29-08-2012, 16:46
(29-08-2012, 15:39)Schmettermotte schrieb: Was ist für die Christen eigentlich so schlimm an der Vorstellung, dass ihr Gott nicht nur "gut" ist?
Wenn Gott nicht „nur“ gut, sondern auch böse wäre, dann wäre er eine Person, auf die man sich nicht verlassen könnte, und solche Personen sind gefährlich, vor allem bei einer so enormen Macht. Außerdem würde es mir extrem schwerfallen oder gar unmöglich sein, einen solche Gott zu achten oder gar anzubeten. Obwohl gerade so ein Gott das wohl erzwingen würde, da er ja keine Skrupel gegenüber dem Menschen kennen würde. Ich wäre also gezwungen, ihm etwas vorzuheucheln und könnte mit meinem Glauben nur unglücklich sein.
Einzige Ausnahme: Gott ist die Welt im Ganzen, also alles zusammen, so wie man sagen könnte, dass das Meer sowohl aus den Meerestieren wie auch aus Meerespflanzen, Meeresboden und dem Wasser besteht. Dann aber wäre Gott kein personales Gegenüber, das man ansprechen könnte, sondern alles (und auch jeder Mensch) wäre selbst ein Teil von Gott.
(29-08-2012, 13:40)Keksdose schrieb:Ich denke gar nicht, dass Gott die Welt erschaffen hat, sondern dass Gott irgendwann im Laufe der Evolution entstanden ist. In etwa als personales moralisches Gewissen (also wohl frühestens bei Entwicklung der Säugetiere). Bei dieser Theorie stellt sich die Frage nach Sinn oder Unsinn der Schöpfung gar nicht.(29-08-2012, 10:54)Lelinda schrieb: a) Gott (...) ist nicht allmächtig, und deswegen werden solche Bitten auch nie erhört werden
Ich finde, das ist eine sehr interessante Vorstellung! Allerdings hat sie in meinen Augen einen kleinen Haken: Wenn Gott so mächtig war, die Welt zu erschaffen, allerdings nun nicht mehr eingreifen kann, dann war die Erschaffung der Welt zutiefst unvernünftig.
(29-08-2012, 13:40)Keksdose schrieb:Nicht unbedingt. Ein bösartiger Gott könnte so einfach seine Langeweile vertreiben. Und so viel Energie würde ein allmächtiger Gott bestimmt nicht aufbringen müssen. Es gibt auch irgendwo in der Religionsgeschichte einen Mythos, wonach mehrere Götter aus Langeweile einen Wettbewerb machen: Sieger ist der, der die schlimmste Krankheit erfindet, und als Versuchstiere dienen natürlich Menschen. Das ist, glaube ich, eine sumerische Geschichte.(29-08-2012, 10:54)Lelinda schrieb: d) Gott WILL in solchen Fällen nicht helfen, weil er launisch oder bösartig ist. (...)...
Dagegen spricht auch, dass es so etwas wie die Bibel gibt (wenn man annimmt, dass er damit tatsächlich was zu tun hatte), denn wenn wir ihm gänzlich egal sind oder er eigentlich nicht die Absicht hat, uns zu helfen, wäre das ja unnötige Energieverschwendung gewesen.
(29-08-2012, 13:40)Keksdose schrieb: (Einmal wurde mir auf die Theodizeeproblematik von einer Freundin entgegnet, Leid wäre nötig, damit wir unser Glück wahrnehmen können. Auch da greift dieses Argument.)Auch diese Theorie ist beliebt. Sie ärgert mich immer ganz besonders, weil sie erstens das Leid (oft anderer Leute) relativiert, und zweitens unterstellt, man wisse sein Glück nicht zu schätzen. Beides halte ich für eine Frechheit.

