
Damit konnte natürlich viel Schindluder getrieben werden, ohne dass jemand protestierte. Denn wenn man will, kann man zu allem (auch Kreuzzügen und Ketzerverbrennungen) Bibelstellen finden, die das begründen oder fordern. Auch die Anhänger der Prügelstrafe werden ja fündig, wenn auch nicht in den Evangelien, die sie sicher begeistert anführen würden, wenn dort etwas dazu stehen würde.
(08-08-2012, 23:19)schmalhans schrieb: Schön, dass du gleich zu Beginn sagst, es ist eine Interpretation. Gleichnisse kann man so oder so interpretieren (dein Beispiel diente auch dazu, Ketzerverbrennungen zu legitimieren). Was ich aber will, sind Fakten.
Wo soll denn das Böse begraben liegen? Welche Eigenschaft ist denn „böse“ und welche „gut“? Ist „sanftmütig“ eine gute Eigenschaft? Oder führt sie dazu, dass sich „das Böse“ weiter ausbreiten kann, weil man nicht kämpfen will? Ist „zornig“ (Zorn ist eine Todsünde) eine „böse“ Eigenschaft? Oder führt sie nicht vielmehr dazu, dass man sich gegen Willkür wehrt? Wie gesagt, nichts ist an sich „Gut“oder Böse“, jede Handlung hat sowohl positive als auch negative Aspekte. Da gibt es nichts „auszumerzen“. Außer dieser mittelalterlichen Denkweise.
Zur Legitimation von Ketzerverbrennungen: siehe oben. Ich gebe zu, dass die Evangelien an solchen Exzessen vielleicht nicht ganz unschuldig sind, zumal sich solche Gleichnisse mit zumindest scheinbar brutaler Handlung sich schwer interpretieren lassen - wie man sieht, sind vollkommen verschiedene Interpretationen möglich. Es gibt aber nirgendwo einen Aufruf zur Gewalt gegenüber "Ketzern" oder anderen Leuten.
Richtige Fakten über menschliche Eigenschaften kannst du von den Religionen nicht erwarten. Diese können, genau wie jeder einzelne Mensch, nur Theorien bieten, die sich aus eigenen Erfahrungen und dem kulturellen Weltbild speisen. So bietet Buddha ja andere Erklärungsmuster als Jesus, denn der eine hatte den Hinduismus mit der Karmalehre als Vorlage und der andere das Judentum. Beides aber sind Theorien - so wie bei jeder Religion. Wie weit man ihnen glauben kann, hängt wiederum von den eigenen persönlichen Erfahrungen und dem eigenen Umfeld ab.
Fakten kann nur die Wissenschaft liefern. Und die hat zumindest herausgefunden, dass theoretisch jeder mit jedem mitfühlen kann (Spiegelneuronen), und dass (und auf welche Weise) extrem negative Kindheitserfahrungen den Betroffenen nachhaltig prägen und das sogar biologisch. Andererseits können sich Kinder, die sich geliebt fühlen, besser entwickeln als Kinder, die sich nicht geliebt fühlen. Alles nicht mehr (nur) Theorie, sondern neurowissenschaftlich untermauert; nach Quellen müsste ich aber ein paar Tage suchen.
Welche Eigenschaften gut und welche böse sind, ist nicht immer einfach zu sagen. Laut meiner Interpretation des Unkraut-Gleichnisses steht das sogar so im Gleichnis drin. Dazu passt, dass das griechische Wort für "Weizen" in diesem Gleichnis eine Getreideart bezeichnen soll, die tatsächlich lange schwer von Unkraut zu unterscheiden ist, aber das kann Bion vielleicht besser erklären.
So ist es natürlich oft Interpretationssache und auch von den Auswirkungen abhängig: Führt der Zorn zum Totschlag oder dazu, ein ungutes Verhalten abzustellen?
Gute Gefühle, die allen Beteiligten gut tun, bedürfen sicher keiner Interpretation. Wirklich "böse" nenne ich ein Verhalten, das andere quält, nur weil es dem betreffenden Täter Spaß macht. Und das gibt es! Über alles, was nicht der Schadenfreude dient, kann man dagegen diskutieren.