08-12-2012, 20:44
(08-12-2012, 01:29)Lelinda schrieb: Nun ja, was den bösen Onkel betrifft, so ist man zumindest moralisch (und biblisch!) verpflichtet, ihm zu vergeben, wenn er sich entschuldigt - wofür auch immer und immer wieder.Nicht, dass ich wüsste! Sündenvergebung ist eine Sache der Buße. Wer in Sünde verharrt, hat keine (menschliche oder göttliche) Gnade zu erwarten. Zeige mir eine Stelle im NT, die das Gegenteil beschreibt!
(08-12-2012, 01:29)Lelinda schrieb: Das Verständnis für den Täter wird nicht nur in der heutigen Gesellschaft, z.B. in der Justiz, sondern auch schon bei Jesus überstrapaziert, so dass es zu Lasten des Opfers geht. Vielleicht war das nicht Jesu Absicht, aber es ist die logische Folge und bringt denen, die nicht verzeihen können, auch noch unnötige Schuldgefühle.Das tut mir für die Opfer Leid, ist aber nicht korrekt, weil das, soweit ich das NT kenne, nirgends in dieser Weise beschrieben wird. Erst die "tätige Reue" (= Buße, Wiedergutmachung) führt zur Vergebung, nichts sonst. Und es steht ausdrücklich im NT, dass demjenigen die Sünden von Gott nicht vergeben werden, dem die Mitmenschen die Sünde nicht vergeben (können). Damit ist doch nicht einfach "böser Wille" gemeint, sondern konkrete Hinderungsgründe, wie z. B. fortgesetztes Fehlverhalten, keine Entschuldigung, keine Reue, verweigerte Wiedergutmachung.
(08-12-2012, 01:29)Lelinda schrieb: Zum ersten Gebot, nach dem man keine Götter neben Gott haben soll: Wo ist da vom Mitmenschen die Rede? Auch wenn Jesus später praktisch nur von den Geboten spricht, die den Mitmenschen betreffen: die ersten der zehn Gebote beziehen sich eindeutig nur auf Gott. Denn wenn ich noch andere Götter anbete, ärgere ich wahrscheinlich den (jüdischen) Gott, aber meinen Mitmenschen schade ich damit doch nicht.Auch das ist so eine simplifizierende Interpretation, die keiner genauen Analyse standhält. Zunächst ist richtig: Die Alten Israeliten konnten sich nicht vorstellen, dass es keinen Gott geben könnte. Der Mensch war nach ihrer Ansicht auf das angewiesen, was wir heute "Schicksal", "Natur", "Gesellschaft", "Recht", "gesellschaftliches Sein" oder "gesellschaftliches Bewusstsein" nennen, eine übermenschliche Macht, welche die Geschicke des Volkes (Israel) lenkt, sogar einfach bestimmt.
Du fragst: "Wo ist da vom Mitmenschen die Rede?" Offensichtlich ist der übrige Inhalt des Dekalogs ein Appell, das Lebensrecht und die Lebensmöglichkeiten der Mitmenschen nicht zu beeinträchtigen. Garant dafür ist die Schicksalsmacht "Gott", mit der man am Sinai einen Vertrag geschlossen hat. Modern gesprochen ist "Gott" das allgemeine Wohlwollen des Schicksals, soweit es von Menschen mitgestaltet werden kann.
Übrigens eine Macht wie Gott, kann man nicht ärgern, so wenig wie einen Staat - einen einzelnen Priester oder Politiker schon. Die Frage ist nur, was bewirkt mein Ärgern für mich selbst und meine Ziele. Im Falle "Gott" stelle ich mich nur selbst ins Abseits, weiter nichts.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

