09-08-2012, 13:07
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09-08-2012, 13:17 von schmalhans.)
(09-08-2012, 09:54)Lelinda schrieb: Na, immerhin müssten sich doch alle christlichen Gemeinschaften auf das Neue Testament und dort vor allem auf die kanonischen Evangelien berufen - auch bei diesen Fragen. Und was dort zu dem Thema "Eltern und Kinder" steht und man wohl als Jesus´ Meinung betrachten kann, habe ich dir rausgesucht.
Schon klar, aber wie du weißt und auch selber sagst, haben diese Texte ein hohen Interpretationsbedarf, denn die Bibel sagt Alles und Nichts. Und die Deutungshoheit liegt nun mal beim Klerus, nicht bei den Laien. In streng hierarchischen und autoritären Vereinigungen wie den Kirchen gilt es nun mal das, was Papst, Bischöfe etc. sagen. Und wenn sie zur Tötung von Ketzern aufrufen, dann ist das die offizielle Lehre und Handlungsweise – egal was ich als Laien davon halte. Mitgefangen – mitgehangen.
(09-08-2012, 09:54)Lelinda schrieb: Richtige Fakten über menschliche Eigenschaften kannst du von den Religionen nicht erwarten.
Du meinst Erkenntnisse darüber, was „richtig“ und was „falsch“ ist, also Moral? Religionen behaupten das aber von sich. Und behaupten sogar, sie hätten ein Monopol darauf.
(09-08-2012, 09:54)Lelinda schrieb: Diese können, genau wie jeder einzelne Mensch, nur Theorien bieten, die sich aus eigenen Erfahrungen und dem kulturellen Weltbild speisen.
Erfahrungen? Seit wann setzen die Kirchen auf Erfahrungen? Sie bieten immer dieselbe Lösung, egal welche Frage oder Erfahrung man einbringt. Und die heißt: Gott. Gott erlöst, Gott richtet, Gott dies, Gott das. Prima auch, wenn die Religionen „nur“ Theorien wären – aber nein, sie sind ja auch und vor allem Praxis!
(09-08-2012, 09:54)Lelinda schrieb: Fakten kann nur die Wissenschaft liefern.
Nein, alles kann Fakten liefern (zum Beispiel sind die verbrannten Ketzer auch ein Fakt, den Religion geliefert hat) – was du meinst ist, dass nur die Wissenschaft auch fundierte und nachprüfbare Erkenntnisse und Beweise liefert.
(09-08-2012, 09:54)Lelinda schrieb: Welche Eigenschaften gut und welche böse sind, ist nicht immer einfach zu sagen. … So ist es natürlich oft Interpretationssache und auch von den Auswirkungen abhängig: Führt der Zorn zum Totschlag oder dazu, ein ungutes Verhalten abzustellen?
Ich sehe, du näherst dich meiner Position an.
(09-08-2012, 09:54)Lelinda schrieb: Gute Gefühle, die allen Beteiligten gut tun, bedürfen sicher keiner Interpretation.
Ich verstehe nicht, was du meinst? Die Freude der Bankräuber über den gelungenen Coup? Den Stolz der Regierungskoalition, die den Biosprit einführt? Die Dankbarkeit der Fiescher gegenüber dem Papst, der den Gletscher zum Schmelzen bringt?
(09-08-2012, 09:54)Lelinda schrieb: Wirklich "böse" nenne ich ein Verhalten, das andere quält, nur weil es dem betreffenden Täter Spaß macht.
Nicht aus Sicht des Täters, der – vor allem wenn es sich um einen Psychopathen handelt – kann das nicht nachvollziehen, für ihn ist es doch nur „Spaß“ und Befriedigung seiner Bedürfnisse - „und Spaß haben ist doch gut, oder“?
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)