Röm 16,7
Im Grundtext heißt es:
ἀσπάσασθε Ἀνδρόνικον καὶ Ἰουνίαν τοὺς συγγενεῖς μου καὶ συναιχμαλώτους μου, οἵτινές εἰσιν ἐπίσημοι ἐν τοῖς ἀποστόλοις, οἳ καὶ πρὸ ἐμοῦ γέγοναν ἐν Χριστῷ.
…Ἀνδρόνικον (mask.) καὶ Ἰουνίαν (fem.)…
Wollte man Ἰουνίαν (fem. = Junia) als Junias lesen, müsste Ἰουνιᾶν (mask.) dort stehen.
Das findet sich auch in der entsprechenden Fachliteratur.
Beispiele:
P. Lampe in: Die stadtrömischen Christen in den ersten beiden Jahrhunderten, Verl. J. C. P. Mohr, Tübingen 1989, S. 452
Erst Aegidius von Rom (1245-1316 n.Chr.) sah in der den Andronicus begleitenden Person einen Mann. Alle spätantiken Kirchenväter erblickten in IOYNIAN (ΙΟΥΛΙΑΝ) eine Frau, eben weil das feminine "Junia" in der Antike weit verbreitet war, während Junias nicht existierte. - Textkritisch kann in den Majuskeln naturgemäß nicht zwischen Ἰουνιᾶν und Ἰουνίαν unterschieden werden. Aber wie ich mich jetzt überzeugen konnte (Paris, Bibl. Nation., Grec 14, pag. 100 verso, Zeile 1), setzt die Minuskel 33 aus dem 9. Jh. den Akut und schreibt feminines ϊουνίαν, so dass wir entgegen Aland’s Apparat die feminine Lesart durchaus belegt haben. Aland’s Apparat, ja sein Text wären entsprechend zu andern! - Dass Junias ein verkürztes Junianus gewesen sei, ist angesichts dieses klaren Gesamtbefundes eine von Männern erdachte Verlegenheitslösung,…
und U. Wilckens in: Der Brief an die Römer, Neuk. Verl., EKK Studienausgabe 2010, Teil-Bd 3, S. 135f.
Dass ein Ehepaar, Mann und Frau, beide Apostel sind, ist erst seit dem Mittelalter so unglaublich erschienen, dass man statt der Frau Junia einen Mann Junias meinte lesen zu sollen. In der ganzen Alten Kirche hat mit Recht niemand daran Anstoß genommen.
Dazu als Fußnote (647):
Während sämtliche Väter bis ins Mittelalter hinein selbstverständlich in Junia die Frau des Andronikus gesehen haben, hat sich dies seit dem 13. Jh. (Aegidius von Rom) schlagartig geändert; und seit Luthers Übersetzung, der sich an die des Faber Stapulensis gehalten hat, ist in der protestantischen wie in der katholischen Exegese mit wenigen vereinzelten Ausnahmen ein männlicher Name "Junias" gelesen worden, obwohl es einen solchen in der gesamten Literatur sonst nicht gibt und seine Erklärung als griechische Kurzform (Hypocoristicum) der vielbezeugten lateinischen (!) Namen Junianus, Junianius o.a. philologisch höchst unwahrscheinlich ist. Vgl. dazu Lagrange 366; Cranfield 788…
Im Grundtext heißt es:
ἀσπάσασθε Ἀνδρόνικον καὶ Ἰουνίαν τοὺς συγγενεῖς μου καὶ συναιχμαλώτους μου, οἵτινές εἰσιν ἐπίσημοι ἐν τοῖς ἀποστόλοις, οἳ καὶ πρὸ ἐμοῦ γέγοναν ἐν Χριστῷ.
…Ἀνδρόνικον (mask.) καὶ Ἰουνίαν (fem.)…
Wollte man Ἰουνίαν (fem. = Junia) als Junias lesen, müsste Ἰουνιᾶν (mask.) dort stehen.
(30-01-2014, 10:22)Ulan schrieb: "Der erste Ausleger, bei dem der Name Junias auftaucht, ist Aegidius von Rom (1245–1316)".
Keine Ahnung, ob das stimmt.
Das findet sich auch in der entsprechenden Fachliteratur.
Beispiele:
P. Lampe in: Die stadtrömischen Christen in den ersten beiden Jahrhunderten, Verl. J. C. P. Mohr, Tübingen 1989, S. 452
Erst Aegidius von Rom (1245-1316 n.Chr.) sah in der den Andronicus begleitenden Person einen Mann. Alle spätantiken Kirchenväter erblickten in IOYNIAN (ΙΟΥΛΙΑΝ) eine Frau, eben weil das feminine "Junia" in der Antike weit verbreitet war, während Junias nicht existierte. - Textkritisch kann in den Majuskeln naturgemäß nicht zwischen Ἰουνιᾶν und Ἰουνίαν unterschieden werden. Aber wie ich mich jetzt überzeugen konnte (Paris, Bibl. Nation., Grec 14, pag. 100 verso, Zeile 1), setzt die Minuskel 33 aus dem 9. Jh. den Akut und schreibt feminines ϊουνίαν, so dass wir entgegen Aland’s Apparat die feminine Lesart durchaus belegt haben. Aland’s Apparat, ja sein Text wären entsprechend zu andern! - Dass Junias ein verkürztes Junianus gewesen sei, ist angesichts dieses klaren Gesamtbefundes eine von Männern erdachte Verlegenheitslösung,…
und U. Wilckens in: Der Brief an die Römer, Neuk. Verl., EKK Studienausgabe 2010, Teil-Bd 3, S. 135f.
Dass ein Ehepaar, Mann und Frau, beide Apostel sind, ist erst seit dem Mittelalter so unglaublich erschienen, dass man statt der Frau Junia einen Mann Junias meinte lesen zu sollen. In der ganzen Alten Kirche hat mit Recht niemand daran Anstoß genommen.
Dazu als Fußnote (647):
Während sämtliche Väter bis ins Mittelalter hinein selbstverständlich in Junia die Frau des Andronikus gesehen haben, hat sich dies seit dem 13. Jh. (Aegidius von Rom) schlagartig geändert; und seit Luthers Übersetzung, der sich an die des Faber Stapulensis gehalten hat, ist in der protestantischen wie in der katholischen Exegese mit wenigen vereinzelten Ausnahmen ein männlicher Name "Junias" gelesen worden, obwohl es einen solchen in der gesamten Literatur sonst nicht gibt und seine Erklärung als griechische Kurzform (Hypocoristicum) der vielbezeugten lateinischen (!) Namen Junianus, Junianius o.a. philologisch höchst unwahrscheinlich ist. Vgl. dazu Lagrange 366; Cranfield 788…
MfG B.