04-12-2012, 12:04
(04-12-2012, 00:43)Glaurung40 schrieb: Die Frage die mich eigentlich am meisten interessiert ist, wie denn die verschiedenen Christen hier im Forum zu ihrer Moral/Ethik kommen.... jedenfalls bei mir weder durch Bibel- noch durch Traktat-Studium! Einerseits gibt es die Erziehung und das Beispiel des elterlichen und schulischen (damals) Umfeldes. Andererseits gibt es die zahlreichen Anregungen der Beispiele, wo man sich sagt: "So nicht!". Für mich ist die Bibel kein Ethik- sondern ein Glaubensbuch. Es zeigen sich nur viele Parallelen zu dem "So-nicht!". Daraus schließe ich, dass die Tradition in all dem eine wesentliche Rolle spielt, und die ist - jedenfalls in Mittel- und Nordeuropa - durch die Christianisierung geprägt, wenn auch nicht allein dadurch.
(04-12-2012, 00:43)Glaurung40 schrieb: Die Bergpredigt ist ja schön und gut, aber wie ich weiter oben schon bemerkt habe, gibt es Passagen da drin, die man so ohne weiteres sicher nicht unterschreiben kann, zumindest ich nicht.Nun, im NT finden sich allerlei historisch bedingte Weisheiten: 'Die andere Backe hinhalten' oder 'eine weitere Meile mitgehen', kann man nur aufgrund der Maßnahmen der Römer begreifen. Die Legionäre durften 'Backpfeifen' verteilen oder verlangen, dass ihr Gepäck von den Einheimischen eine Meile getragen wird. Die freiwillige Hinnahme einer zweiten 'Backpfeife' oder die freiwillige zweite Meile bewirken einerseits eine gewisse Freiheit in dieser Situation andererseits ein Beschämen des Feindes.
Wenn wir "Bibel anwenden" wollen, dann müssen wir uns andere Strategien einfallen lassen, als jene der römischen Besatzung im antiken Palästina (ein Beispiel heute wäre die Mediation, oder der erste Schritt zur Verständigung verfeindeter Nachbarn). Und so ist das praktisch bei allem, was in der Bibel steht.
(04-12-2012, 00:43)Glaurung40 schrieb: Wie entscheidet man, was man aus der Bibel für sein Leben übernimmt und was nicht.Ich denke, die Frage ist nicht zielführend gestellt. Wir stehen in einer (für uns selbstverständlich erscheinenden) historischen Situation, in der wir im Rahmen des Möglichen für unsere Mitmenschen verantwortlich sind. Beispiele sind: Gewalt an Schulen, im öffentlichen Nahverkehr, Umweltschäden, ungerechte Handelsstrukturen, Übervölkerung, Überalterung, Folgen der Medizintechnik. Wir können darauf nicht mit antiken Rezepten reagieren. In der Tat müssen wir uns auf das Grundsätzliche zurück ziehen, wie es in der "goldenen Regel" oder bei Sam Harris formuliert ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard