22-11-2013, 19:23
Ich bin selbst Naturwissenschaftler (genauer Experimental-Physiker). Darum ist mir schon "eine Diskussion auf naturwissenschaftlicher Basis" in Zusammenhang mit Glaubensfragen zuwider. Als Methodenlehre basiert (Natur-) Wissenschaft auf etwa einem halben Dutzend recht simpler Grundsätze, die bei der (wissenschaftlichen) Arbeit einzuhalten sind. Wichtig: Es sollen keine Vorab-Annahmen weltanschaulicher Natur in die Arbeit eingeführt werden! Mythen (Gottes-, Schöpfungsgeschichten) haben in der wissenschaftlichen Arbeit absolut nichts zu suchen genau so wenig wie alle möglichen Wertmaßstäbe in der Gesellschaft.
Etwas ganz anderes ist, was der Mensch damit und darin anfängt. Und diese Wünsche müssen modelliert, koordiniert und eingeschränkt werden, wenn die menschliche Gesellschaft funktionieren soll. Insofern braucht es Leit-Vorstellungen (Leitbilder).
Andererseits "passt" Gott ganz gut in unsere Vorstellungswelt als ein Potenzial, das uns veranlasst, verantwortlich mit der physischen und ökologischen Mitwelt umzugehen. Wir müssen lernen, unsere Lebensgrundlagen zu achten und zu lieben.
Die Wissenschaft hat mit Gottesbildern und -Vorstellungen gar nichts zu tun. Letztere fallen in die Zuständigkeit der Gesellschaft, Erstere ist eine Methode zur Feststellung dessen, was ist. Diese Vermischung ist ein einziges Ärgernis, was ich bestenfalls den Bibelautoren verzeihe (weil sie es nicht besser wissen konnten).
(14-11-2013, 23:41)se7en schrieb: Stets versuche ich Dinge logisch erfassen zu können. Möglicherweise ist das die falsche Herangehensweise.Sehr richtig erkannt!
(21-11-2013, 22:36)paradox schrieb: Finde ich nicht falsch. Für mich ist es absolut logisch, dass es Gott gibt, aber vermutlich anders als du es dir vorstellst.Diese Aussage ist unsinnig, weil "Gott" (der Gottesglaube) eine a priori - Vorstellung (eine vor aller Erfahrung eingeführte Vorstellung) ist und die Wahrnehmung bereits filtert. Wenn man etwas in Gedankengänge a priori einführt, kann Anderes nicht heraus kommen.
(14-11-2013, 23:41)se7en schrieb: Einen großen Wahrheitsgehalt finde ich in den Naturwissenschaften.Um Himmels willen!
(21-11-2013, 22:36)paradox schrieb: Sicherlich kann man durch Beobachtung gewisse Dinge besser verstehen und erklären, wie sie funktionieren. Allerdings beantwortet das nicht, warum es diese Dinge gibt und wie diese Dinge entstanden sein sollen?Das ist in dieser Allgemeinheit nicht zutreffend. Wie die Teilchen und ihre Wechselwirkungen entstanden sind, und was daraus wird (z. B. Sonnen, Planeten, (bio-) chemische Moleküle) kann durchaus das "Warum" um ihre Reaktionen beschreiben. Man darf die Fragestellungen nur nicht auf das Absolute, Ewige ausdehnen und damit über-strapazieren.
(14-11-2013, 23:41)se7en schrieb: Anzeichen für ein schöpferisches Wesen bieten außerdem der Urknall und die Naturkonstanten, welche erstaunlich gut auf die Entstehung von Leben angepasst scheinen.Nein! Das hat damit zu tun, dass wir ganz andere Wesen oder überhaupt nicht wären, wenn diese Parameter anders aussähen (Anthropisches Prinzip).
(21-11-2013, 22:36)paradox schrieb: Dass wir überhaupt existieren, ist für mich das größte Indiz, dass es einen Gott geben muss.Nein! Unsere Existenz ist das Eine, und Gott/Götter, höhere Wesen das von uns als religiöses Deutungsgerüst in unsere Welt Eingebrachte. Wir dürfen nicht in den (philosophischen) Denkfehler verfallen, dass menschlichen Vorstellungen irgend etwas Reales zukommt. Günstigsten Falls stimmen bestimmte Modellvorstellung nach vielen Anpassungen mit Beobachtungsdaten (im Wesentlichen) überein. Anderenfalls würden wir nicht überleben.
(14-11-2013, 23:41)se7en schrieb: Wenn es einen Gott gibt, so ist er die Ordnung in dem Zufall.Dies ist eine schwierige Frage, wenn sie nicht gar auf einer sinnwidrigen Anwendung menschlicher Vorstellungen auf vorgefundene Strukturen unserer Welt beruht. Eine makroskopische Ordnung ergibt sich durch summarische Wirkungen der ihr zugrunde liegenden Elemente. Letztere haben einige wenige Weisen, wie sie wechselwirken. Mehr steckt nicht dahinter.
Etwas ganz anderes ist, was der Mensch damit und darin anfängt. Und diese Wünsche müssen modelliert, koordiniert und eingeschränkt werden, wenn die menschliche Gesellschaft funktionieren soll. Insofern braucht es Leit-Vorstellungen (Leitbilder).
(14-11-2013, 23:41)se7en schrieb: Die Wissenschaft ist weit entfernt, die Existenz eines schöpferischen, allwissenden Wesens zu widerlegen.Selbstverständlich. Das ist nämlich nicht ihre Aufgabe! Bitte die Grundlagen der Methodenlehre beachten!
Andererseits "passt" Gott ganz gut in unsere Vorstellungswelt als ein Potenzial, das uns veranlasst, verantwortlich mit der physischen und ökologischen Mitwelt umzugehen. Wir müssen lernen, unsere Lebensgrundlagen zu achten und zu lieben.
(14-11-2013, 23:41)se7en schrieb: Und ist es nicht langsam an der Zeit den Begriff Gott mit den großen ungeklärten Fragen zu verknüpfen? Also beispielsweise Urknall, Bewusstsein etc, um eine Diskussion über ihn wieder interessant zu gestalten? Oder wäre genau dies ein Fehler?Das kannst du doch selbst tun! Wer oder was hindert dich? Rufe nicht nach Autoritäten, deren Hauptanliegen der Erhalt ihrer Partikular-Gemeinschaften ist. Das heißt ja nicht, dass du keiner Glaubensgemeinschaft angehören kannst. Sondern bewahre dir deine eigenen Vorstellungen, wie Mensch und Umwelt zusammen passen könnten, ohne zusammen zu brechen.
(22-11-2013, 13:12)Shila schrieb: Du sollst dir kein Bildnis machen (2 Mose 20,4)Im Prinzip richtig; nur die Begründung ist zu vage.
Das gilt auch für quantentechnische Formulierungen, ob Gott z.B. der singulare Ausgangspunkt war oder ihn ausgelöst hat. Die Wissenschaft wird niemals darüber hinausgehen können, weil sie selbst Teil von ungelösten Fragen ist.
Die Wissenschaft hat mit Gottesbildern und -Vorstellungen gar nichts zu tun. Letztere fallen in die Zuständigkeit der Gesellschaft, Erstere ist eine Methode zur Feststellung dessen, was ist. Diese Vermischung ist ein einziges Ärgernis, was ich bestenfalls den Bibelautoren verzeihe (weil sie es nicht besser wissen konnten).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

