03-04-2013, 12:34
(02-04-2013, 20:42)Vitoria schrieb: Im übrigen ist es von Nutzen, zumindest die Grundzüge solcher Religionen zu kennen, mit denen wir es hier in Deutschland zu tun haben.
Eben. Das würde das gegenseitige Verständnis sehr fördern. Was wissen zum Beispiel christliche Kinder über den Islam? Größtenteils das, was in den Medien berichtet wird, und das ist vorwiegend negativ.
Ein guter, neutraler Anfang wären Erzählungen über Gebräuche in anderen Religionen, zum Beispiel muslimischen oder jüdischen Festen. Das könnte zum Beispiel mit entsprechendem Film-Material veranschaulicht werden und wäre schon für jüngere Schüler interessant.
Wichtig (und gerade jüngeren Kindern gut vermittelbar) sind auch Kenntnisse über den Alltag der Leute, unter denen sich die dazugehörige Religion entwickelt hat, also zum Beispiel über den Alltag in Palästina vor 2000 Jahren (beim Christentum) oder die Gesellschaft in Indien vor 2500 Jahren (beim Buddhismus). In jeder modernen Bibel-Ausgabe gibt es bereits Anmerkungen zur damaligen Lebenswelt. Viele damaligen Bräuche, zum Beispiel das Musizieren bei Bestattungen, sind uns ja heute fremd.
(03-04-2013, 04:11)Harpya schrieb: Ägyptisches Totenbuch, Spruch 125 ( ca. 1500 v. Chr.)
Ich habe kein Unrecht gegen Menschen begangen.
Ich habe keinen Gott gelästert.
Ich habe nicht getötet.
Ich habe niemandem ein Leid zugefügt.
Ich habe keine Unzucht getrieben.
Ich habe nicht gestohlen.
Ich war nicht habgierig
Ich habe nicht die Unwahrheit gesagt
Ich bin nicht aggressiv gewesen
Ich habe mich nicht aufgeblasen, ..
Die 10 Gebote (= Dekalog, um 1200 v. Chr.)
Ich bin der Herr dein Gott.
1. Du sollst keine andern Götter neben mir haben.
2. Du sollst dir von Gott kein Bildnis machen.
3. Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen, denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
4. Du sollst sechs Tage arbeiten. Aber am siebenten Tag sollst du ruhen und diesen Tag heilig halten.
5. Du sollst Vater und Mutter ehren.
6. Du sollst nicht töten.
7. Du sollst nicht ehebrechen.
8. Du sollst nicht stehlen.
9. Du sollst kein falsches Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
10. Du sollst dich nicht lassen gelüsten nach dem, was deinem Nächsten gehört.
Gerade solche Parallelen und die wahrscheinliche gegenseitige Beeinflussung sollte den (älteren, nicht den Grund-) Schülern gezeigt und erklärt werden. Warum sollen die Schüler in dem falschen Glauben gelassen werden, die eigene Religion wäre einfach so vom Himmel gefallen, statt sich (nachgewiesenermaßen) im Austausch mit anderen und als Reaktion auf gesellschaftliche Veränderungen entwickelt zu haben? Das wäre genauso eine Desinformation, wie wenn der Biologie-Unterricht auf die Evolutionslehre verzichten würde, nur weil einige Eltern den Kreationismus vorziehen. Und es würde der Tendenz, die eigenen Anschauungen als allen anderen moralisch überlegen anzusehen, entgegenwirken.
(03-04-2013, 04:11)Harpya schrieb: Was willst du denn da einem Religionsschüler zur Meinungsbildung vermitteln
als Grundlage des Glaubens , alles Blödsinn?
Nein. Religionen (und nicht nur das Christentum) als gesellschaftliche und psychologische Entwicklung. Ganz neutral.
(03-04-2013, 04:11)Harpya schrieb: Wie würdest du dich entscheiden, kein Moses, kein Jesus, Glaube vielleicht nicht ganz korrekt ,
Es ist nicht Aufgabe der Schule zu entscheiden, was die Schüler glauben sollen. Ihre Aufgabe ist es, korrekte, wissenschaftliche Informationen zu vermitteln und nicht mit ihnen hinter den Berg zu halten, nur weil einige Erwachsene sie nicht wahrhaben wollen. Selbstverständlich hat die Schule die einzelnen Religionen oder ihre einzelnen Komponenten (wie den Glauben, dass Jesus Gottes Sohn war) nicht zu bewerten, sondern (außer in Punkten, wo zu unmenschlichen Handlungen aufgerufen oder andere Leute abgewertet werden) zu akzeptieren.
(03-04-2013, 04:11)Harpya schrieb: Berichte eher etwas verstrahlt ?
Abfällige Bemerkungen über die Gläubigen und Schreiber aus der Antike sind natürlich zu unterlassen. Allerdings muss schon klar gemacht werden, dass deren Weltbild eben ein anderes war und man zum Beispiel noch nichts von Bakterien und Viren wusste, sondern bei Erkrankungen an böse Geister glaubte, da man noch zu wenig medizinische Erkenntnisse hatte.