17-12-2012, 00:25
(16-12-2012, 22:42)Glaurung40 schrieb: Religiöse Toleranz, gehört ganz entscheidend zu einer pluralen und freien Gesellschaft wie der unseren. Eben kein Problem damit zu haben, wenn die Mitmenschen andere Dinge glauben als man selbst, solange das nicht in irgendeiner Weise schlimme Folgen hat. Das hat mit Gleichgültigkeit gegenüber seinem Nächsten nichts zu tun. Seltsamerweise berufen sich meistens die Fundamentalisten am allerhäufigsten auf dieses Grundrecht und sehen das allein schon dadurch bedroht, wenn jemand nur äussert, dass er mit dem speziellen Glauben halt nichts anfangen kann.
Stimmt. Aber das kann nur zwei Gründe haben:
Entweder diese Fundamentalisten sind wirklich vollkommen überzeugt von ihrem Glauben, dass jeder, der nicht dasselbe glaubt wie sie, verdammt wird, und versuchen darum, ihn zu retten. Oder sie fürchten insgeheim, dass die Zweifler Recht haben könnten, und wollen diesen Gedanken von sich abprallen lassen.
Im ersten Fall ist es die Furcht vor einem grausamen Gott, und zwar nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Leute. Eigentlich also wirklich der Wunsch, zu helfen, auch wenn es in den Augen anderer eher eine Bevormundung ist. Im zweiten Fall ist es die Sorge, sich einem Irrtum verschrieben zu haben.
(16-12-2012, 22:42)Glaurung40 schrieb: In den Augen des gläubigen Christen, kann nur der gut sein, der an das gleiche glaubt wie er. Egal wie er sich tatsächlich anderen gegenüber benimmt.
Das ist Auslegungssache. Die Bibel hat zwar „Belege“ für diese Ansicht, allerdings wird an anderer Stelle auch behauptet, dass es nicht so wichtig ist, ob man an Jesus glaubt oder nicht, sondern dass es vor allem (oder gar: nur) darum geht, wie man sich gegenüber den Mitmenschen verhält. Siehe dazu Matthäus, Kapitel 25 (über das Jüngste Gericht).
Man kann sich also die gewünschte Variante herauspicken.
(16-12-2012, 22:42)Glaurung40 schrieb: Denke mal genauer drüber nach, was das denn für eine Moral bzw. Haltung gegenüber anderen Menschen ist. Auch an einen Gott zu glauben, dem vollkommen gleichgültig ist, wie ein Mensch lebt, ob er mordet, andere betrügt etc., wenn der Mensch glaubt und am Ende seines Lebens bereut, dann ist alles gut ? Tut mir leid, kann darin nichts erkennen, was einen auch nur im entferntesten zu einem besseren Menschen machen könnte.
Der Sünder sollte nach Jesu Meinung noch eine letzte Chance bekommen, vielleicht, weil die (zumindest seine) Vorstellung von der Vergeltung nach dem Tod schon für kleinste Bagatellen ja extrem schrecklich war. Wer bereits auf der schiefen Bahn war, sollte nicht denken müssen, dass es sich sowieso nicht mehr lohnt, sich zu bessern, sondern wissen (oder glauben), dass noch nicht alles verloren war. Die Reue und Vergewisserung, noch eine Chance zu haben, sollte dann auch zu einer Besserung des Verhaltens führen.
Davon abgesehen gebe ich dir Recht, dass ein Gott, der Verbrechen gegenüber anderen Menschen als unwichtig ansieht, sobald der Täter Reue zeigt, den Opfern gegenüber unfair ist. Allerdings: Ein allmächtiger Gott, der selbst Leiden verursacht oder geschehen lässt, die jedes Leid, das ein Mensch verursachen kann, toppen, wird sowieso nicht allzuviel Mitleid mit denjenigen haben, die unter ihren Mitmenschen leiden.