08-12-2012, 00:14
(07-12-2012, 01:27)schmalhans schrieb: Glaurung hat explizit religiöse Moral (und nicht irgendwelche Lehrmeinungen) genannt, also den Glauben am Gut und Böse. Ein bestimmtes Verhalten ist gut (und zwar immer) und ein anderes Verhalten ist böse (auch immer).Wo steht das? Es wird allenthalben von Sünde und Vergebung, von Welt und Erlösung, von Friede und Gerechtigkeit gesprochen. Aber wie das dazu erforderliche Verhalten aussehen soll, steht nirgends als absolut gesetzte Forderung (Gottes). (Wir können jetzt endlos über Bedeutung und Durchführung des Dekalogs reden. Wichtig: Auch dort gibt es keine Ausführungsbestimmungen. Also ein "immer gutes" Verhalten gibt es dort nicht. Ein "immer böses" Verhalten kann man nur bei sehr harter Haltung konstruieren. Aus "du sollst nicht ..." wird dann eine uneinhaltbare Forderung: "du darfst in keinem Fall ..."!)
Es werden Beispiele für Gräuel genannt, Unzucht unter Männern (Homosexalität) zum Beispiel. (Ich habe dazu eine andere Meinung, aber lassen wir das mal an dieser Stelle). Dass man über Gerechtigkeit streiten muss, ergibt sich allein durch die vielen Fälle. Nochmal: Die Bibel ist kein Ethikbuch. Mithin ist keines der Beispiele ein immer (absolut) gutes bzw. immer (absolut) schlechtes Verhalten. Im Grunde verlangt die Bibel als Ganzes ein anständiges Verhalten gegenüber dem Mitmenschen, ohne dazu konkrete Anweisungen zu geben. Dasselbe gilt übrigens für das 1. Gebot. Nur einen einzigen Gott zu "haben", hat nur dann Sinn, wenn man den Mitmenschen achtet. Ist das nicht der Fall, ist Gott eine vollkommen eigensüchtige und damit obsolete Vorstellung.
(07-12-2012, 01:27)schmalhans schrieb: Nächstenliebe, die im Christentum ein wichtiges Gebot zu sein scheint, wird oft interpretiert als uneigennützige Hilfeleistung Fremden gegenüber. Gemeint war damit aber ursprünglich die eigene Gruppe (Familie, Clan, Stamm). In diesem ursprünglichen Sinne ist es sehr gut geeignet, die Menschenwürde zu untergraben, weil es mir nicht gestattet ist, den fiesen sadistischen Onkel zur Rechenschaft zu ziehen - ich muss ihn lieben und ehren.Sorry, du gibst hier Interpretationen, die einfach den Sinn des Begriffes "Nächstenliebe" verdrehen. Schon die historische Entwicklung ist unrichtig. Richtig ist, dass es sich um das Volk Israel handelte, das die Nächsten stellte. Später, nach dem Auszug aus Ägypten, kamen die "Fremdlinge" hinzu, die man nicht bedrücken sollte.
Von einem "fiesen, sadistischen Onkel" ist nicht die Rede. Jemand, der sich bewusst außerhalb der Gesellschaft stellt, das ist Sache der Polizei (oder sonstige Organe der Rechtspflege) und weder der Nächsten- noch der Feindesliebe.
Was nach christlichem Selbstverständnis gilt, ist Folgendes: Auch der Feind verliert seine Gotteskindschaft nicht. M. a. W. Man darf nicht ungerecht richten oder sich rächen. Aber das geht alles konform mit den in D geltenden Rechtsnormen.
Ich sehe nach wie vor nicht, dass christliche Moral die Menschenwürde untergräbt. Dass Christen dies tun bzw. verbrochen haben, bestreite ich nicht. Diese Menschen dürfen sich aber nicht auf die Bibel oder das Neue Testament berufen, auch wenn sie das tun.
Wenn hier bestimmte "harte Haltungen" (Fundamentalismus) gegeißelt werden sollen, bitte schön! Aber die sind nicht spezifisch christlich, sondern spezifisch extremistisch! Dass bei Extremisten die Menschenwürde "auf der Strecke" bleibt, ist bekannt. Dann sagt das aber bitte dazu!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard