09-12-2012, 00:09
(08-12-2012, 22:59)Lelinda schrieb: Das erste Gebot ist aber eindeutig (nur) auf Gott bezogen. Es sei denn, damit sollte klargestellt werden, dass kein anderer (Gott) hinsichtlich der folgenden Gebote mitmischen und z.B. andere Sitten fordern können sollte.Wohl eher war der Zusammenhalt des alt-israelitischen Volkes unter dem "Dach" des einen Gottes gemeint.
(08-12-2012, 22:59)Lelinda schrieb: Das Volk glaubte aber anscheinend doch, dass man mit kleinen Sünden Gott selbst (und nicht nur den König, Vater, Priester oder einen anderen übergeordneten Menschen) verärgern konnte. Wie du an den Sprüchen mancher Gläubige zu Unglücken wie Naturkatastrophen oder Aids in der Zeitung lesen kannst, glauben viele das noch heute.Yep - das Volk glaubt vieles, und dieses Viele ist z. T. Zweck-gerichtet gestreuter Aberglaube. Die alttestamentlichen Kriegsberichte sind ein beredtes Beispiel. Der viel genannte "Zorn Gottes" ist hingegen nur die Folge von Sünde (z. B. der fiese Onkel).
(08-12-2012, 22:59)Lelinda schrieb: Gut, der Täter soll Reue zeigen. Aber wo steht da etwas von Wiedergutmachung?Die war aber nach jüdischem Brauch selbstverständlich. Die von dir zitierten Verse Mt. 18, 15-17 haben damit gar nichts zu tun. Dort geht es darum, Friede in der Gemeinde zu halten, also Dinge wie Beleidigungen zu unterlassen und nicht gleich "juristisch dreinzuschlagen", wenn's nicht auf Anhieb geht. Entscheidend ist der Endvers Mt. 18, 35.
Richtig ist: Man soll vergeben, wenn man es kann, also wenn es keine Hinderungsgründe (z. B. fortbestehende Verbrechen) gibt. Natürlich, das Leben geht weiter, und es wird wieder und wieder Konflikte geben. Deshalb ruft Jesus hier dazu auf, den Versöhnungsprozess immer wieder anzuwenden. Auch das ist nichts Ungewöhnliches in unserer Zeit.
(08-12-2012, 22:59)Lelinda schrieb: Da steht aber auch, dass derjenige, der nicht vergibt, dafür später (beim Jüngsten Gericht) den Schaden haben wird (Gleichnis vom unbarmherzigen Gläubiger, Matth. 18, 23-34, noch mal zusammengefasst in Matth. 18, 35).Lies diese Geschichte bitte nochmal genau. Die Sünde besteht doch darin, den eigenen Schuld-Erlass als selbstverständlich hinzunehmen und gleich anschließend dem nächst-niederen durch Drohung mit Gewalt die Schuldsumme abzupressen. Im Erfolgsfall eine sehr ungerechte Bereicherung!
(08-12-2012, 22:59)Lelinda schrieb: Den Spruch „Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein.“ (Matt. 18,18) verstehe ich (anders als anscheinend du) dagegen als spätere Erfindung, da er sich wohl vor allem an die Jünger richtet und damit Jesu Nachfolgern erlaubte, den Laien unter den Gläubigen nach Lust und Laune Sünden zu vergeben oder eben nicht.Mit der Annahme einer Gemeindebildung könntest du Recht haben. Aber, wie auch immer: Hier deutet sich eine juristische Aufarbeitung von "sich wiederholenden Sünden" oder gar schlimmen Verbrechen durch die Gemeinde oder deren Vertreter an. Diese können eben auch "lösen", d. h. im irdischen Sinne Urteile sprechen.
Allerdings ist hier mit "Himmel" das bevorstehende Gottesreich gemeint, das nach "Ende der Welt" aufgerichtet wird. D. h. hier soll fortgelten, was zuvor Gemeindebeschluss war. Klug gedacht!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard