06-12-2012, 17:02
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06-12-2012, 17:02 von schmalhans.)
(06-12-2012, 16:15)petronius schrieb:(06-12-2012, 15:13)schmalhans schrieb: Ekkard sagt, dass die Interaktionen zwischen Individuen keine Auswirkung haben, da es die gesellschaftlichen Verhältnisse sind, die dem im Weg stehennö
hätte zumindest ich noch aus keinem seiner beiträge so rausgelesen
Ekkard schrieb: "Die beiden (von dir genannten) Protagonisten sind Gefangene ihrer Situation. ... Folglich ist die politische Situation das, was nicht gut ist, nämlich weder für den Dieb noch für den Polizisten."
Das lese ich wie folgt: Gefangene sind handlungsunfähig und können ihre Situation nicht ändern. Die Situation ist eine politische. Also können weder Valjean noch Javert diese (politische) Situation ändern, sondern müssen so handeln, wie sie es tun. Das ist zwar schlecht, aber so ist es eben. Oder (wie Ekkard vorher schreibt): "Es handelt sich um zutiefst ungerechte Strukturen, die Einzelne (hier Dieb und Polizist) nicht in der Lage sind, zu verändern."
(06-12-2012, 16:15)petronius schrieb:schmalhans schrieb:Ich sprach auch nicht von einem, sondern von Hunderten Faktoren. Ich kann dir versichern, dass ich mir noch nie allgemein gültige "Leitlinien für die Begegnung mit anderen Menschen" gesetzt habe
muß ich überlsen haben, daß oder wo du von "Faktoren" gesprochen hast, noch dazu von "Hunderten"
welche faktoren und wofür meinst du?
"Nein, wie ich anderen Menschen begegne, hängt von hunderten Faktoren ab - von meiner Laune, von der vorangegangenen Begegnung, von den Umständen, von den Erwartungen, nicht zuletzt von der anderen Person ... " (Beitrag 96)
(06-12-2012, 16:15)petronius schrieb: wenn du keinerlei generelle leitlinien hat, dann triffst du also irgendeinen dir bisher unbekannten menschen und bevor du auch nur den mund auftust, schiebst du ihm einen zettel rüber, auf dem steht: "bitte geben sie mir eine stunde zeit, bis ich mir aus hunderten von faktoren eine individuelle moralische linie ausgearbeitet habe, an der entlang ich mit ihnen interagiere"?
respekt...
Sicher nicht, denn wie gesagt - ich nutze keine Leitlinien für die Begegnung mit Menschen. Das schrieb ich bereits früher in Beitrag 110: "Nein, das sind sie nicht, denn diese Faktoren ändern sich praktisch bei jeder Begegnung. Tut mir leid, aber wenn du meinst, ein Menschenbild sei eine vorgefertigte Anleitung, wie man Menschen zu begegnen habe, eine Art Spickzettel, an dem man sich abarbeitet - dann nein, dann habe ich definitiv kein Menschenbild! Und lehne so etwas kategorisch ab."
(06-12-2012, 16:15)petronius schrieb: genau das hab ich ja schließlich geschrieben. das marx-zitat sollte ja nur die andere seite der medaile zeigen, deren eine (der mensch beeinflußt die gesellschaft) du bisher - nach meinem verständnis - einseitig betont bis auschließlich vorgebracht hast
Ach ja? Welches ist denn von den beiden (Mensch und Gesellschaft) Bewusstsein und welches Sein?
(06-12-2012, 16:15)petronius schrieb: was brecht meint, ist doch folgendes: wenn du erst mal mit dem überlebenskampf vollauf beschäftigt bist, hast du keine zeit für den "luxus" moralischen handelns oder philosophierens über gesellschaftliche verhältnisse und deren veränderung
Da ist deine Interpretation. Gewöhnlicherweise sieht man in eben dieser Zeile aus der Dreigroschenoper eine Interpretation der Marxschen Prämisse (Das Sein bestimmt das Bewusstsein) und eine gesungene Legitimation des "revolutionären Kampfes der Arbeiterklasse".
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)