12-08-2012, 20:39
(04-08-2012, 16:20)Lelinda schrieb: An alle die, die von der Existenz der Hölle überzeugt sind:
Wie geht ihr mit der Vorstellung um, dass es zwar für gute Menschen nach dem Tod ein Paradies gibt, wo es besser ist als im Diesseits - dass "böse" Menschen aber angeblich in der Hölle gequält werden, und das noch für ewig?
Kann man das Paradies wirklich genießen, wenn man zwar hineinkommt, aber weiß, dass eine geliebte Person, aus welchen Gründen auch immer, verdammt wird, und für alle Zeiten schreckliche Qualen erleiden wird?
Müsste ein mitfühlender, nächsten- und feinde-liebender Mensch (was ein Christ ja sein sollte), sich nicht bei diesem Gedanken schütteln?
Kann man einen solchen Gott wirklich lieben, oder ist es nicht eher die Angst, zu den Verdammten gezählt zu werden, die einen einen solchen Gott ehren lässt? Die Frau in dem Bericht hatte jedenfalls, nachdem Jesus selbst ihr versichert hatte, für sie bestände keine Gefahr, kein Problem damit...
Diese Diskussion ist spannend, wenngleich sie doch stellenweise sehr theoretisch verläuft.
Ich erlaube mir, aus sehr persönlicher Sicht zu antworten. Vorausgeschickt sei: ich glaube weder an Gott, noch an einen Himmel oder eine Hölle.
Als Kind bekam ich gelehrt, daß jeder Mensch - ganz gleich, welch schreckliche Taten er in seinem Leben begangen hätte - die Chance habe, in den Himmel zu kommen, vorausgesetzt, er bereue seine Taten aufrichtig und bitte Gott um Verzeihung, und sei es erst "kurz vor Zapfenstreich" auf dem Sterbelager.
Ebenso wurde mir beigebracht, daß jede Gebotsübertretung - in Gedanken, Worten und Werken - zur Verdammnis führen könne.
Ich fand das ungerecht, denn in meiner kindlichen Vorstellung bedeutete das, daß ein Mörder womöglich an Gottes Seite sitzen wird, während ein Apfeldieb in die Hölle kommt - je nachdem, wie plötzlich der Tod eintritt und der Mensch noch schnell Gelegenheit findet, Gott für seine Taten um Verzeihung zu bitten.
Bemerkenswert für mich bis heute: während über den Himmel recht wenig zu erfahren ist, wurde und wird die Hölle in glühendsten Farben und schrecklichen Details beschrieben, so plastisch, daß ein kindliches Gemüt die Furcht vor der Verdammnis nicht so ohne weiteres ablegen kann, selbst wenn der Glaube an Gott schon verloren ist. Habe ich zumindest so erlebt.
Jetzt, fast 30 Jahre später, fange ich gerade erst an, die Vorstellung einer Hölle nicht mehr in Form von abschreckender Drohung, sondern mehr als Art bildhafter Darstellung für die Auswirkungen eines 'fehlerhaft' gelebten Lebens zu sehen: nicht Strafe, sondern eher Konsequenz aus dem, was wir aus unserem Leben gemacht haben. Mit dieser Vorstellung kann ich mich anfreunden, denn: wenn ich davon ausgehe, daß "das Böse" seine Wirkung so lange entfalten kann, wie es nicht bewältigt und damit überwunden ist, trägt man quasi die "Hölle" in sich.
So gesehen ist "Hölle" nicht mehr moralisch zu werten, sondern lediglich folgerichtig im Sinne persönlicher Weiterentwicklung.