08-12-2012, 22:59
(08-12-2012, 20:44)Ekkard schrieb:(08-12-2012, 01:29)Lelinda schrieb: Zum ersten Gebot, nach dem man keine Götter neben Gott haben soll: Wo ist da vom Mitmenschen die Rede?Offensichtlich ist der übrige Inhalt des Dekalogs ein Appell, das Lebensrecht und die Lebensmöglichkeiten der Mitmenschen nicht zu beeinträchtigen. Garant dafür ist die Schicksalsmacht "Gott", mit der man am Sinai einen Vertrag geschlossen hat.
Der übrige Inhalt vielleicht. Das erste Gebot ist aber eindeutig (nur) auf Gott bezogen. Es sei denn, damit sollte klargestellt werden, dass kein anderer (Gott) hinsichtlich der folgenden Gebote mitmischen und z.B. andere Sitten fordern können sollte.
(08-12-2012, 20:44)Ekkard schrieb: Modern gesprochen ist "Gott" das allgemeine Wohlwollen des Schicksals, soweit es von Menschen mitgestaltet werden kann.
Übrigens eine Macht wie Gott, kann man nicht ärgern,
Das ist deine moderne Interpretation. Im Alten Testament wird Gott als eigenständige Person angesehen (im Neuen Testament natürlich auch). Dort ist er andauernd wegen irgendwelcher Banalitäten beleidigt, die keinem Mitmenschen geschadet haben (wie Holzsammeln am Sabbat), und greift dann zur Brachialgewalt oder lässt seine Vertreter dazu greifen. Natürlich kann man das so sehen (wollen), dass kleine Gesetzesübertretungen dazu führen könnten, dass irgendwann nur noch Anarchie herrscht, und dass deswegen schon diese deswegen auf das Härtestes geahndet werden müssen. Das Volk glaubte aber anscheinend doch, dass man mit kleinen Sünden Gott selbst (und nicht nur den König, Vater, Priester oder einen anderen übergeordneten Menschen) verärgern konnte. Wie du an den Sprüchen mancher Gläubige zu Unglücken wie Naturkatastrophen oder Aids in der Zeitung lesen kannst, glauben viele das noch heute.
(08-12-2012, 20:44)Ekkard schrieb:(08-12-2012, 01:29)Lelinda schrieb: Nun ja, was den bösen Onkel betrifft, so ist man zumindest moralisch (und biblisch!) verpflichtet, ihm zu vergeben, wenn er sich entschuldigt - wofür auch immer und immer wieder.Nicht, dass ich wüsste! Sündenvergebung ist eine Sache der Buße. Wer in Sünde verharrt, hat keine (menschliche oder göttliche) Gnade zu erwarten. Zeige mir eine Stelle im NT, die das Gegenteil beschreibt!
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Erst die "tätige Reue" (= Buße, Wiedergutmachung) führt zur Vergebung, nichts sonst.
Gern. Matth. 18, 15-17 und 18, 21-22. Gut, der Täter soll Reue zeigen. Aber wo steht da etwas von Wiedergutmachung? Gar: tätiger Wiedergutmachung? Nach Matt. 18, 21-22 muss man außerdem immer wieder verzeihen.
(08-12-2012, 20:44)Ekkard schrieb: Und es steht ausdrücklich im NT, dass demjenigen die Sünden von Gott nicht vergeben werden, dem die Mitmenschen die Sünde nicht vergeben (können).
Da steht aber auch, dass derjenige, der nicht vergibt, dafür später (beim Jüngsten Gericht) den Schaden haben wird (Gleichnis vom unbarmherzigen Gläubiger, Matth. 18, 23-34, noch mal zusammengefasst in Matth. 18, 35).
Den Spruch „Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein.“ (Matt. 18,18) verstehe ich (anders als anscheinend du) dagegen als spätere Erfindung, da er sich wohl vor allem an die Jünger richtet und damit Jesu Nachfolgern erlaubte, den Laien unter den Gläubigen nach Lust und Laune Sünden zu vergeben oder eben nicht.